Politik
Gematik will mehr Dialog mit Anwendern der TI
Donnerstag, 11. März 2021
Berlin – Nach dem Streit mit den Gesellschaftern der Gematik über die Veröffentlichung eines Strategiepapiers zur Zukunft der Organisation, will deren Geschäftsführer mit möglichst vielen Experten über die Weiterentwicklung der Telematikinfrastruktur (TI) diskutieren.
Bei dem nicht-öffentlichen „TI Future Summit“ gestern sei ein „strukturierter Dialog gestartet“, erklärte Geschäftsführer Markus Leyck-Dieken im Anschluss in einer Pressemitteilung. Bei dem rund dreistündigen Austausch seien viele Experten und Gestalter dabei gewesen, „die die Digitalisierung voranbringen wollen.“ Als Experten sprachen unter anderem Erwin Böttinger vom Hasso-Plattner-Institut in Potsdam sowie Heyo Kroemer, Vorstandsvorsitzender von der Charité.
Im Mittelpunkt der Diskussion stand das sogenannte „Whitepaper TI 2.0 – Arena für digitale Medizin“, das die Entwicklungen der TI für die nächsten fünf Jahre beschreibt.
Anlässlich der Veröffentlichung hatte es heftigen Streit zwischen einem Teil der Gesellschafter der Gematik – dazu gehören die Bundesärztekammer (BÄK), die Bundeszahnärztekammer (BZÄK), die Deutsche Krankenhausgesellschaft (DKG), der Deutsche Apothekerverbands (DAV), die Kassenärztlichen Bundesvereinigung (KBV), der GKV-Spitzenverband und der Verband der Privaten Krankenversicherung – und Leyck-Dieken per Brief gegeben. Die acht Organisationen halten gemeinsam 49 Prozent der Anteile an der gematik. Mehrheitsgesellschafter ist das Bundesgesundheitsministerium (BMG) mit 51 Prozent.
Nun betonte Leyck-Dieken, er lade „alle ein, an der Ausarbeitung des Whitepapers mitzuwirken.“ Auch habe es keine inhaltlichen Auseinandersetzungen um das Whitepaper gegeben, das in den Kreisen der Gesellschafter sowie beispielsweise auch dem Bundesamt für Sicherheit in der Informationstechnik (BSI) vorab bekannt gewesen sei. Eher sei es eine Frage des Termins für die Veröffentlichung dessen gewesen, die zu Diskussionen geführt hätten.
Es sei geplant, das Whitepaper in ein sogenanntes „Greenpaper“ bis Mitte des Jahres zu überführen, erklärte er auf Nachfrage des Deutschen Ärzteblattes. Dafür sollen weitere Diskussionsrunden mit den Gesellschafterorganisationen wie auch mit Anwendern aus allen medizinischen Berufen sowie aus den Krankenkassen, Vertretern aus Politik und von Patientenorganisationen stattfinden. Eine erste Machbarkeitsstudie zur Wirtschaftlichkeit soll im Sommer ebenfalls erarbeitet werden.
Schon jetzt seien erste Überlegungen aus dem Whitepaper im aktuellen Gesetzgebungsverfahren zum DVPMG enthalten, das spätestens im Juni in Kraft treten soll. Dazu zählen die interoperablen TI-Schnittstellen, das elektronische Identifikationsmanagement sowie der „Zukunftskonnektor“.
Auch um diesen „Zukunftskonnektor“ entzündet sich momentan eine Diskussion – denn die Frage steht im Raum, ob die derzeitigen Hardwarekonnektoren, die beispielsweise in den Vertragsarztpraxen installiert sind, künftig überflüssig werden könnten. Zwar werde es nicht ganz ohne Hardware auch beim Zukunftskonnektor gehen, erklärt Leyck-Dieken, aber er wirbt dafür, dass die heutigen Investitionen in die Hardware nicht unnötig sind.
„Deshalb werden Karten wie der elektronische Heilberufeausweis auch nicht abgelöst oder überflüssig.“ Diese werden für die kommenden Anwendungen des elektronischen Rezeptes oder des elektronischen Arztbriefes benötigt. „Die jetzt investierten Komponenten werden über die Dauer ihres Lebenszyklus ihren wichtigen Dienst tun und sind daher sinnvoll“, so Leyck-Dieken weiter.
Auch Martin Peuker, Leitung des Geschäftsbereich IT von der Charité, erklärt im Gespräch mit dem Deutschen Ärzteblatt, dass sich auch Kliniken künftig stärker an der TI beteiligen müssen und dabei nicht vergessen werden dürfen.
„Wir partizipieren ebenfalls an der TI“, so Peuker. Er wirbt vor allem dafür, dass nun mehr Anwenderfälle, sogenannte Use cases, im Versorgungsalltag geprüft und dann umgesetzt werden müssen. So müsse es eine ganzheitliche Betrachtung der noch dokumentenbasierten Patientenversorgung geben.
Künftig müssten die Versorgungsdaten der Patienten viel strukturierter erhoben werden, um sie beispielsweise auch in Forschungsprojekten nutzen zu können. Auch müsste es viel mehr Gespräche darüber geben, wie unterschiedliche Krankenhäuser miteinander Daten tauschen könnten, um die Versorgung der Patienten zu verbessern. © bee/aerzteblatt.de

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