Politik
Thrombosefälle nach Astrazeneca-Impfung: Impfstopp ist umstritten
Dienstag, 16. März 2021
Berlin – Sechs Sinusvenenthrombosen und eine Hirnblutung im zeitlichen Zusammenhang mit der Vakzinierung haben die COVID-19-Impfmaschinerie mitten im aufflammenden Infektionsgeschehen ins Stocken gebracht. Aber ist der Stopp der Impfungen mit dem Astrazeneca-Vakzin wirklich angebracht?
Die Europäische Arzneimittel-Agentur (EMA) ist weiterhin „zutiefst überzeugt, dass die Vorteile des Astrazeneca-Impfstoffs das Risiko überwiegen", wie die Chefin der Behörde, Emer Cooke, heute bei einer Videopressekonferenz betonte. Außerdem gebe es derzeit keine Belege, dass die bei einzelnen Geimpften aufgetretenen Blutgerinnsel von dem Astrazeneca-Impfstoff verursacht worden seien, hob Cooke hervor.
Die EMA-Chefin sagte, dass es „keine unerwartete Situation“ sei, wenn bei der Impfung von Millionen von Menschen seltene Ereignisse zu Tage träten. „Unsere Aufgabe ist es nun, zu untersuchen, ob es sich bei den Fällen um wirkliche Nebenwirkungen oder zufällige Koinzidenz handelt.“ Auch sei die Definition eines „Falles“ von großer Bedeutung. Die Ergebnisse ihrer „rigorosen Analyse aller verfügbaren Daten sowie der klinischen Umstände der Ereignisse“ will die EMA voraussichtlich übermorgen Nachmittag bekanntgeben.
PEI: Zusammenhang mit der Impfung „nicht unplausibel“
Die speziellen cerebralen Affektionen, die zum Aussetzen der Impfungen mit dem Vakzin von Astrazeneca führten, hätten Menschen zwischen etwa 20 und 50 Jahren betroffen, wie das Paul-Ehrlich-Institut (PEI) heute mitteilte.
Sechs davon hatten eine sogenannte Sinusvenenthrombose, alles Frauen in jüngerem bis mittlerem Alter. Ein weiterer Fall mit Hirnblutungen bei Mangel an Blutplättchen sei medizinisch sehr vergleichbar gewesen.
„Alle Fälle traten zwischen vier und 16 Tagen nach der Impfung mit dem COVID-19-Impfstoff von Astrazeneca auf“, hieß es. Drei der sieben Betroffenen sind verstorben.
Alle zur Einschätzung herangezogenen Expertinnen und Experten seien einstimmig der Meinung gewesen, dass hier ein Muster zu erkennen und ein Zusammenhang der gemeldeten Erkrankungen mit der Astrazeneca-Impfung „nicht unplausibel“ sei, so das PEI weiter. Die Zahl der Fälle nach einer solchen Impfung ist demnach statistisch signifikant höher als die Anzahl von Hirnvenenthrombosen, die normalerweise in der Bevölkerung ohne Impfung auftreten: „Etwa ein Fall wäre zu erwarten gewesen, sieben Fälle waren gemeldet worden.“
Daher hat das PEI bereits gestern empfohlen, die Impfung mit dem COVID-19-Impfstoff von Astrazeneca in Deutschland vorsorglich auszusetzen, um die Fälle weiter zu analysieren.
„Es werden mehr Menschen sterben, wenn das Impfen sistiert“
Es gibt aber auch Experten, die Zweifel an dieser Empfehlung anmelden: Für den Medizinischen Direktor des Berliner Centrums für Reise- und Tropenmedizin (BCRT) und wissenschaftlichen Leiter des Centrums für Reisemedizin (CRM), Tomas Jelinek, ist der derzeitige Stopp für die Weiterverimpfung des Astrazeneca Impfstoffes gegen SARS-CoV-2 eindeutig keine gute Entscheidung. „Dies ist nicht von der wissenschaftlichen Datenlage gedeckt“, so der Infektionsexperte.
„Es ist im Gegenteil anzunehmen, dass mehr Menschen daran sterben, wenn angesichts steigender Infektionszahlen das Impfen sistiert und infolgedessen weniger Menschen vor COVID-19 geschützt sein werden“, prognostiziert Jelinek im Gespräch mit dem Deutschen Ärzteblatt.
Er verweist auf die Inzidenz der Sinusvenenthrombose in der Normalbevölkerung, die keineswegs von den jetzt beobachteten Inzidenzen nach der Impfung übertroffen werde (siehe Kasten).
„Derzeit wird leider auch vieles verwechselt. Manche sprechen von Thrombosen allgemein, andere speziell von Sinusthrombosen, dies sind verschiedene Krankheitsbilder und sie gehen mit ganz unterschiedlichen Häufigkeiten einher“, erklärt Jelinek.
Sinusvenenthrombose
Eine Sinusvenenthrombose stellt eine seltene Form eines Hirninfarktes dar. Eine erhöhte Inzidenz findet sich bei Kindern, jüngeren Erwachsenen, Frauen im gebärfähigen Alter und in armen Ländern.
Man unterscheidet drei Typen: Die akute Form, bei der innerhalb von 48 Stunden die ersten Symptome auftreten, die subakute Form, die sich in zwei bis 30 Tagen manifestiert, sowie eine chronische Form – diese schlägt sich erst nach einem Monat in klinischen Symptomen nieder.
Die häufigste Form ist der subakute Typ, der etwa die Hälfte aller Fälle ausmacht. 86 Prozent aller Sinusvenenthrombosen betreffen den Sinus transversalis, am nächsthäufigsten ist mit 62 Prozent der superiore Sinus sagittalis betroffen.
Bei Impfungen könne man zudem zwar zeitliche Zusammenhänge nachweisen, allerdings begründe dies keinesfalls direkte Kausalitäten. „Wenn wir in einem Jahr analysiert haben, wie viele Todesfälle es nach allen Coronaimpfungen gegeben hat, dann werden wir finden, dass die Zahl erhöht ist. Allerdings impfen wir vulnerable Gruppen, daher ist auch genau das zu erwarten“, betont der Experte.
Kopfschmerzen als Alarmsignal zu unspezifisch
Das PEI empfiehlt Menschen, die sich mehr als vier Tage nach der Astrazeneca-Impfung zunehmend unwohl fühlen – mit starken und anhaltenden Kopfschmerzen oder punktförmigen Hautblutungen – sich unverzüglich in ärztliche Behandlung zu begeben.
Angesichts der noch suboptimal analysierten Todesfälle nun das sehr unspezifische Symptom ‚Kopfschmerz‘ zu einem Marker für Sinusvenenthrombosen zu machen und die Geimpften zu bitten, darauf zu achten, hält Jelinek für wenig zielführend.
„Damit löst man allenfalls Panik aus, denn Kopfschmerzen zählen zu den häufigsten Reaktionen auf Impfungen, das ist fast als normal zu bezeichnen.“
Wichtig für die Beurteilung der aufgetretenen Sinusvenenthrombosen wären zum Beispiel Daten zum Geschlecht der Betroffenen, zum Alter und zum Vorliegen von Vorerkrankungen, wie Peter Berlit, Generalsekretär der Deutschen Gesellschaft für Neurologie (DGN), betont. Ein ursächlicher Zusammenhang zwischen Impfung und Thrombose wurde aber bisher in keinem Fall festgestellt.
„Die kausale Verknüpfung ist hier völlig offen“, bestätigt auch Berlit. „Deswegen wird ja in England und Kanada auch weiterhin geimpft.“
Tatsächliche Zunahme der Häufigkeit ist unklar
Bei 1,6 Millionen Astrazeneca-Geimpften in Deutschland entsprächen sieben Fälle etwa vier Fällen pro einer Million Geimpfter seit Start der Impfungen Anfang Februar. Über die Häufigkeit des Vorkommens von Sinusvenenthrombosen in der Normalbevölkerung sind sich die Experten nicht einig: Manche sprechen von einer Inzidenz von drei bis vier Fällen pro einer Million, klinische Fallserien weisen jedoch teils auf ein Zehnfaches dieser Inzidenzen hin. Frauen sind im Verhältnis 3:1 betroffen; insgesamt macht die Sinusvenenthrombose 0,5 bis 1 Prozent aller Schlaganfälle aus, wie aus einer neurologischen Übersichtsarbeit hervorgeht.
zum Thema
- Neurologische Übersichtsarbeit
- Review von 861 Studien
- Sicherheitsbericht des PEI
- Fallstudie im Journal of Stroke & Cerebrovascular Diseases 2021
- Leserbrief von Andreas Bollmann im BMJ
aerzteblatt.de
- Astrazeneca-Impfstopp: Österreich für gesamteuropäisches Vorgehen
- Astrazeneca: Deutschland setzt Impfung vorsorglich aus
- Astrazeneca für Ältere: STIKO legt Impfempfehlung vor
- Astrazeneca: Britische Behörde hält Impfstoff für sicher, Stopp in weiteren Ländern
- EU-Kommission hofft auf Neustart von Impfungen mit Astrazeneca ab Donnerstag
- FDP und Grüne greifen Spahn an , erste Rufe nach Entlassung
- Virchowbund-Chef fordert Verimpfung von Astrazeneca nur noch an Ältere
- Hausärzteverbandschef will Debatte über Vorteile für Geimpfte
- Kanada empfiehlt Astrazeneca-Impfstoff auch für über 65-Jährige
- Astrazeneca-Impfstoff: WHO empfiehlt den Einsatz vorerst weiter
- Astrazeneca: Spahn und PEI-Chef Cichutek geben im Gesundheitsausschuss Auskunft
Aus einem Review von 861 Studien und der Auswertung von elf davon geht hervor, dass insbesondere die Einnahme von hormonellen Kontrazeptiva das Risiko vervielfacht: Im Alter von 15 bis 50 Jahren ging die Einnahme der Antibabypille mit einer Risikoerhöhung um mehr als das Siebenfache einher.
Zu bedenken sei auch, dass die Mortalitätsrate bei Männern Mitte 40, die an COVID-19 erkranken, bei 1.000 Todesfällen pro Million Infektionen, und damit beträchtlich höher als das Risiko einer Sinusvenenthrombose sei, so Paul Hunter, Medizinprofessor an der Norwich School of Medicine der University of East Anglia.
„Natürlich muss diese mögliche Assoziation sorgfältig untersucht werden, aber wir müssen auch den Schaden berücksichtigen, der entsteht, wenn wir die Impfkampagnen jetzt verzögern, zu einem Zeitpunkt, zu dem COVID-19 in vielen europäischen Ländern weiter auf dem Vormarsch ist.“
Im Vereinigten Königreich sind bisher drei Fälle einer Sinusvenenthrombose registriert worden bei insgesamt mehr als elf Millionen verimpften Dosen des Impftstoffs von Astrazeneca.
Für Thrombosen generell hatten Analysen der EMA ergeben, dass es keine auffällige Häufung im zeitlichen Zusammenhang mit der Impfung gibt. Der Anteil der Thrombosekranken nach einer Astrazeneca-Impfung entspricht demnach dem spontanen Auftreten dieser Erkrankung in der Normalbevölkerung.
Bias-Risiko: PEI erwägt Nocebo-Effekt bei Astrazeneca-Impfstoff
Überdies ist unklar, in welcher Häufigkeit die beobachteten Komplikationen tatsächlich auf die Impfung zurückgehen könnten und ob sie tatsächlich nur das Astrazeneca-Präparat und nicht die anderen Impfstoffe betreffen. Denn das PEI spricht in seinem Sicherheitsbericht von einem „Nocebo-Effekt“ zuungunsten des Astrazeneca-Impfstoffes. Dies bedeutet, dass für den jetzt gestoppten Impfstoff schon länger mehr Verdachtsfälle zu Nebenwirkungen gemeldet worden sind als für die mRNA Impfstoffe von Pfizer und Moderna.
Auch EMA-Chefin Cooke bestätigte auf Nachfrage, dass sich die Behörde auch die Hintergrundraten an thrombotischen Ereignissen bei den anderen zugelassenen COVID-19-Vakzinen ansehe und „es scheint, als ob vergleichbare Zahlen aus aller Welt gemeldet werden“.
Hinweise auf Zusammenhang mit COVID-19-Erkrankung selbst
Zudem sei zu bedenken, dass eine COVID-19-Erkrankung selbst mit einer – soweit dies derzeit aus den Publikationen ablesbar sei – erhöhten Gefahr für Thrombembolien allgemein, aber insbesondere auch cerebralen Sinusvenenthrombosen einhergeht.
„Es wird deshalb spekuliert, ob die nach einer Impfung aufgetretenen Sinusvenenthrombosen auf eine nicht erkannte SARS-CoV-2-Infektion zurückzuführen sein könnten“, sagt Ingolf Cascorbi, Direktor des Instituts für Experimentelle und Klinische Pharmakologie am Universitätsklinikum Schleswig-Holstein, Campus Kiel, im Gespräch mit dem Deutschen Ärzteblatt.
In einem Leserbrief an das British Medical Journal berichtet der Rhythmologe Andreas Bollmann vom Herzzentrum Leipzig, dass während der COVID-19-Pandemie – aber vor Beginn der Vakzinierungen – sowohl in Deutschland als auch in England eine steigende Inzidenz der Hospitalisierungen aufgrund thromboembolischer Ereignisse, speziell Lungenembolien, zu beobachten gewesen sei.
„Interessanterweise hat es eine Assoziation zwischen den durchschnittlichen SARS-CoV-2-Infektionen in Deutschland 14 bis 17 Tage vor der Hospitalisierung und der erhöhten Hospitalisierungsinzidenz aufgrund thromboembolischer Ereignisse gegeben“, so Bollmann. Auch wenn kein kausaler Zusammenhang etabliert worden sei, sei es doch interessant zu spekulieren, dass unentdeckte oder kürzlich überstandene SARS-CoV-2-Infektionen zumindest teilweise zu dieser Beobachtung beigetragen haben könnten. © mls/nec/aerzteblatt.de

@Ulrich Sorge
Es wäre schön wenn sowas nicht einfach ohne Fakten behauptet würde. Auch haben hier nicht normale Ärzte die Risikobewertung und Statistikauswertung vorgenommen sondern das PAul Ehrlich Institut für Arzneimittelsicherheit.
Ich denke die dort tätigen Kollegen verstehen ihr "Handwerk" und kann ich kann auch deren Bewertung mathematisch nachvollziehen dass die aktuell aufgetreten Rate an Sinusvenenthrombosen (ohne Sepsis bedingte) über dem üblichen Mittelwert liegt. Auch Karl Lauterbach, der ja Epidemiologe ist, hält einen Zusammenhang mit dem Impfstoff für wahrscheinlich.
Natürlich is es Gesamtgesellschaftlich gesehen besser einfach weiter zu Impfen. Die Impfung erhält aber jede einzelne Person und jede einzelne Person hat das Recht über eine individuelle Aufklärung über Individuelle Nebenwirkungen und Risiken und diese sind bei Covid Altersabhängig, bei der Impfung ggf. nicht.
Es sollen gesunde Menschen geimpft werden und eine möglicherweise tödliche Sinusvenenthrombose (oder deren Folgen mit bestehen bleibender Behinderung) die primär nicht unbedingt leicht zu Diagnostizieren ist, ist z. B. nicht mit dem TVT Risiko bei der Antibabypille zu Vergleichen wie es gerne populärwissenschaftlich gemacht wird.
Das TVT Risiko ist erhöht bei Ansetzen/Absetzen der Pille oder dem Präparatewechsel sowie weiteren Risikofaktoren. Eine TVT ist mit leichten sonographischen Mitteln in einer Arztpraxis diagnostizierbar und die Behandlung einfach. Auch ohne Sono kann empirisch mittels klinischem Befund, Wells Score und ggf. vorliegenden auslösenden Ereignis (z.B. Neubeginn der Pille) die Diagnose gestellt und zunächst anbehandelt (Wickeln und Heparingabe) werden.
Dies alles ist bei einer Sinusbvenenthrombose nicht der Fall.
Neben Corona sollte der klinisch ärztliche Verstand und die Verantwortung dem Einzelnen gegenüber nicht aussetzen.

Nocebo Effekt
Ich frage mich immer häufiger, ob manche Ärzte unsere Medizinstatistikkurse während des Studiums wohl geschwänzt haben...

Ungewisse Datenlage

Altersabhängiges Risiko sollte berücksichtigt werden.
Eher wäre es sinnvoll die Altersgruppen mit extrem niedrigen Risiko auf schweren Covid Verlauf (unter 40 Jahre ohne Risikofaktoren) von der Impfung mit Astrazeneca zunächst isoliert auszunehmen. In der Gruppe ist die Risikoabewägung nicht so Eindeutig (Extrem geringes Risiko eines schweren Covid Verlauf vs. Extrem geringes Risiko einer schwerwiegenden Impfkomplikation).
Für die über 65 jährigen ist das Eisiko einer schweren Erkrankung hingegen natürlich deutlich erhöht und Überwiegt das Impfrisiko bei weitem.
Vlt. wäre es gut die Impfung mit Astrazeneca und deren Fortführung auch unter diesem Aspekt zu bewerten.
Der Vergleich der Häufigkeit einer "läppischen" TVT unter der Pille sollte nicht für die Bewertung einer möglicherweise tödlichen Sinusvenenthrombose bzw. die möglichen schwerwiegenden Langzeitschäden wie Hemiparese, Schluckstörungen mit drohenden rezidivierenden Klinikaufenthalten aufgrund z.B. Aspiratonspneumonie verglichen werden.
Eine Sinusvenenthrombose bedarf einer frühzeitigen Diagnostik und dies in der Frühphase zu Erkennen ist schwieriger als eine TVT zu erkennen.

@stapff
Auch Ihre Äußerung zum gesamtgesellschaftlichen Nutzen, die Impfung wie bisher fortzusetzen, lässt sich so nicht belegen. Diese Rechnung geht allenfalls für die Riskogruppen auf, lässt sich jedoch nicht auf die gesunden Bevölkerungsgruppen unter 50 Jahren übertragen. Die ethischen Fragen, den Wert des Leben z.B. einer 32jährigen Mutter von 2 Kinder i.V. zu dem eines 85jährigen bettlägerigen Heimbewohners betreffend, lassen wir mal außen vor.
Dieser Nutzen wäre erst dann anzunehmen, wenn die AZ-Impfung nachweislich und zuverlässig vor einer Infektion, auch einer asymptomatischen, und damit vor einer weiteren Virusübertragung schützen würde. Das ist bei der AZ-Impfung leider aber nicht der Fall, hierzu möchte ich auf die Ausführung von Prof. Dr. med. Günter Kampf, Greifswald, hier im Ärzteblatt verweisen:
https://www.aerzteblatt.de/tref

Statistische Verzerrung?
Thromboembolische Ereignisse sind im Übrigen auch bei den anderen Impsstoffen berichtet; gibt es tatsächlich eine kausale Verbindung, dann wird das vermutlich alle Impfstoffe betreffen - was wiederum plausibel erscheint, da das Virus selbst ebensolche Probleme auslöst.
Dennoch frage ich mich, ob die berichtete "Häufung" von seltenen Sinusvenenthrombosen nicht durch eine statistische Verzerrung bedingt sein könnte? In Deutschland wurden doch mit Astra Teneca vorrangig jüngere Menschen beruflich exponierter Gruppen geimpft, also in erster Linie Pflegpersonal und Ärztinnen/ Ärzte. Vermutlich sind in dieser Gruppe überproportional viele Frauen im Alter von 20-50 Jahren zu finden... Sollte man daher nicht das Risiko genau dieser Kohorte einer ungeimpften Population zum Vergleich heranziehen - und eben GERADE NICHT die Allgemeinbevölkerung? Das würde aus meiner sicht auch erklären, weshalb das Problem so in GB nicht aufgetreten ist: Hier wurde zunächst die alte/ vulnerable Gruppe der Bevölkerung mit AZ geimpft...

Wer Wie Was Weshalb Warum Wer nicht fragt bleibt dumm

Untersuchung

Auffällig Pro-Impfen
Die betroffe Gruppe mag klein sein. Aufgrund einer Impfung behindert im Rollstuhl zu sitzen ist jedoch kein Spass.
Ich finde es richtig, dass dies nun untersucht wird.
Die Statistiken und Vergleiche in dem Artikel empfinde ich als unseriös. In UK wurden beispielsweise überwiegend alte Menschen mit Astrazeneca geimpft.

Grob fahrlässige Panikmache

Perspektive

Gerade bei Imfungen ist es wichtig...
Basierend auf den in Lancet publizierten Wirksamkeitsdaten hat der AZ Impfstoff in den letzten 1 1/2 Monaten der Anwendung in Deutschland (ca. 1.7 Mio Impflinge) etwa 21000 zukünftige symptomatische Covid-19 Erkrankungen und ca. 2800 künftige schwere Covid-19 Komplikationen (Hospitalisierung, Tod) verhindert.
An jedem Tag, an dem der AZ Impftsoff verimpft werden kann, könnten mehrere Hundert symptomatische Covid-19 Erkrankungen und Dutzende schwerwiegende Komplikationen verhindert werden.
Da Alternativ-Impfstoff nur rationiert zur Verfügung steht, und damit diese Impfoption ersatzlos ausfällt, wirkt sich der AZ Impfstoff-Stop direkt auf das einzelne Individuum aus.
In Laiensprache ausgedrückt heißt das: Nicht-Impfen hat sowohl für den Einzelnen als auch für die Gesellschaft ein wesentlich höheres Risiko als eine Impfung mit dem AZ Impfstoff.
Leider hat das Paul-Ehrlich-Institut diese Gesamtüberlegung in seiner panikartigen Entscheidung nicht berücksichtigt.

Nebenwirkungen? - AstraZeneca-Impfstopp
Am 12.3.2021 hatte der BGM das exakte Gegenteil gesagt, um die Aussetzung von Impfungen mit dem AstraZeneca-Vakzine in einigen Ländern zu kritisieren. Der CDU-Politiker verwies auf die Europäische Arzneimittelbehörde EMA: Sie hätte nach vorläufigen Experten-Beratungen erklärt, dass es in Übereinstimmung mit dem Paul-Ehrlich-Institut (PEI) keine auffällige Häufung von Thrombosen im direkten Zusammenhang mit der Impfung geben würde.
Aber warum fahren Robert-Koch-Institut (RKI) STIKO, Bundesregierung, Spahn, Lauterbach eher marktpolitisch orientierte, nicht mehr faktenbasierten Impf-Schlingerkurse? Behaupten heute das Gegenteil von morgen et vice versa? Verunsichern, beschädigen, frustrieren gutwillige Bevölkerungsteile, um böswillige Covidioten und Fundamentalisten unbeabsichtigt zu bestätigen?https://www.doccheck.com/de/detail/articles/32173-es-geht-nicht-voran
Bilanz in Deutschland- Unter 10 verabreichte Impfdosen pro 100 Einwohner:
1. Zu wenig Impfstoff
2. Fehlerhafte Terminvergaben
3. Überbürokratisierte Hürden
4. Kommunikation/Marketing dilettantisch
5. Planungs-/Logistikprobleme
Jüngste, irrtümlich salopp gemeinte BGM-Äußerungen sprechen Bände. Spahn: „In jeder Familie gibt es jemanden, der geimpft worden ist ... (BILD) im CDU-Präsidium. „Wir haben ca. 6 Millionen Geimpfte. In jeder Familie gibt es...
Außerdem brodelt es in Deutschland auch wegen der jüngsten Landtagswahl-Ergebnisse in BAWÜ und Rheinland-Pfalz gewaltig.
https://www.doccheck.com/de/detail/articles/32199-breaking-news
Mf+kG, Ihr Dr. med. Thomas G. Schätzler, FAfAM Dortmund

Bitte differenzierte Betrachtung
Wenn ein schwerer Schaden für den Einzelnen möglich ist (nil nocere) kann man nicht mit dem gesamtgesellschaftlichen Nutzen argumentieren. Als Minimum muss die Nebenwirkung im Beipackzettel aufgeführt werden und darüber aufgeklärt werden, falls die Kausalität wahrscheinlich ist. Außerdem könnte man ja nun überlegen, ob die Risikogruppe (anscheinend Frauen zwischen 20-50 Jahre, möglicherweise in Kombination mir hormonellen Kontrazeptiva) auf den m-RNA Impfstoff ausweichen könnten, ob es begleitende Maßnahmen geben könnte und/oder, ob das Patientenmanagement bei Verdacht (Symptomen) standardisiert werden kann.

Reihenfolge?

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