Medizin
COVID-19: Organtransplantierte auch nach 2. Impfdosis nicht sicher geschützt
Freitag, 7. Mai 2021
Baltimore – Impfungen erzielen bei Patienten, die nach Organtransplantationen dauerhaft immunsupprimierende Medikamente einnehmen müssen, nur eine beschränkte Wirkung. In einer Kohorte von US-Patienten kam es auch nach der 2. Dosis eines mRNA-Impfstoffs nur bei etwa der Hälfte der Patienten zum Anstieg von Antikörpern gegen SARS-CoV-2.
Die Mediziner raten den Patienten im Amerikanischen Ärzteblatt (JAMA, 2021; DOI: 10.1001/jama.2021.7489) dringend, sich durch Gesichtsmaske, Abstand und andere Maßnahmen vor einer Ansteckung zu schützen.
Nach der Transplantation eines Organs wie Herz, Lunge oder Nieren müssen alle Patienten lebenslang Immunsuppressiva einnehmen, die eine Abstoßung des Organs verhindern. Praktisch alle Medikamente erhöhen das Risiko auf Infektionen, aber auch die Wirksamkeit von Impfstoffen ist abgeschwächt. Lebendimpfstoffe werden gar nicht eingesetzt, weil eine Infektion durch die Impfstoffviren droht.
Diese Gefahr besteht bei Impfungen gegen SARS-CoV-2 nicht, da sie keine Viren enthalten. Auch die Adenoviren der vektorbasierten Impfstoffe sind nicht replikationsfähig. In der Regel entscheiden sich die Ärzte jedoch für einen virusfreien mRNA-Impfstoff von Biontech/Pfizer oder Moderna.
Die beiden Vakzinen mRNA-1273 (Moderna) oder BNT162b2 (Biontech/Pfizer) erzielen bei gesunden Menschen eine sehr gute Immunität. Bei Organtransplantierten ist die Fähigkeit des Immunsystems, einen Antikörperschutz aufzubauen, jedoch eingeschränkt.
In einer US-Kohorte von 658 Patienten kam es – wie berichtet – nach der 1. Dosis nur bei 98 Patienten (15 %) zur Bildung von protektiven Antikörpern. Inzwischen haben alle Patienten ihre 2. Dosis erhalten. Etwa 4 Wochen später wurden bei weiteren 259 Patienten (39 %) Antikörper nachgewiesen, so dass inzwischen 357 (54 %) einen potenziellen Schutz vor SARS-CoV-2 haben. Die Titer waren nach Auskunft des Teams um Dorry Segev von Johns Hopkins Medicine in Baltimore jedoch geringer als bei immunkompetenten Impflingen.
Am ungünstigsten sind die Chancen auf einen Impfschutz für Patienten, die zur Vermeidung von Organabstoßungen Antimetabolite wie Mycophenolatmofetil, Mycophenolsäure und Azathioprin benötigen. In dieser Gruppe erzielten nur 205 von 473 Patienten (43 %) eine Antikörperantwort. Bei den Patienten, die ohne Antimetabolite, auskommen, waren es 152 von 185 Patienten (82 %). Das Risiko auf ein Impfstoffversagen wurde durch ein höheres Alter der Patienten und eine erst wenige Jahre zurückliegende Organtransplantation erhöht. Die Impfung mit mRNA-1273 erzielte etwas häufiger eine Antikörperantwort als BNT162b2 (60 versus 49 %). © rme/aerzteblatt.de

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