Medizin
SARS-CoV-2: Geruchs- und Geschmacksstörungen könnten über 5 Monate anhalten
Donnerstag, 25. Februar 2021
Trois-Rivieres/Kanada – Die Störungen der Chemosensorik, die zu den häufigsten Symptomen von COVID-19 gehören, können noch lange über das Ende der Erkrankung hinaus bestehen bleiben. In einer Querschnittstudie aus Kanada, deren Ergebnisse auf der Jahrestagung der American Academy of Neurology vorgestellt werden sollen, klagte die Hälfte der Patienten auch nach 5 Monaten noch über Einschränkungen im Geruchs- und Geschmackssinn, die sich gegenüber der akuten Phase der Erkrankung jedoch deutlich abgeschwächt hatten.
Das Riechepithel im Bereich des Nasendachs gehört zu den bevorzugt von SARS-CoV-2 infizierten Bereichen der Atemwegsschleimhäute. Einige Forscher vermuten sogar, dass die Viren über die Ausläufer des Nervus olfactorius in das Gehirn eindringen. Nervenfasern und Rezeptoren können vom Körper erneuert werden, es war jedoch von anderen Erkrankungen bekannt, dass die chemosensorischen Störungen über das Ende der akuten Störung anhalten können.
Dies ist auch bei COVID-19 der Fall, wie eine Umfrage unter 813 rekonvaleszenten Personen zeigt, die online einen 64-Punkte-Fragebogen zu Störungen des Geruchs- und Geschmackssinns ausfüllten. Dabei bewerteten sie die Qualität ihrer Geruchs- und Geschmacksempfindung auf einer Skala von 0 bis 10 (0 keine Wahrnehmung; 10 sehr starke Wahrnehmung). Die Umfrage wurde im Durchschnitt 150,1 Tage, also rund 5 Monate nach der Diagnose, durchgeführt. Die Teilnehmer führten außerdem einen validierten Heimtest zum Geruchssinn durch.
Insgesamt 580 Teilnehmer (71,3 %) gaben an, dass es während der akuten Phase der Erkrankung zu einer Verschlechterung der Chemosensorik gekommen sei. Am stärksten hatte die Geruchsempfindung gelitten. Die Qualität verschlechterte sich von 8,98 Punkten in der Zeit vor der Infektion auf 2,85 Punkte während der Akutphase. Bei der Befragung nach 5 Monaten bewerteten die Betroffenen die Geruchswahrnehmung mit 7,41 Punkten.
Etwas weniger beeinträchtigt war der Geschmackssinn (der ebenfalls zum größten Teil über das Riechepithel vermittelt wird). Während der akuten Erkrankung kam es zu einem Rückgang von 9,20 auf 3,59 Punkte. Nach 5 Monaten wurde der Geschmackssinn wieder mit 8,05 Punkte bewertet.
Allerdings gaben 297 Teilnehmer (51,2 %) an, dass sich die olfaktorische Funktion nach 5 Monaten noch nicht wieder erholt hätte. Diese Angaben könnten allerdings subjektiv eingefärbt sein. Denn der Heimtest zeigte nur bei 134 von 810 Teilnehmern (18,4 %) eine persistierende Geruchsstörung an.
Ob sich bei diesen Personen die Geruchs- und Geschmacksstörungen mit der Zeit legen werden, ist nach Einschätzung von Johannes Frasnelli von der Universität von Quebec in Trois-Rivieres derzeit noch offen. Die Studie unterstreiche die Bedeutung der Nachsorge bei infizierten Personen und die Notwendigkeit weiterer Untersuchungen, um das Ausmaß der mit COVID-19 verbundenen neurologischen Probleme zu ermitteln. © rme/aerzteblatt.de

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