Politik
Thüringer COVID-19-Patienten werden in andere Länder verlegt
Freitag, 16. April 2021
Jena/Erfurt – Thüringen muss bei der Behandlung von COVID-19-Patienten wieder Krankenhäuser anderer Bundesländer um Hilfe bitten. Fünf nach einer Coronainfektion schwer erkrankte Menschen aus Thüringen sollten von gestern an auf Intensivstationen anderer Bundesländer verlegt werden, wie Michael Bauer, Chefarzt der Jenaer Klinik für Anästhesiologie und Intensivmedizin, erklärte.
Die Patienten aus dem Uniklinikum Jena und dem Krankenhaus Greiz sollen in Kliniken in Bayern und in Norddeutschland gebracht werden. Gespräche zwischen den Krankenhäusern liefen, die Angehörigen der Patienten würden informiert.
In Ostthüringen sei die Lage besonders angespannt, sagte Bauer, der die intensivmedizinische Versorgung unter den Thüringer Krankenhäusern in der Pandemie koordiniert. Der Landkreis Greiz ist mit einem Sieben-Tage-Wert bei Neuinfektionen je 100.000 Einwohner von fast 533 der bundesweit am zweitstärksten von der Pandemie betroffene Landkreis.
Bereits zum Jahresende 2020 waren einzelne COVID-19-Patienten aus Thüringen nach Niedersachsen verlegt worden. Inzwischen ist die Lage ähnlich dramatisch wie auf dem Höhepunkt der zweiten Pandemiewelle.
Nach dem Register der Deutschen Interdisziplinären Vereinigung für Intensiv- und Notfallmedizin (DIVI) lagen am Donnerstag 220 COVID-19-Patienten auf Intensivstationen von Thüringer Krankenhäusern. Davon wurden 128 invasiv beatmet.
638 von 701 im Freistaat betreibbaren Intensivbetten sind demnach belegt. 63 Betten sind frei, davon sind 29 spezifisch für die Behandlung COVID-19-Kranker ausgestattet. Intensivmediziner sehen mit Sorge, dass die Auslastung der Intensivstationen mit COVID-19-Patienten zulasten anderer Schwerkranker wie Herz- oder Krebspatienten zu gehen droht.
Die Bundesländer haben verabredet, sich bei Engpässen auf Intensivstationen gegenseitig zu unterstützen und COVID-19-Patienten aus anderen Bundesländern aufzunehmen. Thüringen gehört dabei mit Sachsen-Anhalt, Sachsen, Brandenburg und Berlin einem ostdeutschen Hilfeverbund an.
Da auch in anderen Ostländern Intensivstationen stark belastet sind, kooperiert Thüringen auch mit angrenzenden westlichen Bundesländern. Ende vergangenen Jahres hatte der Freistaat bereits Patienten aus Sachsen aufgenommen. © dpa/aerzteblatt.de

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