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Medizin

AZD1222: PEI lässt Rote-Hand-Brief ­zu Astra­zeneca-Impfstoff veröffentlichen

Mittwoch, 24. März 2021

picture alliance / ASSOCIATED PRESS

Langen – Angesichts der steigenden wenn auch insgesamt sehr geringen Zahl von Hirnvenenthrombo­sen nach Impfungen mit AZD1222 hat das Paul-Ehrlich-Institut einen Rote-Hand-Brief veranlasst, in dem der Hersteller Astrazeneca auf das Risiko von Thrombozytopenien und Gerinnungsstörungen hinweist.

Bei der Impfkomplikation handelt es sich um eine Kombination aus Thrombosen und einem Mangel an Thrombozyten, die in einigen Fällen mit Blutungen einhergehen kann. In der Regel führt die Störung jedoch zu venösen Thrombosen, die in ungewöhnlichen Bereichen auftreten können.

Neben den in den Medien berichteten zerebralen Sinusvenenthrombosen seien auch Mesenterialvenen­throm­bosen sowie arterielle Thrombosen möglich bei gleichzeitiger Thrombozytopenie. Tödliche Aus­gänge seien möglich, heißt es in dem Schreiben.

Die meisten Fälle traten innerhalb der ersten 7 bis 14 Tage nach der Impfung auf. Betroffen waren vor allem Frauen unter 55 Jahren. Eine mögliche Erklärung für diese Häufung könnte laut dem Rote-Hand-Brief die verstärkte Anwendung des Impfstoffs in dieser Bevölkerungsgruppe sein.

Der Rote-Hand-Brief fordert die Angehörigen der Gesundheitsberufe auf, bei den Geimpften auf Anzei­chen und Symptome einer Thromboembolie und/oder Thrombozytopenie zu achten. Die Geimpften soll­ten sofort einen Arzt aufsuchen, wenn sie nach der Impfung Symptome wie Kurzatmigkeit, Brustschmer­zen, Beinschwellungen oder anhaltende Bauchschmerzen entwickeln.

Außerdem sollten alle Personen, die nach der Impfung neurologische Symptome aufweisen wie starke oder anhaltende Kopfschmerzen oder verschwommenes Sehen, oder bei denen nach einigen Tagen auf der Haut Blutergüsse (Petechien) außerhalb des Verabreichungsortes der Impfung auftreten, umgehend einen Arzt aufsuchen.

Der Pharmakovigilanz-Ausschuss (PRAC) der Europäischen Arzneimittelagentur hatte in der vergangenen Woche den Sachverhalt geprüft. Zu dem Zeitpunkt waren im Europäischen Wirtschaftsraum (EU/EEA) so­wie in Großbritannien insgesamt 7 Fälle einer disseminierten intravaskulären Gerinnung (DIC) und 18 Fälle einer zerebralen Sinusvenenthrombose gemeldet worden bei rund 20 Millionen geimpften Perso­nen.

Inzwischen ist die Zahl der zerebralen Sinusvenenthrombosen allein in Deutschland auf 16 Personen (Stand 23. März) gestiegen, was weiterhin für eine seltene Komplikation spricht. Allerdings bleibt die Möglichkeit, dass Thrombosen in anderen Regionen nicht mit der Impfung in Verbindung gebracht und deshalb nicht gemeldet wurden. Die Sicherheit des Impfstoffs wird derzeit von den Gesundheitsbehör­den jedoch nicht infrage gestellt.

Die Ursache der möglichen Impfkomplikation ist weiter unbekannt. Forscher der Universitäten Greifs­wald, Wien und Graz vermuteten Ende letzter Woche einen Pathomechanismus wie bei der Heparin-induzierten Thrombozytopenie (HIT).

Bei dieser Komplikation, die sich ebenfalls erst nach einem Intervall von mehreren Tagen nach der Heparingabe manifestiert, kommt es zu einer Immunreaktion gegen Thrombo­zyten, die den Mangel an Blutplättchen erklärt.

Die Zerstörung der Thrombozyten führt zur Freisetzung von Mikropartikeln, die über eine Aktivierung von Thrombin die intravaskuläre Blutgerinnung auslöst. Die Forscher schlagen für die Komplikation die Bezeichnung „Virus/Vaccine Induced Prothrombotic Immune Thrombocytopenia“ (VIPIT) vor. © rme/aerzteblatt.de

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