Medizin
Vitamin D: Arbeitsplatz im Freien könnte (ein wenig) vor Brustkrebs schützen
Montag, 8. März 2021
Kopenhagen – Frauen, die beruflich häufig einer direkten Sonnenstrahlung ausgesetzt sind, erkranken einer Studie in Occupational and Environmental Medicine (2021; DOI: 10.1136/oemed-2020-107125) zufolge etwas seltener an Brustkrebs. Eine signifikante Assoziation war jedoch nur für Mammakarzinome nach dem 50. Lebensjahr nachweisbar.
Vitamin D wird hauptsächlich durch die Einwirkung von UV-B-Strahlen in der Haut gebildet. Büroarbeiter haben deshalb niedrigere Vitamin D-Konzentrationen als Menschen, die sich beruflich viel im Freien aufhalten. Hinzu kommt, dass viele Menschen mittlerweile zur Vermeidung von Hautkrebs auch in ihrer Freizeit das direkte Sonnenlicht meiden (oder die UV-Strahlen durch Lichtschutzmittel blockieren). Dies hat vor allem in nördlicheren Ländern dazu beigetragen, dass viele Menschen nicht nur in den Wintermonaten einen Vitamin D-Mangel haben.
Zu den Folgen könnte neben einer Förderung der Osteoporose auch ein erhöhtes Krebsrisiko zählen, da Vitamin D auch regulierend in das Zellwachstum eingreift. Epidemiologen ist zudem aufgefallen, dass parallel zu der zunehmenden Sonnenvermeidung in Beruf und Freizeit die Zahl der Brustkrebserkrankungen gestiegen ist.
Julie Elbaek Pedersen von der Dänischen Krebsgesellschaft und Mitarbeiter in Kopenhagen haben jetzt erstmals untersucht, ob es einen Zusammenhang zwischen der beruflichen Tätigkeit und der Brustkrebsinzidenz gibt. Sie setzten dazu die berufliche Tätigkeit von Frauen, die nach 1946 geboren wurden, mit der Häufigkeit von Krebserkrankungen in Beziehung. Dies ist in Dänemark möglich, da alle Einwohner bei der Geburt eine 10-stellige Identifikationsnummer erhalten, die in den unterschiedlichen Personenregistern verwendet wird.
Die Informationen zur beruflichen Tätigkeit entnahmen die Forscher dem Register der „Arbejdsmarkedets Tillægspension“, das für die Verteilung von Renten zuständig ist, die sich aus den Jahren der Berufstätigkeit berechnen. Daten zu Krebserkrankungen entnahmen sie dem „Cancerregisteret“, das bereits 1943 eingerichtet wurde.
Ergebnis: Frauen, die über viele Jahre einer beruflichen Tätigkeit im Freien nachgingen, erkrankten tatsächlich seltener an Brustkrebs. Ein Zusammenhang war allerdings erst nach mehr als 20 Berufsjahren erkennbar. Pedersen ermittelt eine Odds Ratio von 0,85, die mit einem 95-%-Konfidenzintervall von 0,78 bis 0,93 signifikant ist. Frauen, die sich beruflich viel im Freien aufhalten, erkranken demnach zu 15 % seltener an Brustkrebs.
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Die Assoziation war in erster Linie auf Erkrankungen nach dem 50. Lebensjahr beschränkt (Odds Ratio 0,83; 0,75 bis 0,92 für mehr als 20 Berufsjahre). In einer Analyse, die die kumulative UV-Exposition abschätzt, ermittelt Pedersen eine Odds Ratio von 0,89 (0,83 bis 0,95) für Viertel mit der stärksten Exposition. Bei früheren Erkrankungen war der Zusammenhang schwächer und nicht signifikant (Odds Ratio 0,94; 0,80 bis 1,12).
Als epidemiologische Studie kann die Untersuchung eine Kausalität nicht beweisen. Die Forscher hatten keine Informationen über die Einnahme von Vitamin D oder das Freizeitverhalten, das die Vitamin D-Bildung in der Haut beeinflussen kann. Frühere Studien haben laut Pedersen jedoch gezeigt, dass Büroarbeiter in der Regel niedrigere Vitamin D-Werte im Blut haben.
Auch andere Lebensstilfaktoren, die das Brustkrebsrisiko beeinflussen, konnte Pedersen nicht bei ihrer Analyse berücksichtigen. Dazu gehören beispielsweise Hormonbehandlungen (orale Kontrazeptiva, Hormonersatztherapie), Alkoholkonsum, Fettleibigkeit und körperliche Aktivität. © rme/aerzteblatt.de
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