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Rheumatologen aktualisieren Empfehlungen zu Therapie und COVID-19-Impfung

Dienstag, 2. März 2021

/Aleksej, stock.adobe.com

Berlin – Die Deutsche Gesellschaft für Rheumatologie (DGRh) hat ihre Empfehlungen für die medizi­ni­sche Versorgung von Patienten mit rheumatischen Erkrankungen in der SARS-CoV-2-Pandemie aktuali­siert. In einer zweiten Publikation nimmt der Vorstand der Fachgesellschaft zudem Stellung zu COVID-19-Impfungen bei Rheuma.

Menschen mit entzündlich-rheumatischen Erkrankungen gehören nicht zu den durch COVID-19 beson­ders gefährdeten Gruppen – sofern ihre rheumatische Grunderkrankung medikamentös gut kontrolliert ist. Dies bestätigt auch eine Auswertung von COVID-19-Krankheitsverläufen bei Rheumapatienten, die in dem Onlineregister Covid19-rheuma.de dokumentiert wurden.

Sie kommt zu dem Ergebnis, dass Menschen mit Rheuma weder ein erkennbar erhöhtes Risiko haben, an COVID-19 zu erkranken, noch dafür, einen besonders schweren Verlauf der Erkrankung zu erleiden. Auch die Einnahme immunsupprimierender Medikamente scheint – mit wenigen Ausnahmen – kein wesent­licher Risikofaktor zu sein.

Schlecht kontrollierte Erkrankung ist Risikofaktor

DGRh-Vorstandsmitglied und Erstautor der aktualisierten Empfehlung Hendrik Schulze-Koops betont allerdings, dass „eine schlecht kontrollierte, in einem aktiven Schub befindliche rheumatische Erkran­kung durchaus als Risikofaktor für einen ungünstigen COVID-19-Verlauf gelte“.

Für das Krankheitsmanagement bedeute das, so der Leiter der Rheumaeinheit am Universitätsklinikum der Ludwig-Maximilians-Universität München, dass regelmäßige Arzt- und Kontrolltermine unbedingt wahrgenommen und eine effektive antirheumatische Therapie unverändert weitergeführt werden sollte. Auch notwendige therapeutische Anpassungen sollten wie unter nicht-pandemischen Bedingungen vorgenommen werden, um das Risiko von Rheumaschüben zu verringern.

Lediglich bei Rheumapatienten mit einer symptomatischen SARS-CoV-2-Infektion sollte die anti­rheu­ma­tische Therapie pausiert und die Gabe von Glukokortikoiden wenn möglich auf weniger als 10 mg pro Tag reduziert werden, heißt es in den aktualisierten Empfehlungen der Rheumatologen.

„Auch bei Neubeginn einer Therapie sollte derzeit möglichst auf hohe Glukokortikoidgaben verzichtet werden“, erläuterte Schulze-Koops – diese könnten den Verlauf einer SARS-CoV-2-Infektion ungünstig beeinflussen. Auch der Beginn einer Therapie mit dem langwirkenden, gegen B-Zellen gerichteten Wirkstoff Rituximab sollte wenn möglich umgangen, sowie generell Therapieprotokolle mit kurzwirk­samen Substanzen bevorzugt werden.

COVID-19-Impfung: Abstand zu Rituximab wahren

Aufgrund seiner über Monate anhaltenden immunsupprimierenden Wirkung ist Rituximab, welches als Infusion in halbjährlichen bis jährlichen Abständen verabreicht wird, auch der einzige Wirkstoff, bei dem die DGRh-Experten besondere Vorkehrungen bei einer Impfung gegen SARS-CoV-2 empfehlen.

„Die Impfung sollte frühestens vier, besser sechs Monate nach einer letzten Gabe von Rituximab erfol­gen“, sagte Christof Specker, Direktor der Klinik für Rheumatologie und Klinische Immunologie des Kli­nikums Essen-Mitte und Sprecher der COVID-19-Kommission der DGRh. Vorher verabreichte Impfungen zeigten nur eine stark abgeschwächte Wirkung.

Zu mehr unerwünschten Effekten durch die Impfungen komme es aber auch nicht, wenn diese zu früh verabreicht wurden. Vier Wochen nach einer COVID-19-Impfung ist der Impfschutz erreicht und es kann dann auch wieder eine Behandlung mit Rituximab erfolgen.

Allgemein sei über die Wirksamkeit und Sicherheit der bislang zugelassenen Coronaimpfstoffe speziell bei Patienten mit entzündlich-rheumatischen Erkrankungen noch sehr wenig bekannt – denn Menschen mit Vorerkrankungen waren von den Zulassungsstudien ausgeschlossen.

„Bisher liegen jedoch keine Meldungen über besondere Risiken vor, obwohl weltweit bereits viele Pa­tien­ten mit Rheuma geimpft wurden“, so Specker. Davon, dass die Impfstoffe auch für Rheuma­patienten unter immunmodulierender oder immunsupprimierender Therapie sicher seien, sei auch deshalb auszu­gehen, weil es sich in keinem Fall um Lebendimpfstoffe handele.

Hinsichtlich der Effektivität sind ebenfalls noch Fragen offen. „Es ist möglich, dass immunsupprimierte Patienten auch nach zwei Impfungen keinen ausreichend hohen Spiegel wirksamer Antikörper auf­bau­en“, sagte Specker. Dann könnte eine dritte Impfung notwendig werden. Derzeit sei es aber auf keinen Fall ratsam, eine antirheumatische Therapie zu unterbrechen, nur um die Effektivität der Impfung zu optimieren. © nec/aerzteblatt.de

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