Politik
Astrazeneca-Impfstoff: Kein neues Risikosignal, weitere Appelle
Freitag, 19. Februar 2021
Langen – Auch nach einigen negativen Erfahrungen von Geimpften haben die Behörden keine besonderen Bedenken gegen den COVID-19-Impfstoff von Astrazeneca. Erneut appellierten Politik und Ärzte heute an die Menschen, den Impfstoff nicht abzulehnen.
Der Impfstoff von Astrazeneca ist in Deutschland nur bis zum Alter von 64 Jahren empfohlen. In den vergangenen Tagen waren aus mehreren Ländern Meldungen gekommen, dass jüngere Menschen mit erster Priorität – etwa Beschäftigte in Krankenhäusern – das Vakzin nicht wollten oder die beiden anderen derzeit zugelassenen Impfstoffe von Biontech und Moderna bevorzugten. Auch wurde von Impfreaktionen und Krankmeldungen berichtet.
„Das Nutzen-Risiko-Profil wird für alle drei Impfstoffe als weiterhin positiv bewertet“, berichtete das für die Sicherheit von Impfstoffen zuständige Paul-Ehrlich-Institut (PEI) gestern in Langen. Sowohl eigene Analysen als auch internationale Daten „weisen nicht auf ein neues Risikosignal hin“, heißt es in dem jüngsten Sicherheitsbericht zu COVID-19-Impfstoffen.
Das Mittel von Astrazeneca wurde als dritter verfügbarer Impfstoff erst am 30. Januar zugelassen – bis 12. Februar wurden dem PEI 20 Verdachtsfälle von Nebenwirkungen oder Impfkomplikationen nach Verabreichung des Astrazeneca-Impfstoffs direkt gemeldet. Man habe aber Berichte aus Kliniken und Pflegeeinrichtungen bekommen, „in denen über vermehrte Krankmeldungen des mit dem COVID-19-Impfstoff von Astrazeneca geimpften Personals berichtet wird“, hieß es aus Langen.
Bei den gemeldeten Reaktionen handelt es sich dem PEI zufolge um „bekannte und in der Fachinformation aufgeführte systemische, vorübergehende unerwünschte Reaktionen wie Fieber, Schüttelfrost, Kopfschmerzen, Muskel- und Gliederschmerzen und allgemeines Krankheitsgefühl, die insgesamt als grippeähnliche Beschwerden zusammengefasst werden können“.
Die Reaktionen seien „nicht mit schwereren oder länger andauernden Erkrankungen verbunden“. Es handle sich in der Regel um „die normale Immunantwort des Körpers auf die Impfung“. Aus den klinischen Prüfungen sei bekannt, dass ältere Personen weniger stark reagierten als jüngere. Die Häufigkeit von Nebenwirkungen nehme bei der zweiten gegenüber der ersten Impfung leicht ab.
Bis zum 12. Februar wurden in Deutschland 3,8 Millionen Impfungen mit Biontech/Pfizer, knapp 87.000 Impfungen mit Moderna und gut 31.000 Impfungen mit Astrazeneca durchgeführt. Von den 7.690 gemeldeten Verdachtsfällen entfielen 7.277 auf Biontech/Pfizer, 258 auf Moderna und 20 auf Astrazeneca, in 135 Fällen wurde der Impfstoff nicht genannt.
Insgesamt 1.178 Fälle wurden als schwerwiegend eingestuft. „Die Melderate betrug für die drei Impfstoffe zusammen 1,9 pro 1.000 Impfdosen, für Meldungen über schwerwiegende Reaktionen 0,3 pro 1000 Impfdosen“, hat das PEI berechnet.
Astrazeneca selbst betonte, man habe keine Kenntnis über schwere Nebenwirkungen des Impfstoffs. „Derzeit fallen die beschriebenen Reaktionen so aus, wie wir sie aufgrund der Informationen aus unseren klinischen Tests erwartet hatten“, teilte ein Sprecher in Cambridge mit.
Dazu zählten vorübergehende Schmerzen und Druckempfindlichkeit an der Injektionsstelle, leichte bis mittelschwere Kopfschmerzen, Müdigkeit, Schüttelfrost, Fieber, Unwohlsein und Muskelschmerzen. Nebenwirkungen träten meistens am Tag nach der Impfung auf und seltener nach der zweiten Dosis.
„Es wurden keine schwerwiegenden unerwünschten Ereignisse im Zusammenhang mit der Impfung mit dem COVID-19-Impfstoff von Astrazeneca bestätigt“, betonte der Sprecher. Das Unternehmen beobachte die Situation genau. „Alle Chargen des Impfstoffs unterliegen strengen und gründlichen Qualitätsstandards und -kontrollen.“ Das Mittel sei in mehr als 50 Ländern auf vier Kontinenten zugelassen worden.
Erneuter Impfappell
Bundesgesundheitsminister Jens Spahn (CDU) rief erneut dazu auf, angebotene Coronaimpfungen mit dem Vakzin von Astrazeneca anzunehmen. „Alle drei Impfstoffe sind sicher und wirksam“, sagte Spahn heute in Berlin. Die Bundesländer könnten zudem schon bald den Menschen in der zweiten Prioritätsgruppe ein Impfangebot machen. „Es bleibt nichts liegen“, sagte Spahn dazu. Wenn jemand die Impfung nicht wolle, werde sie dem nächsten angeboten.
Der bayerische Gesundheitsminister Klaus Holetschek (CSU) regte dagegen eine Diskussion über die Reihenfolge zu einem späteren Zeitpunkt an. Wenn der Impfstoff in den priorisierten Gruppen nicht angenommen werde und es gleichzeitig Menschen gebe, die geimpft werden wollten, sollten Bund und Länder prüfen, „wie wir das hinkriegen“, sagte Holetschek bei der gemeinsamen Pressekonferenz.
Auch der Präsident des Robert-Koch-Instituts, Robert Wieler, rief zur Impfung mit Astrazeneca auf. Alle drei bislang in Deutschland zugelassenen Impfstoffe seien sicher und wirksam und schützten nach aktuellem Wissensstand auch vor Erkrankungen durch die neuen Virusvarianten, sagte Wieler.
Ähnlich äußerte sich Klaus Reinhardt, der Präsident der Bundesärztekammer, in der Rheinischen Post. „Wir sollten jetzt keine Zeit mit einer Debatte darüber vergeuden, ob wir den guten oder einen vermeintlich noch besseren Impfstoff möchten“, sagte er der Zeitung.
Oberste Priorität müsse sein, in dieser Notlage möglichst schnell möglichst viele Menschen zu impfen. Die derzeit in Deutschland verfügbaren Impfstoffe hätten alle notwendigen Prüfungen durchlaufen. „Sie helfen also, schwere Krankheitsverläufe und Krankenhausaufenthalte zu vermeiden“, sagte Reinhardt.
Die Präsidentin der Thüringer Landesärztekammer, Ellen Lundershausen, warnte davor, die Wirksamkeit des Coronaimpfstoffs von Astrazeneca grundsätzlich in Frage zu stellen. Dies wäre ein verheerendes Signal, erklärte Lundershausen.
Alle bisher in der EU zugelassenen Coronaimpfstoffe seien „wichtige Bausteine auf unserem Weg aus der Pandemie“. Sie wies darauf hin, dass nach einer Impfung leichtere Nebenwirkungen normal seien und der Astrazeneca-Impfstoff bereits seit mehreren Wochen in Großbritannien erfolgreich eingesetzt werde.
Aus Sicht der Landesärztekammer müssten alle Möglichkeiten genutzt werden, „um den Impfprozess zu beschleunigen“. Dazu gehöre auch, so schnell wie möglich Coronaimpfungen in Arztpraxen zu ermöglichen. „Nur so ist das Impfziel in absehbarer Zeit zu schaffen“, erklärte Lundershausen.
Ähnlich äußerte sich heute der Vorstand der Ärztekammer Westfalen-Lippe (ÄKWL). Kammerpräsident Hans-Albert Gehle wiederholt deshalb seinen Appell: „Nochmal: Es gibt keinen Impfstoff zweiter Klasse. Alle Impfstoffe schützen vor dem Coronavirus und bieten nach heutigem wissenschaftlichen Stand einen 100 prozentigen Schutz vor einer schwersten Coronaerkrankung.“
Deshalb sollten die Menschen, die Impftermine haben, diese auch wahrnehmen – unabhängig vom Impfstoff. Vorhandene Impfdosen dürften nicht verfallen. „Das können wir uns derzeit überhaupt nicht leisten. Es ist mir unverständlich, dass die Menschen vor kurzem noch einen schnellstmöglichen Impfschutz verlangt haben, jetzt aber aus falschem Misstrauen an der Tür der Impfzentren umdrehen, wenn ihnen der Impfstoff nicht passt.“
Erst wenn später ausreichend Impfstoff vorhanden sein werde, habe man eine Auswahlmöglichkeit. Der Verzicht auf eine vereinbarte Impfung gefährde nicht nur einen selbst, sondern auch die Mitmenschen.
Gehle verweist in diesem Zusammenhang auch auf eine aktuelle Veröffentlichung des Universitätsklinikums Münster (UKM), in dem ein Expertenrat von mehreren Ärzten dem Impfstoff von Astrazeneca eine gute Wirksamkeit bescheinigt.
Mit rund 70 Prozent Effektivität liegt der Astrazeneca-Impfstoff laut UKM zum Teil weit über den Werten anderer Impfstoffe, beispielsweise gegen die Grippe. Der Impfstoff werde weltweit schon millionenfach verimpft und es seien bislang keine schwerwiegenden Impfreaktionen bekannt geworden.
„Deshalb empfiehlt das UKM zurecht, möglichst schnell mit den vorhandenen Impfstoffen und in der Breite gegen die Coronapandemie anzugehen“, sagt Kammerpräsident Gehle. „Die Ärztekammer Westfalen-Lippe unterstützt diese Empfehlung.“
Auch aus Niedersachsen kamen ähnliche Töne. „Der Impfstoff von Astrazeneca hat die gleiche Wirksamkeit, wie wir sie auch von den Grippeschutzimpfungen kennen, und schützt vor schweren Krankheitsverläufen“, kommentiert Martina Wenker die Debatte um die Wirksamkeit des Vektorimpfstoffes. Das Vakzin sei von den Zulassungsbehörden sorgsam geprüft worden, so Wenker.
Der Impfstoff des britisch-schwedischen Herstellers sei nicht nur hochwirksam, sondern auch sicher: „Impfreaktionen sind ein Zeichen für die gewünschte Immunreaktion des Körpers und kein Grund zu Sorge“, betonte Wenker und verweist darauf, dass bei den mRNA-Impfstoffen die Immunantwort bei der zweiten Impfung oft stärker ausfalle. In beiden Fällen legten sich die Symptome innerhalb weniger Tage. © dpa/afp/may/aerzteblatt.de

Stimmt nicht
https://publichealthscotland.scot/news/2021/february/vaccine-linked-to-reduction-in-risk-of-covid-19-admissions-to-hospitals/

AstraZeneca-Impfstoff
Wie die EU das prüft weiss ich nicht aber wahrscheinlich nur den Papierkram.
Irgendeiner wird wohl viel Geld damit verdienen wenn dieser Impfstoff verwendet wir.
Und das man sich den impfstoff nicht aussuchen kann ist nicht richtig man braucht sich nur Berlin anzuschauen. Dort ist die Auswahl eines impfzentrun den Menschen überlassen
und so auch der Impfstoff.
Verschenken Sie den impfstoff es gibt viel bessere . Ich und Millionen anderer werden sich nicht damit impfen lassen.

Die Impfapelle sindnur peinlich
2. Die Schweiz lässt den Impfstoff wegen mangelnder Datenqualität nicht zu. Astra-Zeneka bemüht sich, fehlendeDaten nachzuliefern.
3. Schweden hat die Verimpfung von Astra-Zeneka wegen starker Nebenwirkungen gestoppt.
Nur weil die EU und Bundesregierung zu dämlich war, den richtigen Impfstoff zur richtigen Zeit produzieren zu lassen, sollen sich unsere Leute mit diesem unzulänglichem Impfstoff abspeisen lassen? Das ist zynisch und ethisch äußerst hinterfragungswürdig. Das wird wohl später Gerichte, wahrscheinlich das BVerfG beschäftigen. Die Priorisierung sollte wegen des mangelnden Interesses an Astra-Zeneka sofort aufgehoben werden, dann werden keine Impfdosen übrig bleiben.

Erst legt der Hobby-Funktionär Montgomery den Impfstoff in Schutt und Asche
Aber auch dazu müssten Ärzte(-funktionäre) einen Arsch in der Hose haben. Bis jetzt ist davon noch nichts zu sehen. Weder beim Thema Impfungen noch bei der GOÄ-Reform oder beim Ärztemangel.

Nachrichten zum Thema


Kommentare
Die Kommentarfunktion steht zur Zeit nicht zur Verfügung.