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Ärzteschaft

Ökonomische Ziele bei Einstellungs­gesprächen für Chirurgie-Chef­ärzte oft wichtiges Thema

Mittwoch, 14. April 2021

/Have a nice day, stock.adobe.com

Berlin – Wirtschaftliche Zielsetzungen der Einrichtung spielen in 46 Prozent der Bewerbungsgespräche für die Besetzung von Chefarztstellen in der Chirurgie eine dominierende Rolle. Jeder Fünfte fühlt sich dadurch unter Druck gesetzt. Das zeigt eine Umfrage des Berufsverbandes der Deutschen Chirurgen (BDC).

Der Verband schrieb für die Umfrage 1.890 chirurgische Chef- und Oberärzte an. Davon beteiligten sich 455 an der Umfrage. 114 von ihnen sind im Untersuchungszeitraum in eine Chefarztposition gewechselt. Die Teilnehmer arbeiten an kommunalen wie privaten und freigemeinnützigen Einrichtungen.

46 Prozent der Befragten erklärten, dass wirtschaftliche Ziele in den Einstellungsgesprächen einen ho­hen Stellenwert hatten. Rund 75 Prozent der Befragten berichteten von Anforderungen wie Mitarbeit bei der Unternehmensentwicklung über die Steigerung von Patientenzahlen bis zur Stärkung der Wett­be­werbsposition des Unternehmens. Mehr als 40 Prozent von ihnen sahen sich mit dem Management knapper Personalressourcen im Gespräch konfrontiert.

Jeder Dritte der Umfrageteilnehmer gab aber an, sich durch die wirtschaftlichen Anforderungen im Stell­enprofil nicht unter Druck gesetzt zu fühlen. Rund 70 Prozent der Chefarztaspiranten sehen sogar Chan­cen, die Gewichtung von Ökonomie und medizinethischen Erwägungen in ihrer späteren Abteilung durch das eigene Verhalten zu beeinflussen. Jeder Fünfte der Befragung gab aber an, einen Druck durch die ökonomischen Ziele zu verspüren.

„Das Ergebnis unserer Studie ist ein weiteres Indiz dafür, dass die Krankenhausmedizin strukturell unter die Herrschaft kaufmännischer und wettbewerblicher Prämissen geraten ist“, bewertet Karl-Heinz Weh­kamp vom Socium Forschungszentrum der Universität Bremen die Ergebnisse. Er ist Mitautor der Studie.

Ein Krankenhaus sucht Weh­kamp zufolge heute Chefärzte, die nicht nur betriebswirtschaftlich denken und handeln, sondern die auch die Zumu­tung aushalten müssen, mit äußerst knapp kalkuliertem Per­sonal und Material zu arbeiten. Medizinische Qualitätsstandards würden somit unvermeidlich bedroht.

„Wir sehen aber auch das Potenzial der Chefärzte, sich in Bewerbungsgesprächen als Gesprächspartner auf Augenhöhe präsentieren zu können und die wirtschaftlichen Ziele im Sinne eines nachhaltigen Krankenhausmanagements gemeinsam mit der Geschäftsführung zu definieren“, betonte Carsten Johannes Krones, Mitautor der Studie und Mitglied im erweiterten Vorstand des BDC.

Denn der Arztberuf sei und bleibe ein freier Beruf und damit gelte auch im Anstellungsverhältnis die ärztliche Weisungsfreiheit, also im Kern die Therapiefreiheit. © hil/aerzteblatt.de

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