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Ärzteschaft

Diabetesversorgung im ersten Coronalockdown reduziert

Donnerstag, 22. April 2021

/Maya Kruchancova, stock.adobe.com

Frankfurt – Patienten mit Diabetes mellitus Typ 2 wurden im ersten Coronalockdown im Frühjahr 2020 vermutlich nur eingeschränkt versorgt. Das legen Daten nahe, die Wissenschaftler des Deutschen Diabetes-Zentrums und des Statistikdienstleisters IQVIA vorgelegt haben.

Sie bezogen dazu zwischen Januar und Juli 2019 79.268 und zwischen Januar und Juli 2020 85.046 Personen ein, die mindestens eine Konsultation in einer von 940 Allgemeinpraxen einschließlich Diabe­tologen in Deutschland hatten. Mittels einer Datenbank konnten sie retrospektiv erfassen, wie häufig bei den Patienten Therapiewechsel erfolgten. Als Therapiewechsel definierten sie die Verordnung neuer glukosesenkender Medikamente mit oder ohne Absetzen der bisherigen Behandlungen.

Berechnet wurde die Anzahl der Patienten mit mindestens einem Medikamentenwechsel im Zeitraum vom 1. Januar bis 14. März in 2019 und 2020 und im Zeitraum vom 15. März bis 31. Juli in beiden Jahren.
Es zeigte sich, dass in der Zeit vom 15. März bis 31. Juli 2020 – also während und nach dem ersten Lock­down – weniger Patienten blutzuckersenkende Medikamente der Klassen DPP-4-Hemmer (Gliptine), SGLT2-Hemmer (Flozine) und GLP-1-Rezeptor-Antagonisten verordnet bekamen als zwischen dem 1. Januar und 14. März sowie in den entsprechenden Vergleichszeiträumen des Vorjahres.

Dieses Ergebnis trat noch stärker bei Patienten mit hohen Blutzuckerwerten (HbA1c-Wert > 8,4) zutage: So fanden etwa bei 28 Prozent der Betroffenen weniger Therapiewechsel hinsichtlich DPP-4-Hemmern und bei 15 Prozent weniger Anpassungen bezüglich SGLT2-Hemmern. Auch hinsichtlich Insulin zeigte sich ein deutlicher Rückgang der Patientenzahl (minus 26 Prozent).

Die Wissenschaftler folgern, dass die COVID-19-Pandemie einen negativen Einfluss auf die Versorgung von Diabetes in Deutschland hatte – möglicherweise, weil die Patienten ihre Praxen seltener konsultier­ten. Die Forscher empfehlen daher, verstärkt auf telemedizinische Lösungen zu setzen.

„Telemedizinische Dienste können dazu beitragen, die Überlastung der Hausarztpraxen und die Angst der Patienten vor einer Ansteckung mit COVID-19 zu überwinden. So kann beispielsweise die Fernüber­wachung des Blutzuckerspiegels zur Erkennung von Patienten mit unkontrolliertem Diabetes beitragen, während Hausärzte während spezieller Videokonsultationen neue Behandlungen verschreiben können“, sagte Karel Kostev, Forschungsleiter bei IQVIA. © hil/aerzteblatt.de

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