Ausland
Brasilien verzeichnet erstmals mehr als 4.000 Coronatote an einem Tag
Mittwoch, 7. April 2021
Brasília – Erstmals seit Beginn der Pandemie sind in Brasilien mehr als 4.000 Tote durch COVID-19 binnen eines Tages verzeichnet worden. Wie das Gesundheitsministerium in Brasília gestern mitteilte, starben innerhalb von 24 Stunden landesweit 4.195 weitere Menschen im Zusammenhang mit dem Coronavirus SARS-CoV-2. Die Zahl der Coronatoten in dem Land insgesamt erhöhte sich damit auf fast 337.000.
Das brasilianische Gesundheitssystem leidet massiv unter der aktuellen Infektionswelle. In 18 der 27 Bundesstaaten sind laut dem Gesundheitsinstitut Fiocruz die Intensivstationen zu mehr als 90 Prozent belegt. In fast allen anderen liegt die Auslastung der Intensivstationen demnach bei mehr als 80 Prozent. Experten führen die dramatische Infektionslage teilweise auf die Coronavariante P1 zurück.
„Wir sind in einer entsetzlichen Situation“, sagte die Epidemiologin Ethel Maciel von der Espirito Santo Federal University. Sie forderte einen „wirksamen Lockdown für mindestens 20 Tage“. Dies sei angesichts der derzeitigen Impfgeschwindigkeit der „einzige Weg, die extrem schnelle Ausbreitung des Virus zu verlangsamen“.
Rund zehn Prozent der Brasilianer haben bisher eine erste Coronaimpfstoffdosis erhalten. „Leider hat die Politik uns dort hingebracht, wo wir heute stehen: Zu dieser enormen Zahl an Menschen, die ihr Leben verloren haben“, beklagte Maciel.
Die dramatische Coronalage hat die Regierung von Präsident Jair Bolsonaro in eine schwere Krise gestürzt. Der rechtsnationale Staatschef sieht sich wachsendem Druck von Verbündeten im Parlament und aus der Wirtschaft ausgesetzt, effektiver gegen die Pandemie vorzugehen. Bolsonaro hat die Bedrohung durch das Virus immer wieder verharmlost und Restriktionen des öffentlichen Lebens durch die Regionalbehörden kritisiert.
In der vergangenen Woche besetzte Bolsonaro sechs Kabinettsposten neu, nachdem er zuvor bereits seinen inzwischen vierten Gesundheitsminister ernannt hatte. Zudem berief der Präsident drei neue Oberbefehlshaber für Heer, Marine und Luftwaffe. In Brasilien gibt es immer wieder Spekulationen, Bolsonaro könnte mit Hilfe von Militärs gegen die demokratischen Institutionen vorzugehen versuchen. © afp/aerzteblatt.de

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