Vermischtes
Corona belastet Frauen stärker als Männer
Dienstag, 20. April 2021
Hannover – Die Coronakrise schlägt Frauen offenbar deutlich mehr auf die Seele als Männern. Das geht aus einer heute in Hannover veröffentlichten Auswertung von Versichertendaten der Krankenkasse KKH hervor.
Demnach haben 2020 bundesweit rund doppelt so viele Arbeitnehmerinnen ein Attest wegen psychischer Erkrankungen vorgelegt als Arbeitnehmer. Anpassungsstörungen und Reaktionen auf schwere Belastungen hätten Ärzte sogar bei fast dreimal so vielen Frauen diagnostiziert.
Der Spagat zwischen Arbeit sowie der Betreuung von Kindern und pflegebedürftiger Angehöriger gehöre zu den Gründen, warum Frauen in der Krise psychisch mehr beansprucht seien als Männer, erläuterte KKH-Wirtschaftspsychologin Antje Judick.
Zwar habe die Doppelbelastung von Familie und Beruf Frauen wegen des immer noch vorherrschenden klassischen Rollenbilds auch schon vor der Pandemie seelisch stärker gefordert. Seit Corona habe sich das Problem allerdings noch verschärft.
Ein weiterer Faktor sei, dass mehr Frauen in sozialen Berufen etwa als Kranken- und Altenpflegerinnen sowie in Branchen mit viel Menschenkontakt beschäftigt seien, zum Beispiel im Verkauf. „In diesen Bereichen ist die Belastung durch Corona besonders hoch“, so Judick.
Aber auch an den Männern gehe die Krise nicht spurlos vorbei. Die Krankheitsdauer, die bei ihnen während der Pandemie deutlicher angestiegen sei als bei Frauen, deute auf mehr langwierigere, schwerere Krankheitsfälle hin.
Auf Platz eins der häufigsten seelischen Leiden im ersten Coronajahr liegen laut der Auswertung der Kasse depressive Episoden mit rund 417.000 attestierten Fehltagen bei Frauen und 212.000 Krankheitstagen bei Männern.
Es folgen Anpassungsstörungen (Frauen rund 416.000 Tage, Männer rund 159.500 Tage), wiederkehrende Depressionen (Frauen rund 222.000 Tage, Männer rund 95.000 Tage) sowie chronische Erschöpfung und Burnout (Frauen rund 165.500 Tage, Männer rund 68.000 Tage).
Die durchschnittlich längste Fehlzeit pro Arbeitnehmer registrierte die KKH aufgrund von Depressionen: Bei den Frauen im Schnitt 96,4 Tage, bei den Männern rund 95 Tage. Insgesamt seien Frauen im vergangenen Jahr knapp vier Tage und Männer fast fünf Tage länger wegen psychischer Erkrankungen arbeitsunfähig gewesen als im Vorjahr. © kna/aerzteblatt.de

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