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Medizin

SARS-CoV-2: Britische Variante hat Mutation E484K der südafrikanischen Variante übernommen

Mittwoch, 10. Februar 2021

/peterschreiber.media, stock.adobe.com

London – Die Mutation E484K, die für die schlechtere Impfstoffwirkung gegen die südafrikanische Variante B.1.351 verantwortlich gemacht wird, wurde Ende Januar erstmals in der britischen Variante B.1.1.7 nachgewiesen. Nachdem sie inzwischen bei 21 Infizierten gefunden wurde, stufte die Behörde Public Health England sie gestern als „Variant of Concern“ ein.

Die Mutation E484K ist sowohl in der südafrikanischen Variante B.1.351 als auch in der brasilianischen Variante B.1.1.28 als eine von mehreren Veränderungen vorhanden. Sie befindet sich in der Rezeptor­bindungsstelle in dem Bereich, der beim Andocken von SARS-CoV-2 direkten Kontakt zum ACE2-Rezeptor der Zelle hat. Dies legt einen Einfluss auf die Infektiosität und die Immunität nach Impfung oder früherer Infektion nahe.

Eine kürzlich von einem Team um Nathaniel Landau vom NYU Langone Vaccine Center in bioRxiv (2021; DOI: 10.1101/2021.02.05.430003) vorveröffentlichte Studie ergab, dass die Seren von rekonvaleszenten Personen, die eine Infektion mit dem Wildtyp von SARS-CoV-2 überstanden haben, auch Laborviren neutralisieren, die sich nur durch die Mutation E484K vom Wildtyp unterscheiden, wobei es unter den einzelnen Seren allerdings Unterschiede gab.

Bei einigen Seren war die mittlere inhibitorische Konzentration (IC50) um 70 % erhöht, sprich es waren mehr Antikörper notwendig, um die Laborviren von der Infektion der Zellen abzuhalten. Die Auswirkun­gen der Einzelmutation E484K auf die IC50 waren genau so groß wie die aller Mutationen von B.1.351 zusammen. Dies deutet laut Landau darauf hin, dass die Einzelmutation E484K für den Verlust der neutralisierenden Wirkung verantwortlich war.

Der mRNA-Impfstoff BNT162b2 von Biontech/Pfizer zeigte in den Laborexperimenten eine 7-fach stär­kere Wirkung gegen den Wildtyp als eine natürliche Infektion. Die Schutzwirkung gegen die südafrika­nische Variante B.1.351 war jedoch um den Faktor 3,1 abgeschwächt. Gegen die Laborviren, die nur die Mutation E484K trugen, war die Wirksamkeit sogar um den Faktor 4,3 vermindert. Dies deutet darauf hin, dass E484K für die schwächere Schutzwirkung verantwortlich ist, die allerdings noch immer besser war als die Schutzwirkung einer früheren Infektion mit dem Wildtyp.

Die Ergebnisse der Laborstudie erscheinen virologisch plausibel, da Mutationen an der Rezeptorbin­dungs­stelle die Antigenität verändern und Antikörper, die gegen diese Stelle des S-Proteins gerichtet sind, dann möglicherweise nicht mehr greifen. Da Antikörper gegen die Rezeptorbindungsstelle die stärkste neutralisierende Wirkung haben, könnte dies die Wirksamkeit des Impfstoffs erheblich vermin­dern. Die Laborexperimente sind jedoch nur bedingt in der Lage, das Verhalten der echten Virusvarianten vorherzusagen.

Die südafrikanische Regierung hat vor einigen Tagen den Einsatz des Impfstoffs AZD1222 von Astra­zeneca ausgesetzt, nachdem eine Studie der Universitäten Oxford und Witwatersrand eine verminderte Schutzwirkung gefunden hatte.

Das Auftreten der Mutation überraschte die vom Science Media Centre in London befragten Virologen nicht. Entscheidend wird nach Einschätzung von Jonathan Stoye vom Francis Crick Institute in London sein, ob sich die neue britische Variante durchsetzt. Die neue Variante könnte durch Neumutation oder durch Genaustausch in einem Patienten entstanden sein, der sowohl mit der britischen als auch mit der südafrikanischen Variante infiziert war.

Am 1. Februar war sie bei 11 von 214.159 analysierten Sequenzen gefunden worden. Am 8. Februar war die Zahl auf 21 gestiegen. Die Variante wird jetzt als VOC-202102/02 geführt. VOC steht für „Variant of Concern“. © rme/aerzteblatt.de

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