Medizin
SARS-CoV-2: Neuer Impfstoff erzielt Immunität gegen südafrikanische Variante
Freitag, 7. Mai 2021
Cambridge/Massachusetts – Ein an die südafrikanische Variante B.1.351 von SARS-CoV-2 angepasster Impfstoff des US-Herstellers Moderna hat sich in einer laufenden klinischen Studie als sicher erwiesen und neutralisierende Antikörper erzeugt, die vor B.1.351 und vielleicht auch vor P.1 schützen könnten.
Nach den jetzt in medRxiv (2021; DOI: 10.1101/2021.05.05.21256716) vorveröffentlichten Ergebnissen könnte aber auch eine 3. Dosis des bereits zugelassenen Impfstoffes mRNA-1273 eine gute Schutzwirkung gegen die beiden besorgniserregenden Virusvarianten erreichen.
Die Erfahrungen mit der britischen Variante B.1.1.7 haben gezeigt, dass sich neue Virusstämme innerhalb weniger Wochen global ausbreiten und das Infektionsgeschehen dominieren können. Die Variante B.1.1.7 wird nach derzeitigem Kenntnisstand von den zugelassenen Impfstoffen erfasst, so dass sich geimpfte oder genesene Menschen keine Sorgen machen müssen. Bei der südafrikanischen Variante B.1.351 und der brasilianischen Variante P.1 ist dies nicht so sicher. Die Impfstoffwirksamkeit scheint zumindest deutlich herabgesetzt zu sein.
Der US-Hersteller Moderna hat frühzeitig auf die Herausforderung reagiert und eine Variante seines Impfstoffs mRNA-1273 hergestellt: mRNA-1273.351 enthält das Gen für ein modifiziertes S-Protein, das verschiedene Veränderungen in der Aminosäuresequenz aufweist, die in B.1.351, aber teilweise auch in P.1 vorkommen.
Der neue Impfstoff mRNA-1273.351 wird zur Zeit an Teilnehmern früherer Studien geprüft, die bereits beide Dosierungen von mRNA-1273 erhalten haben. Darunter sind 20 Patienten der Zulassungsstudie COVE, die jetzt im Durchschnitt 187 Tage nach der 2. Dosis mRNA-1273 eine Auffrischung mit mRNA-1273.351 erhalten haben.
Ein Team um Darin Edwards vom Hersteller Moderna aus Cambridge/Massachusetts vergleicht die Ergebnisse mit 20 Teilnehmern einer früheren Phase-2-Studie, die 201 Tage nach der 2. Dosis eine weitere Auffrischung mit mRNA-1273 erhielten.
Die Verträglichkeit beider Impfstoffe war vergleichbar. Nebenwirkungen traten nach mRNA-1273.351 sogar seltener auf als nach der 3. Dosis mRNA-1273, so Müdigkeit (36,8 versus 70 %), Kopfschmerzen (36,8 versus 55 %), Myalgie (31,6 versus 45 %) und Arthralgie (21,1 versus 50 %). Auch lokale oder systemische unerwünschte Ereignisse 3. Grades (10,5 versus 15 %) waren nach der Gabe von mRNA-1273.351 etwas seltener.
Vor der Auffrischung wurde bei allen 40 Teilnehmern die Immunität mit dem Pseudovirusneutralisationstest untersucht. Insgesamt 37 von 40 Teilnehmern hatten noch hohe Titer gegen den Wildtyp von SARS-CoV-2 (gegen den sie alle ja 2 Mal geimpft worden waren). Die Abwehrlage gegen B.1.351 und P.1 war jedoch vermindert. Bei etwa der Hälfte der Teilnehmer lagen die Titer unterhalb der Nachweisgrenze. Dies passt zu den bisherigen klinischen Erfahrungen, nach denen mRNA-1273 (und auch die anderen Impfstoffe) nur eine eingeschränkte Schutzwirkung gegen die beiden problematischen Virusvarianten erzielt.
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2 Wochen nach der erneuten Impfung war es in beiden Gruppen zu einem Titeranstieg der neutralisierenden Antikörper gegen alle 3 Varianten (Wildtyp, B.1.351 und P.1) gekommen. Auch der ursprüngliche Impfstoff mRNA-1273 könnte nach einer Boosterung demnach eine Schutzwirkung erzielen.
Der neue Impfstoff mRNA-1273.351 scheint jedoch zumindest gegen B.1.351 wirksamer zu sein. Der Titer stieg auf 1.400 an gegenüber einem Anstieg auf 864 nach der Gabe von mRNA-1273. Bei P.1. war dagegen kein Unterschied erkennbar. Die Titer stiegen nach der Impfung mit mRNA-1273.351 auf 1.272 an, nach der Gabe von mRNA-1273 dagegen auf 1.308.
Nach den Ergebnissen könnte mRNA-1273.351 die Immunität gegen die südafrikanische Variante B.1.351 verbessern. Ob der Schutz gegen P.1. optimiert wird, bleibt abzuwarten.
Der Hersteller lässt derzeit noch einen weiteren Impfstoff prüfen, der zur Hälfte aus mRNA-1273 und mRNA-1273.351 besteht. Das US-National Institute of Allergy and Infectious Diseases (NIAID) führt parallel eine eigene Phase-1-Studie zu mRNA-1273.351 durch. © rme/aerzteblatt.de

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