Medizin
Israel untersucht Myokarditisfälle nach Impfung mit Biontech/Pfizer-Impfstoff
Dienstag, 27. April 2021
Tel Aviv– In Israel werden Fälle von Myokarditis untersucht, die nach einer Impfung mit dem COVID-19-Impfstoff von Biontech/Pfizer aufgetreten sind. Eine vorläufige Studie habe „Dutzende von Fällen” von Myokarditis bei mehr als 5 Millionen Geimpften gezeigt, hauptsächlich nach der 2. Dosis und vor allem bei jungen Männern, wie es in dem an die Medien geleakten Bericht heißt.
Ob ein kausaler Zusammenhang mit dem Vakzin besteht beziehungsweise ob die Zahl der an einer Myokarditis erkrankten Personen ungewöhnlich hoch ist, wird nun vom israelischen Gesundheitsministerium geprüft.
Die auffälligen Befunde haben sich bei der vom Ministerium in Auftrag gegebenen, regulären Surveillance der Nebenwirkungen der COVID-19-Impfungen ergeben. Myokarditiden verlaufen häufig komplikationslos und können von zahlreichen Viren verursacht werden, nicht nur von SARS-CoV-2.
Für die gesamte Bevölkerung könnte das Myokarditisrisiko demnach 1:100.000 betragen, für junge Männer aber könnte es bei 1:20.000 liegen, zitiert die Tageszeitung Jerusalem Post das an die Medien durchgedrungene Dokument.
Keine erhöhte Myokarditisrate in den klinischen Studien
Das Unternehmen Pfizer erklärte auf Nachfrage der Nachrichtenagentur Reuters, dass es sich der israelischen Beobachtungen der Erkrankung bewusst sei, die überwiegend bei jungen Männern aufgetreten sei, die den Impfstoff von Pfizer/Biontech erhalten hätten.
Unerwünschte Nebenwirkungen würden regelmäßig und gründlich überprüft und das Unternehmen habe in den Studien keine höhere Myokarditisrate beobachtet, als in der Allgemeinbevölkerung zu erwarten wäre.
„Es gibt derzeit keine Hinweise darauf, dass Myokarditis ein Risiko im Zusammenhang mit der Anwendung des COVID-19-Impfstoffs von Pfizer/Biontech darstellt“, zitiert die Nachrichtenagentur den Impfstoffhersteller.
Die Autoren des israelischen Berichts schreiben dagegen: „Es ist wahrscheinlich, dass das Auftreten einer Myokarditis mit der Impfung zusammenhängt (vor allem mit der 2. Dosis), auch wenn die Befunde noch vorläufig sind und näher untersucht werden müssen“.
Betroffen sind vor allem junge Männer
Darin zu lesen sei laut Jerusalem Post außerdem, dass die meisten Myokarditisfälle bei jungen Männern zwischen 18 und 30 Jahren aufgetreten seien. Insgesamt waren es offenbar 62 Fälle, davon 56 nach der 2. Dosis.
In den meisten Fällen konnten die Patienten gesund wieder aus dem Krankenhaus entlassen werden, doch 2 der Betroffenen, eine 22-jährige Frau und ein 35 Jahre alter Mann, sind verstorben. Beide hätten keine Vorerkrankungen gehabt, heißt es laut der Tageszeitung in dem Bericht. Dass es bislang keine entsprechenden Auffälligkeiten in anderen Ländern gegeben habe, könne mit der niedrigen Impfrate bei jungen Menschen zu tun haben.
„Zum jetzigen Zeitpunkt besteht basierend auf den vorläufigen Ergebnissen der Eindruck einer höheren Zahl von Herzmuskelentzündungen als erwartet, vor allem für die Altersgruppe bis 30 Jahre“, schreiben die Forscher. Ein weiterführender Bericht zu der Thematik werde bald erstellt.
Bericht soll bald öffentlich zugänglich sein
Laut dem israelischen Gesundheitsministerium zeige der Bericht weder mit Sicherheit, dass das Vakzin die Mortalität erhöhe, noch, dass im Vergleich zum Vorjahreszeitraum die Myokarditisrate erhöht sei. Dennoch handele es sich um eine wichtige Studie, deren Ergebnisse nun diskutiert und anschließend der Öffentlichkeit zugänglich gemacht würden.
Israel macht große Fortschritte bei der Impfung seiner Bevölkerung. Fast 60 Prozent der 9,3 Millionen Einwohner des Landes sind bislang mit dem Impfstoff Comirnaty der Unternehmen Biontech und Pfizer erhalten.
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Nach Angaben des deutschen Kardiologen Dirk Westermannn wird das Auftreten von Herzmuskelentzündungen auf etwa 10 bis 20 Fälle pro 100.000 Einwohner pro Jahr geschätzt. Die Erkrankung trete normalerweise vermehrt bei jüngeren Patienten auf. Auslöser seien unter anderem Virusinfektionen.
Über die Fälle in Israel sei bisher nur wenig bekannt, sagt der stellvertretende Klinikleiter des UKE Hamburg. Die Häufigkeit von 62 Fällen pro fünf Millionen Geimpften sei aber prinzipiell mit dem generellen Auftreten der Erkrankung erklärbar.
„Grundsätzlich ist ein Zusammenhang von Impfungen mit dem Auftreten von Herzmuskelentzündungen bekannt“, sagt Westermann. Dies betreffe aber nicht mRNA-Impfstoffe wie den von Biontech/Pfizer, sondern sei vor allem durch die Pockenimpfung bekannt. „Nach mRNA-Impfungen sind auch in Spanien und in den USA sehr wenige Fälle einer Herzmuskelentzündung bekannt geworden“, sagt er. „Auch hier ist eine klare Kausalität bisher nicht belegbar.“
Zusammenfassend sagte der Experte: „Insgesamt ist bisher keine Häufung mit klarer Kausalität von Myokarditis nach mRNA-Impfungen belegt. Die bisher berichteten Daten sind damit aus kardiologischer Sicht zu diesem Zeitpunkt nicht beunruhigend.“ © nec/aerzteblatt.de

Biontech-Impfung kann zu Herzmuskelentzündung führen
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