Medizin
Upadacitinib bei Psoriasis-Arthritis besser wirksam
Mittwoch, 19. Mai 2021
Glasgow – Der Januskinase-(JAK)-Inhibitor Upadacitinib, der bereits zur Behandlung der rheumatoiden Arthritis zugelassen ist, hat in einer randomisierten Studie die Gelenkbeschwerden von Patienten mit einer Psoriasis-Arthritis deutlich gelindert.
Unter einer höheren Dosierung wurde laut der Publikation im New England Journal of Medicine (2021; DOI: 10.1056/NEJMoa2022516) eine bessere Wirkung erzielt als mit dem TNF-alpha-Inhibitor Adalimumab.
JAK-Inhibitoren blockieren die Signalweiterleitung von Zytokinen, die an den Entzündungsreaktionen bei Autoimmunerkrankungen beteiligt sind. Zu den ersten Einsatzgebieten gehört die rheumatoide Arthritis. Im letzten Jahr konnte der Hersteller in einer Vergleichsstudie zeigen, dass der JAK1-Inhibitor Upadacitinib in dieser Indikation eine bessere Wirkung erzielt als Abatacept, ein seit 15 Jahren eingesetztes Biologikum.
In der SELECT-PsA 1-Studie wurde jetzt geprüft, ob Upadacitinib auch die Beschwerden bei einer Psoriasis-Arthritis lindern kann. In der weltweiten Studie in 45 Ländern (mit deutscher Beteiligung) mit 1.704 Patienten wurde Upadacitinib in 2 Dosierungen nicht nur mit Placebo, sondern auch mit dem TNF-alpha-Inhibitor Adalimumab verglichen, der zu den empfohlenen Biologika bei der Psoriasis-Arthritis gehört. Die Mittel werden eingesetzt, wenn Methotrexat oder andere Nichtbiologika die Krankheitsaktivität nicht stoppen können.
Auch die meisten Teilnehmer der SELECT-PsA 1-Studie, die im Durchschnitt seit 6 Jahren an einer Psoriasis-Arthritis litten, hatten bereits mehrere konventionelle Behandlungsversuche hinter sich, als sie auf die 4 Behandlungsgruppen randomisiert wurden. Die Patienten wurden über 24 Wochen mit Upadacitinib in einer Dosis von 15 mg oder 30 mg 1 Mal täglich, Placebo oder subkutanem Adalimumab (40 mg alle 2 Wochen) behandelt.
Der primäre Endpunkt war eine ACR20 nach den Kriterien des American College of Rheumatology: Sie erfordert eine Abnahme in der Anzahl der schmerzempfindlichen und geschwollenen Gelenke um 20 % sowie eine Verbesserung um mindestens 20 % in 3 von 5 weiteren Aspekten der Erkrankung.
Dieses Ziel wurde nach den von Iain McInnes von der Universität Glasgow und Mitarbeitern mitgeteilten Ergebnissen nach 12 Wochen Behandlung bei 303 von 429 Patienten (70,6 %) erreicht, die mit der niedrigeren Dosis von Upadacitinib behandelt wurden. Unter der höheren Dosierung erreichten 332 von 423 Patienten (78,5 %) eine ACR20 gegenüber 279 von 429 Patienten (65,0 %) in der Adalimumabgruppe und nur 153 von 423 Patienten (36,2 %) in der Placebo-Gruppe.
Damit erzielte bereits die niedrigere Dosierung von Upadacitinib ein tendenziell besseres Ergebnis als Adalimumab. Die Differenz von 5,6 Prozentpunkten war mit einem 95-%-Konfidenzintervall von minus 0,6 bis 11,8 Prozentpunkten jedoch nicht signifikant. Für die höhere Dosis ermittelt McInnes einen Vorsprung von 13,5 Prozentpunkten, der mit einen 95-%-Konfidenzintervall von 7,5 bis 19,4 Prozentpunkten eine Überlegenheit gegenüber dem TNF-alpha-Inhibitor anzeigt.
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Upadacitinib verbesserte die Krankheitsaktivität auch in zahlreichen sekundären Endpunkten. Dazu gehörten neben ACR50 und ACR70 auch ein Rückgang der Hautläsionen (PASI75), der Entzündung der Sehnenansätze (Enthesitis), der Abgeschlagenheit (Fatigue) und des sIGA-Score („Global Assessment of Psoriasis“, sIGA). Im „Sharp/van der Heijde Score“ konnte ein weiteres Fortschreiten der radiologischen Gelenkveränderungen weitgehend verhindert werden.
Die gegenüber Adalimumab verbesserte Wirkung wurde durch eine Erhöhung des Infektionsrisikos erkauft. Bei 43,3 % der Patienten kam es unter der höheren Dosierung von Upadacitinib zu Infektionen, von denen 2,6 % als schwerwiegend eingestuft wurden (gegenüber 34,0 % beziehungsweise 0,7 % in der Adalimumabgruppe).
Auch Anämien, Neutropenien, Lymphopenien und ein Anstieg der Kreatinkinase traten unter der höheren Dosierung von Upadacitinib häufiger auf. Störungen der Leberfunktion waren dagegen seltener als unter der Behandlung mit Adalimumab.
Upadacitinib ist aufgrund der guten Studienergebnisse in Europa bereits zur Behandlung der aktiven Psoriasis-Arthritis zugelassen. Es darf bei erwachsenen Patienten eingesetzt werden, die auf ein oder mehrere konventionelle krankheitsmodifizierende Mittel wie Methotrexat unzureichend angesprochen oder diese nicht vertragen haben. Es kann als Monotherapie oder in Kombination mit Methotrexat eingesetzt werden. © rme/aerzteblatt.de
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