Politik
Diskussion um Coronaimpfung von Jugendlichen
Dienstag, 25. Mai 2021
Berlin – Noch im Sommer wollen Bundesgesundheitsminister Jens Spahn und Bundesbildungsministerin Anja Karliczek (beide CDU) Jugendliche gegen COVID-19 impfen lassen, um eine Rückkehr zum regulären Unterricht zu ermöglichen. Aus der FDP kam die Forderung, Eltern beim Impfen vorzuziehen.
In der Bild am Sonntag gab Spahn als Ziel aus, dass die Länder minderjährigen Schülern bis Ende August ein Impfangebot machten. „Weil für sie wegen der Zulassung nur ein bestimmter Impfstoff infrage kommt, müssen dafür genügend Biontech-Dosen reserviert werden“, sagte er. Das Impfen sei ein Weg zu regulärem Unterricht nach den Sommerferien.
Karliczek forderte, dass sich der Impfgipfel von Bund und Ländern am Donnerstag mit den Impfungen für Jugendliche befassen solle. „Es wäre wünschenswert, wenn es schon sehr zeitnah in allen Bundesländern einen Impffahrplan für die Kinder und Jugendlichen ab zwölf Jahren geben könnte“, sagte sie den Zeitungen der Funke Mediengruppe.
Sie wolle, dass vor allem nach den Sommerferien überall der Schulbetrieb wieder „relativ normal“ beginnen könne. Auch allen Lehrkräften solle bis dahin „wirklich flächendeckend“ ein Impfangebot gemacht werden, so Karliczek.
Auch die FDP-Bundestagsfraktion mahnte den Zeitungen zufolge an, Kinder und Jugendliche schnellstmöglich zu impfen. „Wir brauchen ein praktikables Konzept, das Impfungen vor Ort in den Schulen anbietet und vor allem die Kinderärzte von Anfang einbindet“, sagte die FDP-Gesundheitsexpertin Katrin Helling-Plahr.
Der familienpolitische Sprecher der FDP, Grigorios Aggelidis, schlug außerdem vor, Eltern und ältere Geschwister nach der Aufhebung der Impfpriorisierung bevorzugt zur Impfung einzuladen. So könne ein Schutzwall um die Kinder errichtet werden, bis diese auch geimpft werden könnten.
Aus Sicht der Ständigen Impfkommission (STIKO) stellt die angestrebte Rückkehr zum Präsenzunterricht keinen entscheidenden Grund für die Coronaimpfung von Kindern dar.
Im Vordergrund müsse die Frage stehen, wie hoch die Gefährdung der Kinder durch eine Infektion mit dem Coronavirus sei, sagte der STIKO-Vorsitzende Thomas Mertens heute im Deutschlandfunk. Auch Privatleben oder Urlaub mit den Eltern seien sekundäre Argumente, „die für sich alleine genommen keine ausreichende Begründung liefern, um jetzt alle Kinder zu impfen“.
Die Europäische Arzneimittelbehörde (EMA) prüft derzeit noch, ob sie den Impfstoff von Biontech für ältere Jugendliche empfiehlt. Mertens rechnet innerhalb der nächsten 10 bis 14 Tage mit einem Ergebnis der Beratungen. „Es kann sein, dass die STIKO den Vorstellungen der Politik nicht in allen Punkten nachkommen kann, da die Ergebnisse das unter Umständen nicht hergeben“, betonte Mertens.
Der Städte- und Gemeindebund rief dazu auf, den Infektionsschutz in den Schulen zu verbessern. Nachdem die Schüler ein schweres Pandemiejahr hinter sich hätten, müsse alles unternommen werden, zu verhindern, dass man im Herbst wieder zu einem schulischen Lockdown komme, sagte Hauptgeschäftsführer Gerd Landsberg. Es sei noch nicht klar, wann jüngere Kinder geimpft werden könnten. Die Sommerferien sollten deshalb genutzt werden, um den Infektionsschutz in den Schulen dauerhaft nachhaltig zu verbessern.
Bayerns Ministerpräsident Markus Söder (CSU) dagegen warnte, in den Funke Zeitungen, vor einer zu negativen Bewertung der Lage der Schulen in der Pandemie. „Wir dürfen den Schülern nicht einreden, sie seien eine verlorene Generation“, sagte er. Er glaube beispielsweise nicht, dass das Abitur in diesem Jahr schlechter ausfallen werde. Söder kündigte an, für Jüngere und für Jugendliche aus bildungsfernen Familien spezielle Bildungsprogramme anbieten zu wollen, etwa in Form von Summerschools.
Von den Grünen kam der Vorschlag, ärmeren Familien Urlaubsgutscheine zu geben und Kindern Geld für Sportvereine. Es brauche Angebote für Kinder und Jugendliche, das Versäumte aufzuholen und für Familien, um endlich mal wieder inne zu halten und Luft zu holen, sagte die Fraktionsvorsitzende Katrin Göring-Eckardt den Zeitungen des Redaktionsnetzwerks Deutschland.
Göring-Eckardt und die Familienpolitikerinnen Ekin Deligöz und Maria Klein-Schmeink fordern demnach auch ein kostenloses Interrail-Ticket für junge Menschen, die während der Coronapandemie volljährig wurden. Der Bund solle außerdem jeder Kommune ein Sonderbudget zur Entwicklung von Freizeitangeboten für Familien zur Verfügung stellen.
Spahn kündigte in diesem Zusammenhang an, Fördermaßnahmen für Kinder zu einem Schwerpunkt seiner politischen Arbeit in den nächsten Monaten zu machen. Er wolle noch vor den Sommerferien mit Kinderärzten, Psychologen und Erziehungswissenschaftlern sprechen, „wie wir diese Versäumnisse auffangen können“. Besonders Kinder aus sozial benachteiligten Familien wolle er unterstützen.
Knapp zwei Drittel der Bundesbürger sind unter Einhaltung von Test- und Hygienekonzepten für eine sofortige Rückkehr der Schulen zum Präsenzunterricht. 65,2 Prozent sind einer Umfrage des Meinungsforschungsunternehmens Civey im Auftrag der FDP-Bundestagsfraktion auf jeden Fall oder eher dafür.
24,7 Prozent sind auf jeden Fall oder eher dagegen. Jeder Zehnte ist unentschieden. Die Mehrheit für die sofortige Rückkehr zum Präsenzunterricht reicht von 78,3 Prozent in Mecklenburg-Vorpommern bis 55 Prozent in Bremen. © dpa/afp/aerzteblatt.de

Kinderimpfung überhaupt zulässig mit "bedingt zugelassenen" Impfstoffen?
Relevant v.a. der Abschnitt, die Kinder betreffend...
Darauf aufbauend stellt sich mir die Frage, ob eine generelle Kinderimpfung überhaupt abgedeckt ist durch die „bedingte Zulassung“ der Impfstoffe: inwieweit wird bezgl. Kinder ein „ungedeckter medizinischer Bedarf erfüllt“? Inwieweit geht es bezgl. Kinder um „Behandlung oder Vorbeugung einer lebensbedrohlichen Krankheit“?
Das mag für einzelne, vorerkrankte, gefährdete Kinder zutreffen, aber doch nicht für die Allgemeinheit ?!

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