Ausland
WTO-Chefin ruft zu Lizenzherstellung von Coronaimpfstoffen auf
Montag, 15. März 2021
Frankfurt am Main – Die neue Generaldirektorin der Welthandelsorganisation WTO, Ngozi Okonjo-Iweala, appelliert an die Hersteller von Coronaimpfstoffen, den Weg für eine Lizenzfertigung ihrer Vakzine durch andere Unternehmen freizumachen.
Dies sei dringend notwendig, um auch arme Länder mit Impfstoff zu versorgen, sagte die WTO-Chefin der Frankfurter Allgemeinen Sonntagszeitung. Es gebe weltweit mehr als 130 Staaten „ohne eine einzige Dosis“ Impfstoff. „Das ist nicht akzeptabel, denn es sterben deshalb Menschen.“
Vakzine für arme Länder zu beschaffen sei im Eigeninteresse der reichen Staaten, betonte Okonjo-Iweala: „Wenn wir nicht weltweit solidarisch handeln, dann werden sich die Virusmutationen vervielfachen und uns alle heimsuchen.“
Die WTO-Chefin lobte den britisch-schwedischen Impfstoff-Hersteller Astrazeneca und andere Produzenten dafür, dass sie die Lizenzfertigung ihrer Vakzine bereits ermöglichten. „Deshalb wäre es gut, wenn auch die anderen Unternehmen bereit wären, freiwillig Lizenzen für ihre Impfstoffe zu erteilen.“ Es wäre „wunderbar, wenn Biontech und Pfizer mehr tun könnten“. Die von den Unternehmen genutzte neue mRNA-Technologie sei ein „fantastischer Fortschritt“
Okonjo-Iweala forderte die Abschaffung von Exportbeschränkungen für Medizingüter, wie sie auch in der EU verhängt worden sind. „Die WTO ermutigt ihre Mitgliedstaaten, diese Restriktionen abzubauen und uns einen Zeitplan für ihre Abschaffung zu nennen“, sagte sie.
Der Mangel an Coronavakzinen sei auch darauf zurückzuführen, dass 59 Staaten auf der Welt solche Exportrestriktionen verhängt hätten. Diese gefährdeten die Lieferketten der Impfstoffhersteller und damit deren Produktion.
Die WTO-Chefin verurteilte außerdem, dass reiche Industriestaaten im Rahmen der Covax-Initiative der Weltgesundheitsorganisation (WHO) knappe Impfstoffe, die eigentliche für arme Länder gedacht seien, wegkauften. „Das ist nicht in Ordnung“, sagte Okonjo-Iweala. „Sie können nicht mit der einen Hand Hilfen verteilen und mit der anderen zulangen.“ © afp/aerzteblatt.de

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