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Medizin

COVID-19: US-Kliniken machen gute Erfahrungen mit prophylaktischer Antikoagulation

Freitag, 12. Februar 2021

/Sherry Young, stock.adobe.com

London – Eine prophylaktische Antikoagulation, die zumeist mit einem Heparin erfolgt, könnte bei hospitalisierten Patienten mit COVID-19 das Sterberisiko senken. Zu diesem Ergebnis kommt eine Analyse von Krankenakten der US-Veteranenbehörde im Britischen Ärzteblatt (BMJ, 2021; DOI: 10.1136/bmj.n311).

Die Beobachtung, dass viele Patienten mit COVID-19 venöse oder arterielle Thromben erleiden, hat dazu geführt, dass heute bei den meisten Patienten im Krankenhaus eine prophylaktische Antikoagulation durchgeführt wird, was mittlerweile auch von vielen Fachgesellschaften und der Weltgesundheits­organisa­tion (WHO) empfohlen wird. Ein Beleg durch randomisierte klinische Studien steht noch aus.

Clinicaltrials.gov listet derzeit 57 laufende Studien. Sie sind notwendig, weil jede Antikoagulation mit einem Blutungsrisiko verbunden ist, das mit dem Nutzen in Beziehung gesetzt werden muss.

Bis die Ergebnisse aus den randomisierten Studien vorliegen, kann die Analyse von elektronischen Krankenakten einen ersten Hinweis auf die zu erwartende Wirkung liefern. Ein Team um Christopher Rentsch von der London School of Hygiene & Tropical Medicine hat jetzt die Daten der US-Veteranen­behörde aus der Zeit vom 1. März bis zum 31. Juli 2020 ausgewertet.

Von den 4.297 Patienten mit COVID-19 wurden schon damals 84 % innerhalb der ersten 24 Stunden nach der Aufnahme prophylaktisch mit Antikoagulanzien behandelt. 2/3 erhielten Enoxaparin, die anderen in der Regel konventionelles Heparin.

Von den Patienten, bei denen eine prophylaktische Antikoagulation durchgeführt wurde, sind in den ersten 30 Tagen 14,3 % gestorben gegenüber 18,7 % in der Gruppe, die kein Enoxaparin oder Heparin erhielt. Rentsch ermittelt eine Hazard Ratio von 0,73, die mit einem 95-%-Konfidenzintervall von 0,66 bis 0,81 signifikant ist.

Die absolute Differenz von 4,4 Prozentpunkten bedeutet, dass etwa 23 Patienten behandelt werden müssen, um einen Todesfall zu verhindern. Die Auswirkungen wären damit geringer als bei anderen Therapien wie Steroiden oder Tocilizumab. Es könnte sein, dass mit einer therapeutischen Antiko­agulation eine bessere Wirkung erzielt wird. Zu ihr wird derzeit wegen der fehlenden Daten aus Therapiestudien nicht geraten.

Rentsch hat versucht, das Blutungsrisiko der niedrigeren prophylaktischen Antikoagulation abzu­schätzen. Einen Ansatzpunkt bietet hier die Notwendigkeit von Bluttransfusionen, die in den Kranken­akten vermerkt werden. Insgesamt haben 198 Patienten (4,6 %) Blutkonserven erhalten.

Die antikoagulierten Patienten waren nicht häufiger betroffen als die Vergleichsgruppe. Rentsch ermittelt eine Hazard Ratio von 0,87 mit einem relativ engen 95-%-Konfidenzintervall von 0,71 bis 1,05, das es unwahrscheinlich macht, dass ein größeres Risiko übersehen wurde. Dies gilt allerdings nur unter der Voraussetzung, dass keine Unterschiede zwischen den beiden Gruppen übersehen wurden.

Die Akten der US-Veteranenbehörde ermöglichten es Rentsch, 45 verschiedene Patienteneigenschaften zu berücksichtigen. Dies verringert die Gefahr, dass Confounder, die die Ergebnisse verzerren, übersehen wurden. Gewissheit zum Nutzen einer Antikoagulation werden allerdings erst die Ergebnisse der rando­mi­sierten Studien liefern. © rme/aerzteblatt.de

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