Medizin
SARS-CoV-2 kann auch Mäuse infizieren
Dienstag, 6. April 2021
Paris – Die Mutationen von SARS-CoV-2, durch die in den letzten Monaten mehrere besorgniserregende Varianten entstanden sind, haben nicht nur die Infektiosität für die Menschen erhöht. Französische Forscher berichteten kürzlich in bioRxiv (2021; DOI: 10.1101/2021.03.18.436013), dass sie mit den Varianten B.1.351 und P.1 auch Labormäuse infizieren konnten. Damit steigt die Gefahr, dass die Viren sich in der Natur ausbreiten.
Das neue Pandemievirus, dessen natürliches Reservoir in einigen exotischen Tieren aus Südostasien vermutet wird, kann auch heimische Tierarten infizieren. Die originale Wuhan-Variante wurde etwa in Hamstern, Nerzen, Hunden und Katzen (sowie katzenartigen Zootieren) nachgewiesen. Mäuse konnten bisher nicht infiziert werden (weshalb die Forscher ihre Experimente an Nagern durchführen mussten, die mit dem Gen für den humanen ACE2-Rezeptor ausgestattet werden).
Bei den Varianten B.1.351, die sich von Südafrika ausbreitet, und P.1, die zuerst in Brasilien nachgewiesen wurde, ist dies jedoch anders. Xavier Montagutelli, der am Institut Pasteur in Paris eine Arbeitsgruppe für die Genetik von Mäusen leitet, konnte normale Labormäuse problemlos mit den beiden Varianten infizieren.
3 Tage nach einer intranasalen Infektion der Mäuse kam es bei den Nagern zu einer Lungenentzündung mit den typischen Merkmalen von COVID-19 mit Schädigungen der Atemwegsepithelien und interstitiellen Infiltraten in den Lungen mit Lymphozyten und anderen Entzündungszellen. Ein Infektionsversuch mit dem originalen Wuhan-Stamm blieb erfolglos, und auch die britische Variante B.1.1.7 scheint nur zu einer sehr begrenzten Replikation in den Mäusen in der Lage zu sein.
Montagutelli führt die Infektiosität von B.1.351 und P.1 auf die Veränderungen an der Bindungsstelle des S-Proteins zurück, die ein Andocken an den ACE2-Rezeptor der Mäuse ermöglichen. Bislang sind die Viren nicht bei wild lebenden Mäusen nachgewiesen worden. Aufgrund der engen Verwandtschaft der Labormäuse mit frei lebenden Tieren muss jedoch damit gerechnet werden, dass SARS-CoV-2 sich auch in Europa in der Natur ausbreiten könnte. © rme/aerzteblatt.de

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