Politik
Aerosolforscher warnen Politik vor symbolischen Coronamaßnahmen
Montag, 12. April 2021
Berlin – Aerosolforscher aus Deutschland wünschen sich von der Politik einen Kurswechsel bei den Maßnahmen zur Eindämmung der Coronapandemie. „Wenn wir die Pandemie in den Griff bekommen wollen, müssen wir die Menschen sensibilisieren, dass Drinnen die Gefahr lauert“, heißt es in einem Brief an die Bundesregierung und an die Landesregierungen. SARS-CoV-2 werde fast ausnahmslos in Innenräumen übertragen.
„Leider werden bis heute wesentliche Erkenntnisse unserer Forschungsarbeit nicht in praktisches Handeln übersetzt“, kritisieren die Verfasser. In Wohnungen, Büros, Klassenräumen, Wohnanlagen und Betreuungseinrichtungen müssten Maßnahmen ergriffen werden. In Innenräumen finde auch dann eine Ansteckung statt, wenn man sich nicht direkt mit jemandem treffe, sich aber ein Infektiöser vorher in einem schlecht belüfteten Raum aufgehalten habe, warnen sie.
Es gilt als sicher, dass sich das Coronavirus vor allem über die Luft verbreitet. Das kann über die Tröpfchen geschehen, die beim Husten und Niesen entstehen und beim Gegenüber über die Schleimhäute aufgenommen werden. Oder über Aerosole, Gemische aus festen oder flüssigen Schwebeteilchen in der Luft, die SARS-CoV-2-Partikel enthalten.
Sie sind definiert als Tröpfchenkerne kleiner als fünf Mikrometer und bleiben meist länger in der Luft als größere Tropfen, die rasch zu Boden sinken. Aerosolteilchen können Stunden bis Tage in der Luft schweben. Andere Infektionswege – etwa über Oberflächen – spielen eine wesentlich geringere Rolle für das Infektionsgeschehen.
Debatten über das Flanieren auf Flusspromenaden, den Aufenthalt in Biergärten, das Joggen oder Radfahren seien kontraproduktiv, heißt es in dem Brief der Aerosolforscher weiter. Maßnahmen wie die Maskenpflicht beim Joggen an der Alster in Hamburg etwa seien eher symbolischer Natur und ließen „keinen nennenswerten Einfluss auf das Infektionsgeschehen erwarten“.
Im Freien seien Ansteckungen äußerst selten, im Promillebereich. Hierauf sollten die begrenzten Ressourcen nicht verschwendet werden. Auch würden im Freien keine größeren Cluster infiziert, wie das in Innenräumen etwa in Heimen, Schulen, Veranstaltungen, Chorproben oder Busfahrten zu beobachten sei.
Auch Ausgangssperren, wie sie der Bund befürwortet, versprechen aus Sicht der Wissenschaftler mehr, als sie halten können. „Die heimlichen Treffen in Innenräumen werden damit nicht verhindert, sondern lediglich die Motivation erhöht, sich den staatlichen Anordnungen noch mehr zu entziehen“, schreiben sie. „In der Fußgängerzone eine Maske zu tragen, um anschließend im eigenen Wohnzimmer eine Kaffeetafel ohne Maske zu veranstalten, ist nicht das, was wir als Experten unter Infektionsvermeidung verstehen.“
Die Bundesregierung dringt darauf, bei der Regelung bundesweiter Coronaschutzmaßnahmen auch nächtliche Ausgangsbeschränkungen von 21 bis 5 Uhr vorzuschreiben, wenn in Landkreisen binnen sieben Tagen mehr als 100 Neuinfektionen pro 100.000 Einwohnern registriert werden.
Stattdessen empfehlen die Autoren, Treffen in Innenräumen so kurz wie möglich zu gestalten, mit häufigem Stoß- oder Querlüften Bedingungen wie im Freien zu schaffen, effektive Masken in Innenräumen zu tragen sowie Raumluftreiniger und Filter überall dort zu installieren, wo Menschen sich länger in geschlossenen Räumen aufhalten müssen – etwa in Pflegeheimen, Büros und Schulen.
„Die Kombination dieser Maßnahmen führt zum Erfolg“, heißt es weiter. „Wird das entsprechend kommuniziert, gewinnen damit die Menschen in dieser schweren Zeit zugleich ein Stück ihrer Bewegungsfreiheit zurück.“ Zu den Unterzeichnern zählen der Präsident der Gesellschaft für Aerosolforschung, Christof Asbach, Generalsekretärin Birgit Wehner und der frühere Präsident der Internationalen Gesellschaft für Aerosole in der Medizin, Gerhard Scheuch.
Forscher der Technischen Universität Berlin hatten im Februar Berechnungen zum Ansteckungsrisiko für verschiedene Innenraumszenarien veröffentlicht. Unter den dabei gesetzten Voraussetzungen ist das Risiko beim Friseur, in wenig ausgelasteten Museen, Theatern und Kinos, aber auch in Supermärkten demnach vergleichsweise gering. Deutlich höher sei es in Fitnessstudios und vor allem in Oberschulen und Mehrpersonenbüros, errechnete das Team um Studienleiter Martin Kriegel.
Solche Berechnungen seien unheimlich komplex, hatte Aerosolexperte Scheuch zu den Daten zu bedenken gegeben. Die Resultate, die das Risiko sehr exakt angeben, erweckten den Eindruck einer Präzision, die es so nicht gebe. © dpa/aerzteblatt.de

doc.nemo am Mittwoch, 14. April 2021, 13:07

Unzulässiger Rundumschlag

Lügen durh Weglassen
Jetzt mal zu den Tatsachen :
Natürlich ist in geschlossenen Räumen, ev. auch noch ohne Lüftung, die Infektionsgefahr größer als im winddurchpusteten Park oder Freiluftkaffee - ganz einfach weil die mittlere Viruskonzentration viel größer ist - WENN denn dort Virusträger sind. Ja - und wie kommen die Virusträger und damit die Viren überhaupt in diese Innenräume - "auf Flügeln durch den Schornstein" ? Vielleicht gibt es Leute. die das glauben. Aber Lieschen Müller schon weiß : die Viren kommen durch Infizierte durch die Tür, von DRAUSSEN. Und DESHALB muß der AUSSENVERKEHR möglichst unterbunden werden. Man schämt sich fast,an diese Banalität zu erinnern. Und natürlich wissen das die Aerosolforscher auch - und schämen sich nicht, diese Tatsache zu unterdrücken. Sie lügen durch Weglassen - und das ist die wirklich infame Lüge.

DEUTSCHE POLITIK BEGREIFT'S NICHT!
1.) Infektionen finden in Innenräumen und engen Außenkontakten statt. Möglichst Wenige außerhalb des eigenen Haushaltes dort treffen. In Innenräumen sind Ansteckungen ohne direkten Kontakt möglich, wenn Infektiöse kurz vorher in schlecht belüfteten Räumen waren.
2.) Zeiten der Treffen/Aufenthaltszeiten in Innenräumen so kurz wie möglich.
3.) Häufiges Stoß- oder Querlüften nähert sich dem Aufenthalt im Freien.
4.) Effektive Masken (Chir./FFP2/FFP3/N95) in Innenräumen zielführend. Maskentragen in Fußgängerzonen, um dann im eigenen Wohnzimmer Kaffeetafeln ohne Maske abzuhalten, ist nicht infektionsvermeidend. Dichtsitz der Maske ist für die Effektivität ebenso wichtig wie die Abscheideeffizienz des Materials.
5.) Raumluftreiniger/Filter installieren, wo Menschen sich länger in geschlossenen Räumen aufhalten (Wohnheime, Schulen, Unis, Alten-/Pflegeheime, Betreuungseinrichtungen, Büros, Firmen, Gewerbe, Fabriken).
6.) Je größer Hallen und Räume bzw. weniger Besucher, desto geringer die Ansteckungsgefahr. Theater, Konzerte, Veranstaltungen, Gottesdienste müssen in großen, gut gelüfteten Hallen bzw. optimal/optional als Open-Air stattfinden (redakt. bearbeiteter Offener Brief/Aerosolforschern in D).
Bereits am 21.7.2020 schrieb ich zur Publikation "Contact Tracing during Coronavirus Disease Outbreak, South Korea, 2020" von Young Joon Park et al.
https://wwwnc.cdc.gov/eid/article/26/10/20-1315_article
"dass der Schulschließungs-bedingte, nahezu 24-stündige Aufenthalt mit Zusammensein im Haushalt besonders in der Altersgruppe der Zehn- bis Neunzehn-Jährigen für die Infektiosität und Verbreitung von SARS-CoV-2-Infektionen und COVID-19-Erkrankungen den höchsten Risikofaktor darstellt".
https://www.doccheck.com/de/detail/articles/28473-haushalt-gefaehrlichster-ort-oder
Mf+kG, Dr.

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