Medizin
Magersucht lässt auch die Hirnmasse schrumpfen
Mittwoch, 24. Februar 2021
Dresden – Eine Mangelernährung über längere Zeit wirkt sich vermutlich auch auf die Astrozyten im Zentralnervensystem aus. Das berichten Wissenschaftler um Stefan Ehrlich und Inger Hellerhoff aus der Klinik und Poliklinik für Kinder- und Jugendpsychiatrie des Universitätsklinikums Carl Gustav Carus in Dresden im Fachmagazin Translational Psychiatry (2021; DOI: 10.1038/s41398-021-01209-w).
Eine Hirnatrophie bei Magersucht betrifft laut den Forschern vor allem die graue Substanz in der Hirnrinde. Im Gegenzug erweitern sich die mit Liquor gefüllten Bereiche des Gehirns. Das Schrumpfen des Gehirns bei Anorexiepatienten sei aber reversibel, denn das Hirnvolumen normalisiere sich wieder, sobald das Gewicht steige. In der vorliegenden Arbeit haben die Wissenschaftler mit Hilfe von Biomarkern nach möglichen Ursachen für die Veränderungen in der Hirnrinde gesucht.
Sie untersuchten dazu das Blut bei 54 magersüchtigen jungen Mädchen und Frauen im Alter zwischen 12 und 24 Jahren zu Beginn ihrer Akuttherapie und nach einer deutlichen Gewichtszunahme. Ergänzend gab es eine Kontrollgruppe mit 54 jungen normalgewichtigen Studienteilnehmerinnen.
Im Blut der Anorexiepatientinnen fanden die Forscher erhöhte Konzentrationen von Tauprotein und Neurofilament light (NF-L), 2 Bestandteilen von Neuronen, die hauptsächlich in den Axonen vorkommen. Diese Ergebnisse weisen auf mögliche Schädigungen der Neuronen im akuten Stadium der Anorexie hin. Außerdem fand die Arbeitsgruppe eine erhöhte Konzentration des sogenannten GFA-Proteins. Dies weise auf eine Schädigung von Astrozyten hin.
Im Therapieverlauf mit Gewichtszunahme sanken die NF-L- sowie GFA-Proteinkonzentrationen wieder ab, nicht aber die der Tauproteine. Die ersten beiden glichen sich den Werten der normalgewichtigen Kontrollgruppe an. Welche Rolle die Marker künftig bei der Bewertung des Krankheitsstadiums spielen und ob sie eventuell ergänzend zum Body-Mass-Index genutzt werden können, soll weitere Forschung zeigen, hieß es aus der Arbeitsgruppe. © hil/aerzteblatt.de
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