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Medizin

COVID-19: Erkrankungsrisiko steigt bereits ab einem BMI von 23

Donnerstag, 29. April 2021

/gpointstudio, stockadobecom

Oxford – Gewichtsstörungen können zu einem schweren Verlauf von COVID-19 führen. In einer Kohor­tenstudie an britischen Hausarztpatienten stieg das Risiko auf eine Hospitalisierung bereits unterhalb der Schwelle zum Übergewicht an. Das Sterberisiko war laut dem Bericht in Lancet Diabetes & Endocri­no­logy (2021; DOI: 10.1016/S2213-8587(21)00089-9) ab einem mäßigen Übergewicht erhöht.

Eine Adipositas wurde bereits zu Beginn der Pandemie als Risikofaktor für COVID-19 erkannt. Die meis­ten Studien beruhten jedoch auf Vergleichen unter hospitalisierten Patienten, was leicht zu Verzerrun­gen führen kann.

Ein Team um Carmen Piernas von der Universität Oxford hat deshalb die Daten von 6,9 Millionen Patien­ten aus 1.500 Hausarztpraxen in England ausgewertet, von denen 13.503 wegen COVID-19 ins Kranken­haus eingeliefert und 1.601 auf einer Intensivstation behandelt werden mussten. Insgesamt 5.479 Pa­tien­ten starben an oder mit COVID-19.

Die Analyse ergab, dass das Hospitalisierungsrisiko bereits ab einem Body-Mass-Index (BMI) von 23 kg/m2 linear anstieg, also bereits unterhalb der Grenze zum Übergewicht, die bei 25 kg/m2 liegt. Das Sterberisiko war ab einem Wert von 28 kg/m2 erhöht, also unterhalb der Schwelle zur Adipositas.

Hausarztpatienten mit Untergewicht hatten ebenfalls ein erhöhtes Hospitalisierungs- und Sterberisiko. Für die Notwendigkeit einer Intensivbehandlung war kein Schwellenwert des BMI nachweisbar.

Die Auswirkungen von Übergewicht und Adipositas waren bei jüngeren Patienten am deutlichsten. Mit zunehmendem Alter nahm der Einfluss des BMI auf das Risiko in den 3 Kategorien Hospitalisierung, In­tensivbehandlung und Tod ab. Bei über 80-jährigen scheint es kaum noch einen Einfluss auf den Krank­heitsverlauf zu haben.

Der Einfluss des Übergewichts auf den Verlauf der Erkrankung war weitgehend unabhängig von einem Typ-2-Diabetes oder anderen Vorerkrankungen. Das Risiko lässt sich deshalb nicht auf metabolische Störungen wie etwa eine Insulinresistenz zurückführen. Warum übergewichtige und adipöse Menschen häufiger schwer an COVID-19 erkranken, ist nach Einschätzung von Piernas nicht geklärt. © rme/aerzteblatt.de

Kommentare

Die Kommentarfunktion steht zur Zeit nicht zur Verfügung.
Avatar #659995
Claus Günther
am Mittwoch, 5. Mai 2021, 15:06

Confusing COVID-19-Framing by Gao et al.: length AND cross

Der irreführende Ansatz der Analyse von Gao et al. erschließt sich aus Tabelle 1 der Arbeit.
Prozentuale Häufigkeitsverteilungen je untersuchter Kategorie werden „längs“ als Anteil an der Gesamtpopulation sowie der Subkohorten hospitalisierter und ICU-Patienten sowie Verstorbener angegeben. Das ist eher uninteressant. Interessant ist der „quere“ Vergleich der Häufigkeit der COVID-19-Endpunkte in der jeweiligen Kategorie (BMI, Alter, Komorbidität) sowie im Verhältnis zur untersuchten Gesamtpopulation.

Es wurden 0,34% der erfassten Personen mit BMI 35+ wegen COVID-19 hospitalisiert, 0,06% in eine ICU eingewiesen und 0,1% (1 von 1.000) verstarben. Im Verhältnis zu Normalgewichtigen wurden Personen mit BMI 35+ 2,5x häufiger hospitalisiert, 5,6x häufiger in eine ICU eingewiesen; sie verstarben 1,5x häufiger als Personen mit Normalgewicht.
Hingegen war der Anteil Jüngerer (20–39 Jahre) an hospitalisierten und ICU-Patienten 5x und an COVID-19-Todesfällen 50x niedriger als ihr Anteil in der Bevölkerung. Es wurden 0,04% der erfassten 20-39 Jährigen wegen COVID-19 hospitalisiert, 0,01% in eine ICU eingewiesen und 0,001% (1 von 100.000) verstarben.

60–79 Jährige … werden 6,7x häufiger wegen COVID-19 hospitalisiert, 7,6x häufiger in eine ICU eingewiesen als 20-39 Jährige; sie versterben 73,6x häufiger.
Personen 80+ … wurden 28,2x häufiger hospitalisiert als 20-39 Jährige, sie verstarben 545x häufiger. Der Anteil COVID-19-bedingter ICU-Aufnahmen lag mit 0,02% allerdings exakt auf dem Niveau der Gesamtpopulation. Dies weist darauf hin, dass in der 1. Welle in UK ICU-Aufnahmen Hochbetagter sehr zurückhaltend erfolgten.
Es wird deutlich, dass bei Patienten 60+ die altersbedingt erhöhte Morbidität und Mortalität wesentlichen Einfluss auf schwere und vor allem tödliche COVID-19-Verläufe hat. Es liegt nahe, dass höhere BMI-Werte/Adipositas den ganz überwiegend leichten COVID-19-Verlauf bei jüngeren Patienten (insbesondere < 40 Jahre) nicht maßgeblich beeinflussen.
Avatar #659995
Claus Günther
am Montag, 3. Mai 2021, 00:20

Confusing COVID-19-Framing: Age versus BMI

Die oben besprochene Studie von Gao et al. versteht sich als erweiterte und vertiefte Analyse der Arbeit von Williamsen et al. 2020. Beide Untersuchungen verwendeten Daten von Hausarztpraxen der ersten COVID-19-Welle in UK. Wie bereits an anderer Stelle kommentiert, ermittelten Williamson et al. Risikoschätzer (Hazard Ratio) COVID-19 assoziierter Todesfälle bezüglich Alter von 5 für die Altersgruppe 40-49 Jahre, 17 für die 50-59 Jährigen, 40 für die 60-69 Jährigen, 101 für die 70-79 Jährigen und 343 für die Menschen 80+ im Vergleich zur Altersgruppe 18-39 Jahre (=1). Demgegenüber betrugen die Risikoschätzer 1,05 für BMI 30-35, 1,40 für BMI 35 – 40 und 1,92 für BMI 40+ im Vergleich zu Normalgewicht (BMI < 25).
Diese gravierenden Unterschiede in den Risikogradienten sollten nahelegen, primär die Abhängigkeit des Risikoschätzers für COVID-19-assoziierte Hospitalisierung, intensivmedizinische Behandlung (ICU) und Tod vom Alter zu modellieren und sekundär die Modifikation durch den unterschiedlichen BMI. Umso mehr, wenn – wie geschehen – Implikationen für die Impfpriorisierung gesehen werden, die dann leider irreführend interpretiert werden (um die Impfbereitschaft zu erhöhen ?):
„People with excess weight, even without other comorbidities, are at substantially increased risk of admission to hospital and ICU and death due to COVID-19, especially for younger adults and Black people.“
So ist Tabelle 1 zu entnehmen, dass 0,00134% in der Altersgruppe 20 – 39 Jahre an COVID-19 verstarben, also 1 von 100.000 Personen. Auch in dieser Altersgruppe sind bereits 10% adipös (BMI > 30). Wenn dieser 1 Todesfall einen Adipösen betrifft, beträgt die Mortalität bei 20-39 jährigen Adipösen 1 zu 10.000. Wie die Modellrechnungen der Autoren in Tabelle 2 des Supplements für COVID-19-Todesfälle bei 20 – 39 Jährigen auf zuschreibbare (attributable) Risiken von 3 (BMI 30), 9 (BMI 35) und 21 (BMI 40) pro 10.000 kommen, bleibt für mich das Geheimnis der Autoren.
...
Avatar #882980
prüfe alles - Denke selbst
am Sonntag, 2. Mai 2021, 08:40

es gibt eine wissenschaftliche Erklärung Warum !

Kommentar sollte man für WISSEN nutzen, nicht für ahnungsloses kritisieren wie Physiker:
seit 2020 ist aus Peking bekannt warum es die Dicken trifft :

Fettgewebe anfälliger
Schon länger ist bekannt, dass das Coronavirus SARS-CoV-2 so genannte ACE2-Proteine nutzt, um in einen Organismus einzudringen und sich dort zu vermehren. Aus diesem Grund erkranken häufig Männer schwerer als Frauen an COVID-19: Sie haben mehr ACE2 im Körper.

Wissenschaftler des Generalkrankenhauses in Peking haben in ihrer Studie festgestellt, dass ACE2 verstärkt im menschlichen Fettgewebe auftritt. Das weise darauf hin, "dass das Fettgewebe auch für SARS-CoV-2 anfällig ist", schlussfolgerten die Experten.

wenn also noch jemand eine Studie zu ACE2 kennt, dann rein in den Kommentar, wenn jemand nur zweifeln und meckern will, behalt es für Dich, interessiert niemanden !
mach es erst mal besser, DENKE, suche und leiste einen POSITIVEN Beitrag zur Lösung, sei nicht teil des Problems
Avatar #852322
StefG
am Freitag, 30. April 2021, 14:29

BMI-Übergewicht altersabhängig

Als nur medizinsch interssierter Physiker finde ich es seltsam, dass hier anscheinend der BMI als altersunabhängiges Maß für Übergewicht genutzt wird. Sind meine Quellen, wonach die Frage welcher BMI als Übergewicht, Adipositas etc. gewertet wird altersabhängig falsch bzw. warum berücksichtig die Studie dies nach meinem Verständnis nicht?
Oder anders: Wenn die Sterberate mit dem BMI nach oben geht liegt dies ja auch daran, dass ein höherer BMI mit einem höheren Lebensalter korreliert. Derlei hätte man doch rausrechnen können...
Avatar #760232
penangexpag
am Freitag, 30. April 2021, 08:55

Entschuldigung

Diese "Dreifaltigkeit" war natürlich nicht beabsichtigt. Es kam offenbar durch eine erhebliche Zeitverzögerung beim Absetzen des Signals "speichern".
An die Redaktion : warum war die Kommentarfunktion so lange nicht nutzbar ?
Danke.
Avatar #760232
penangexpag
am Donnerstag, 29. April 2021, 19:35

Fragwürdig

Der BMI ist an sich schon ein ausgesprochen schwammiger Parameter.
Die Definition von Übergewichtigkeit mittels des BMI schon deshalb sehr unscharf, weil der physiologische Umbau des Körpers mit zunehmendem Lebensalter keine Berücksichtigung findet.
Eine Korrelationsstudie an diesen Parameter zu koppeln erscheint ziemlich nutzlos.
Avatar #760232
penangexpag
am Donnerstag, 29. April 2021, 19:35

Fragwürdig

Der BMI ist an sich schon ein ausgesprochen schwammiger Parameter.
Die Definition von Übergewichtigkeit mittels des BMI schon deshalb sehr unscharf, weil der physiologische Umbau des Körpers mit zunehmendem Lebensalter keine Berücksichtigung findet.
Eine Korrelationsstudie an diesen Parameter zu koppeln erscheint ziemlich nutzlos.
Avatar #760232
penangexpag
am Donnerstag, 29. April 2021, 19:35

Fragwürdig

Der BMI ist an sich schon ein ausgesprochen schwammiger Parameter.
Die Definition von Übergewichtigkeit mittels des BMI schon deshalb sehr unscharf, weil der physiologische Umbau des Körpers mit zunehmendem Lebensalter keine Berücksichtigung findet.
Eine Korrelationsstudie an diesen Parameter zu koppeln erscheint ziemlich nutzlos.
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