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Ärzteschaft

Jeder dritte Assistenzarzt denkt über Jobwechsel nach

Freitag, 30. April 2021

/Syda Productions, stock.adobe.com

Berlin – Die hohe Arbeitsbelastung macht jungen Ärzten zunehmend zu schaffen. Das ist das Ergebnis einer repräsentativen Umfrage des Hartmannbundes unter mehr als 1.200 Ärzten in Weiterbildung.

Demnach denkt rund jeder dritte von ihnen (36 Prozent) über einen Berufswechsel nach. Mehr als die Hälfte (56 Prozent) der Befragten wünschen sich eine Teilzeitstelle, um auf eine normale Wochenarbeits­zeit zu kommen.

Schließlich arbeiten laut Befragung 70 Prozent der Assistenzärzte trotz Tarifvertrages mindes­tens 45 Wochenstunden oder mehr. Bei fast jedem Zweiten werden die Überstunden dabei nach wie vor nicht angemessen dokumentiert.

Neben Teilzeitmodellen, die die Vereinbarkeit von Familie und Beruf erlauben, wünschen sich die Be­frag­­ten vor allem eine Entlastung von nicht ärztlichen Tätigkeiten, die Einhaltung der Arbeitszeit­gesetze, weniger Profitorientierung im Behandlungskontext sowie strukturierte Weiterbildungskonzepte.

„Ein Befragter hat in der Umfrage seinen Chef mit dem Satz zitiert, ,Ausbildung ist in der DRG nicht ab­gebildet‘“, sagte Theodor Uden, Sprecher des Assistenzärzteausschusses im Hartmannbund. Das zeige, wie problematisch die wirtschaftliche Ausrichtung des deutschen Gesundheitssystems gewor­den sei.

Fast jeder zweite Assistenzarzt (47 Prozent) spürt den ökonomischen Druck bei der täglichen Arbeit. Zu­dem vermisst der Ärztenachwuchs den Patientenkontakt: Mehr als 60 Prozent der Befragten erklärten, sie hätten nur „manchmal bis nie“ zufriedenstellend viel Zeit für ihre Patienten. Viele verbringen mehr Zeit mit der Behandlungsdokumentation als mit dem Patienten.

Wohl auch deshalb erklären mehr als 80 Prozent, dass ihnen Digitalisierung im Arbeitskontext wichtig oder sogar sehr wichtig sei. Trotzdem haben fast 99 Prozent der Befragten bisher keine digitalen Ge­sund­heits­anwendungen (DiGa) verschrie­ben. Rund 60 Prozent davon kennen DiGa nicht, 18 Prozent wissen nicht, wie sie die digitalen Medizin­produkte verschreiben können.

Mehr Aufklärung scheint auch in Hinblick auf den öffentlichen Gesundheitsdienst (ÖGD) notwendig zu sein. Mehr als 70 Prozent gaben an, nur wenig bis gar kein Wissen über den ÖGD zu haben. Als poten­ziel­len Arbeitgeber ziehen etwa 44 Prozent die Behörde in Erwägung, primär wegen der besser geregel­ten Arbeitszeiten und des reduzierten ökonomischen Drucks.

Gegen eine Beschäftigung beim ÖGD sprechen für die andere Gruppe das mangelnde Ansehen, dass mit dieser Beschäftigung einhergeht, die Bürokratie und das im Vergleich deutlich geringere Gehalt.

Weitere Themen der umfassenden Umfrage unter den Ärzten in Weiterbildung waren interprofessionelle Zusammenarbeit, ambulantes Arbeiten und die Auswirkungen der Coronapandemie auf das Gesundheits­system im Allgemeinen und den Arbeitsalltag im Besonderen.

Dabei fiel auf, dass Strukturen und Abläufe in den Klinken dringend optimierungsbedürftig sind und es im direkten Umgang mit Vorgesetzten und anderen Berufsgruppen an Wertschätzung mangelt. © hil/sb/aerzteblatt.de

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