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Medizin

Kardiologen: Lockdown führt zu weniger Bewegung und zu ungesunder Ernährung

Montag, 12. April 2021

/djile, stock.adobe.com

München – Der Lockdown, der die Ausbreitung von SARS-CoV-2 aufhalten soll, hat einen ungünstigen Einfluss auf den Lebensstil jüngerer Menschen, der langfristig die kardiovaskuläre Gesundheit schädigen könnte. Dies zeigt eine Onlineumfrage unter Studenten mehrerer bayerischer Universitäten, deren Ergebnisse auf der 87. Jahrestagung der Deutschen Gesellschaft für Kardiologie vorgestellt wurden (DOI: 10.1007/s00394-020-02435-6).

Bayern war neben dem Saarland das erste Bundesland, das Mitte März letzten Jahres in den Lockdown ging. Für jüngere Menschen und insbesondere Studenten war die Schließung von Restaurants, Bars und Mensen sowie Fitnesscentern und anderen Sporteinrichtungen mit erheblichen Einschränkungen verbunden.

Ein Team um Privatdozent Stefan Brunner von der LMU-München hat noch während des Lockdowns in 6 Universitäten eine Umfrage unter 1.940 Studierenden (zu 59,5 % Medizinstudierenden) durchgeführt. Die im Durchschnitt 23 Jahre alten Studierenden wurden nach den Änderungen ihrer Ernährungsgewohnheiten und ihrer sportlichen Aktivitäten befragt. Sie wurden außerdem gebeten, die Schrittzählerdaten aus ihrem Smartphone, soweit vorhanden, zu übermitteln.

Insgesamt 44,5 % der Befragten gaben an, dass ihre körperliche Bewegung seit dem Beginn des Lock­downs abgenommen hat, 32,8 % meinten dagegen, ihre Aktivität habe sich gesteigert. Die häufigsten Sportarten im Lockdown waren Laufen, Radfahren und Muskeltraining sowie, insbesondere bei Frauen, Yoga. Laut Brunner konnten viele Studenten, die vor dem Lockdown viel Sport trieben, ihr Level halten, während weniger aktive Studenten sich im Lockdown noch weniger bewegten. Medizin­studierende erschienen in der Umfrage überdurchschnittlich sportlich.

Die Schrittzählerdaten von 610 Studenten bestätigten die Angaben in der Umfrage: Die Zahl der tägli­chen Schritte ging im Lockdown von 6.777 auf 4.829 pro Tag zurück. Auch nach den Schrittzählerdaten waren die Medizinstudenten aktiver als andere Studenten.

Die Ernährungsgewohnheiten änderten sich ebenfalls: 31,2 % der Teilnehmer gaben an, mehr zu essen, während 16,8 % weniger Nahrungsmittel zu sich nahmen als vor dem Lockdown. Hier fanden sich laut Brunner keine Unterschiede in Abhängigkeit vom Studienfach.

Wie bei der Bewegung scheint sich auch die Ernährung bei den Personen ungünstig zu entwickeln, die bereits vor dem Lockdown Gewichtsprobleme hatten. Studierende, die mit einem Body-Mass-Index von über 25 übergewichtig waren, steigerten ihre Nahrungszufuhr zu 40 % häufiger als Normalgewichtige.

Brunner ermittelt eine Odds Ratio von 1,4 (95-%-Konfidenzintervall 1,3 bis 2,0). Weitere Risikofaktoren für eine vermehrte Nahrungszufuhr waren mentaler Stress (Odds Ratio 1,4; 1,1 bis 1,7) sowie mehr Sport (Odds Ratio 1,3; 1,2 bis 1,8). Männliche Studenten steigerten ihre Nahrungsmittelzufuhr weniger als Studentinnen (Odds Ratio 0,7; 0,6 bis 0,9). Den größten Anteil an der gesteigerten Nahrungsmenge hatten Süßigkeiten und Brot.

Direkte Effekte auf die kardiovaskuläre Gesundheit lassen sich nicht ableiten. Sie sollten aber in Zukunft bei der Verhängung von Restriktionen zur Pandemiebekämpfung bedacht werden, findet Brunner. Da Übergewicht und Bewegungsmangel wichtige Risikofaktoren für Herz-Kreislauf-Erkrankungen sind, könnte ein längerer Lockdown im Prinzip negative Auswirkungen auf die Gesundheit haben. © rme/aerzteblatt.de

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