Medizin
Raucher sterben häufiger an COVID-19
Dienstag, 26. Januar 2021
Cleveland/Ohio – Langjährige Raucher erkranken im Fall einer Infektion mit SARS-CoV-2 häufiger schwer an COVID-19. Sie werden laut der Analyse eines Patientenregisters in JAMA Internal Medicine (2021; DOI: 10.1001/jamainternmed.2020.8360) öfter im Krankenhaus und dort auf Intensivstation behandelt. Auch das Sterberisiko war erhöht.
Langjähriges Rauchen schädigt nicht nur die Lungen, es kommt auch zu einer beschleunigten Atherosklerose, die zu einer arteriellen Hypertonie und Herz-Kreislauf-Erkrankungen führt. Es war deshalb überraschend, dass Tabakrauchen in früheren Studien nicht als eindeutiger Risikofaktor für einen schweren Verlauf von COVID-19 ermittelt werden konnte, obwohl SARS-CoV-2 neben den Lungen auch das Endothel der Blutgefäße infiziert.
Ein Grund könnten ungenaue Angaben in den Krankenakten sein. Die Patienten werden dort häufig nur nach den aktuellen Gewohnheiten gefragt. Beim Rauchen ist jedoch die kumulative Dosis entscheidend, die sich am besten durch Angabe der Packungsjahre ermitteln lässt. Das ist die Zahl der täglich gerauchten Packungen multipliziert mit der Dauer des Rauchens in Jahren. Diese Angaben wurden in dem Patientenregister erfasst, dass die Cleveland-Clinic im März letzten Jahres zu COVID-19 eingerichtet hat.
Bisher wurden dort Daten zu 7.102 Patienten gesammelt, von denen 172 aktive und 910 ehemalige Raucher waren. Insgesamt 341 hatten es auf mehr als 30 Packungsjahre gebracht. Die Hospitalisierungsrate war in dieser Gruppe 4,65-fach höher als bei den Niemalsrauchern. Sie wurden 2,11-fach häufiger auf Intensivstation behandelt und ihr Sterberisiko war 6,2-fach erhöht.
Der größte Teil des Risikos ließ sich auf das deutlich höhere Alter der Langzeitraucher zurückführen. Doch auch wenn Alter, Geschlecht und ethnische Herkunft berücksichtigt wurden, waren mehr als 30 Packungsjahre mit einem erhöhten Risiko auf eine Hospitalisierung (Odds Ratio 2,25; 95-%-Konfidenzintervall 1,76 bis 2,88), eine Behandlung auf Intensivstation (Odds Ratio 1,69; 1,23 bis 2,35) und einen Tod (Odds Ratio 1,89; 1,29 bis 2,76) signifikant.
Weitere Analysen ergaben, dass das Risiko überwiegend auf die Begleiterkrankungen zurückzuführen ist. 30 Packungsjahre hinterlassen ihre Spuren im Körper: 85,5 % hatten im Alter von durchschnittlich 71 Jahren eine arterielle Hypertonie, 47,2 % eine COPD oder ein Emphysem, 43,1 % eine Koronare Herzkrankheit, 32,3 % eine Herzschwäche, 30,8 % Krebs (aktuell oder in der Vorgeschichte) und 22,9 % Asthma. Langjähriges Rauchen ist auch ohne SARS-CoV-2 lebensgefährlich und kaum mit einem gesunden Altern zu vereinbaren. © rme/aerzteblatt.de

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