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Medizin

COVID-19: Adipositas, aber auch Untergewicht begünstigen schweren Verlauf vor allem bei jüngeren Menschen

Dienstag, 9. März 2021

Win Nondakowit, stock.adobe.com

Atlanta – Eine schwere Adipositas kann bei jüngeren Menschen das Risiko auf einen tödlichen Ausgang von COVID-19 verdoppeln. Dies kam in einer Studie der Centers for Disease Control and Prevention heraus. Dort war auch ein Untergewicht mit einem erhöhten Sterberisiko verbunden. Die besten Über­lebenschancen hatten laut der Publikation in Morbidity and Mortality Weekly Report (2021; DOI: 10.15585/mmwr.mm7010e4) Menschen an der Grenze zum Übergewicht.

Eine Adipositas ist ein bekannter Risikofaktor für einen schweren Verlauf von COVID-19. Als Ursache kommt die chronischen Entzündungsreaktionen infrage, die mit einer viszeralen Adipositas verbunden ist. Bei einer morbiden Adipositas kommt eine Störung der Lungenfunktion durch das exzessive Fett­gewebe hinzu.

Die Zahlen, die Lyudmyla Kompaniyets vom „CDC COVID-19 Response Team“ vorstellt, liefern deshalb keine grundsätzlich neuen Erkenntnisse. Aufgrund der hohen Zahlenbasis von 3,2 Millionen Kranken­haus­patienten, von denen 148.494 wegen COVID-19 behandelt wurden, sind jedoch detaillierte Einblicke möglich.

Neu ist die Erkenntnis, dass auch Menschen, die mit einem Body-Mass-Index (BMI) von 18,5 oder weniger als untergewichtig gelten, ein erhöhtes Risiko haben, wegen COVID-19 im Krankenhaus behandelt zu werden. Das Risiko war um 20 %, bei den unter 65-Jährigen sogar um 41 % erhöht. Eine mögliche Erklärung könnte sein, dass untergewichtige Menschen eher unter Symptomen leiden und von den Ärzten als kränker eingestuft werden.

Das Risiko, auf einer Intensivstation behandelt zu werden, war bei den untergewichtigen Patienten kaum erhöht. Auch bei den mechanischen Beatmungen oder den Todesfällen konnte Kompaniyets keine statistische Signifikanz ermitteln – was aber auch daran liegen könnte, dass es in den USA nur wenige untergewichtige Menschen gibt. Der Anteil unter den COVID-19-Patienten lag bei 1,8 %.

Der Normalfall ist in den USA ein Übergewicht oder eine Adipositas. Er lag bei 3/4 aller Klinikpatienten und 4/5 der COVID-19-Patienten vor.

Übergewicht und Adipositas erhöhen „dosisabhängig“ das Risiko auf eine Klinikbehandlung und dort auf die Notwendigkeit einer mechanischen Beatmung. Das Risiko stieg in der Studie bei einer Adipositas Grad I (BMI 30-34,9) um 35 %, bei einer Adipositas Grad II (BMI 35-39,9) um 51 % und bei einer Adipositas Grad III (BMI 40 bis 45) um 71 %. Bei einem BMI über 45 war das Risiko sogar um 108 % erhöht, also verdoppelt.

Da viele Patienten, die beatmet werden müssen, die Erkrankung nicht überleben, war eine Adipositas auch mit einem erhöhten Sterberisiko verbunden. Für einen BMI von über 45 ermittelt Kompaniyets ein um 61 % erhöhtes Risiko, bei Menschen unter 65 Jahren ist es mit einem Anstieg um 101 % sogar verdoppelt. Bei älteren Patienten war das Sterberisiko bei einem BMI von über 45 „nur“ um 50 % erhöht.

Auch bei den Hospitalisierungen, der Behandlung auf Intensivstation und bei der Notwendigkeit einer mechanischen Behandlung sind die relativen Risiken bei jüngeren Menschen höher (was vermutlich daran liegt, dass andere Risikofaktoren, wie Hypertonie oder Typ-2-Diabetes sehr viel seltner sind).

Die Tiefpunkte in den J-förmigen Kurven lagen übrigens in der Nähe der Grenze vom Normal- zum Übergewicht. Für das Risiko einer Hospitalisierung lag der Nadir nach den Berechnungen von Kompaniyets bei einem BMI von 24,2, bei der Notwendigkeit zur Intensivbehandlung bei 25,9 und beim Sterberisiko bei 23,7. Für die Notwendigkeit einer mechanischen Beatmung konnte Kompaniyets wegen eines durchgängig linearen Anstiegs keinen Nadir ermitteln. © rme/aerzteblatt.de

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