Ärzteschaft
Ärztekammer Hamburg gegen vorschnelle Coronaimpfungen bei Kindern
Freitag, 14. Mai 2021
Hamburg – Eine zügige Ausweitung des Coronaimpfangebot auf die pädiatrische Altersgruppe sehen Pedram Emami, Präsident der Ärztekammer Hamburg, und Vizepräsidentin Birgit Wulff zum jetzigen Zeitpunkt kritisch. Auch die emotionalisierte Diskussion sei wenig hilfreich für Eltern und Kinder.
„Die Impfung von Kindern und Jugendlichen gegen COVID-19 ist ein Thema, das deutlich komplexer ist als bei Erwachsenen. Politische Vorstöße, eine regelhafte Impfung von Kindern und Jugendlichen zu fordern oder gar die Teilnahme am Präsenzunterricht vom Impfstatus gegen COVID-19 abhängig zu machen, sind zum jetzigen Zeitpunkt und nach allen bekannten Fakten nicht angemessen“, betonte Emami.
Die Notwendigkeit der regelhaften Impfung in dieser Altersgruppe sei nicht in erster Linie abhängig von der Frage der Zulassung eines Impfstoffes. Notwendig seien auch Überlegungen, ob die Gefahr für schwere Verläufe, bleibende Schäden oder gar tödliche Verläufe in dieser Altersgruppe so hoch sind, dass der breite Schutz durch die Impfung für alle zwingend erforderlich ist.
Auch gelte es zu klären, ob aus epidemiologischer Sicht Kinder und Jugendliche geimpft werden sollten, um der Ausbreitung der Erkrankung in den anderen Altersgruppen zu vermeiden oder dem Selektionsdruck zur Entstehung neuer Mutanten entgegenzuwirken.
Die Beantwortung dieser Fragen aus wissenschaftlicher Sicht sollten die Grundlage für weitere politische Maßnahmen bilden, so der Ärztekammerpräsident. Dabei sei in dieser Phase der Pandemie die Einbeziehung unterschiedlicher Fachdisziplinen und deren Expertise beim Entscheidungsfindungsprozess unerlässlich. „Ich rate zu mehr faktenbasierter und besonnener Entscheidungsfindung“, so Emami.
Der 124. Deutsche Ärztetag 2021 hatte die Bundesregierung aufgefordert, unverzüglich eine COVID-19-Impfstrategie für Kinder und Jugendliche zu entwickeln und vor allem die Forschung zu Impfstoffen für Kinder und Jugendliche unter 16 Jahren sofort und nachhaltig mit ausreichenden finanziellen und organisatorischen Maßnahmen zu fördern. © aha/aerzteblatt.de

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