Medizin
SARS-CoV-2: Infektiosität lässt auch in positiven Abstrichen frühzeitig nach
Montag, 1. Februar 2021
Seoul – Die Infektiosität von SARS-CoV-2 in einem Rachenabstrich kann nachlassen, lange bevor der Gennachweis mit der Polymerase-Kettenreaktion (PCR) wieder negativ ausfällt. Dies zeigen die Ergebnisse einer seriellen Untersuchung im New England Journal of Medicine (2020; DOI: 10.1056/NEJMc2027040).
Der PCR-Nachweis ist die Standarduntersuchung zur Diagnose von Virusinfektionen wie SARS-CoV-2. Der Test weist einzelne Erregergene, jedoch keine intakten Erreger nach.
Es besteht die Möglichkeit, dass der Test über die Dauer der Infektion hinaus positiv ausfällt, weil noch „Virustrümmer“ in Nase oder Rachen vorhanden sind. Ein sicherer Nachweis der Infektiosität ist nur mit aufwendigen Tests möglich, bei denen im Labor untersucht wird, ob das Material aus den Abstrichen lebende Zellen abtöten kann.
Ein Team um Jin-Won Chung von der Chung-Ang Universitsklinik in Seoul hat diese Untersuchungen an einer Gruppe von 21 Patienten im Verlauf der Erkrankung alle 2 Tage durchgeführt. Die Teilnehmer waren im Mittel 62 Jahre alt, aber nicht kritisch erkrankt.
Zwar benötigten 38 % Sauerstoff, doch die Infektion war wohl auf die Lungen beschränkt (SOFA-Index 0 von 24 Punkten, APACHE II-Score 5 von 71 Punkten, wobei eine höhere Punktzahl jeweils eine schwerere Erkrankung anzeigt).
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Bei den 21 Teilnehmern wurden solange alle 2 Tage Abstriche entnommen, bis die Ergebnisse negativ waren. Dies war bei den PCR-Tests nach median 34 Tagen der Fall (untere Grenze des 95-%-Konfidenzintervalls 24 Tage).
Die Infektiosität der Viren in der Zellkultur ließ bereits nach 7 Tagen (95-%-Konfidenzintervall 5 bis 10 Tage) nach. Letztmalig wurden 12 Tage nach Symptombeginn lebende Viren im Abstrich nachgewiesen (bei Patient 6). Das Fieber war erst seit 3 Tagen zurückgegangen (bei Patient 14).
Positive Viruskulturen wurden nur bei Patienten mit einem Zyklusschwellenwert von 28,4 oder weniger nachgewiesen. Der Zyklusschwellenwert gibt an, wie häufig die Zahl der Viren durch die Polymerase verdoppelt werden muss, bevor ein Farbumschlag ein positives Ergebnis anzeigt.
Ein hoher Zyklusschwellenwert gibt deshalb eine niedrige Virusmenge im Abstrich an. Auch wenn die Aussagekraft der Studie aufgrund der geringen Teilnehmerzahl gering ist, zeigt sie doch, dass eine Quarantäne bis zur erneuten Negativität des PCR-Tests nicht immer notwendig ist. © rme/aerzteblatt.de

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