Ärzteschaft
Erweiterter Bewertungsausschuss senkt Vergütung für PCR-Tests ab
Mittwoch, 26. Mai 2021
Berlin – Die Labore in Deutschland erhalten ab dem 1. Juli dieses Jahres für den Nachweis von Infektionen auf SARS-CoV-2 erneut eine geringere Vergütung. Das hat der Erweiterte Bewertungsausschuss (EBA) in der vergangenen Woche entschieden, wie erst heute bekannt wurde. Die Akkreditierten Labore in der Medizin (ALM) sind verärgert.
Der EBA hatte die Bewertung der Gebührenordnungsposition 32816 in Abschnitt 32.3.12 (Nukleinsäurenachweis des beta-Coronavirus SARS-CoV-2) des Einheitlichen Bewertungsmaßstabs (EBM) von 39,40 Euro auf 35 Euro abgesenkt. Das ist ein Minus von 11,2 Prozent.
In den Gründen dafür werden demnach als Gründe die „Kostenentwicklung bei der Durchführung der PCR-Tests durch eine veränderte Marktsituation sowie das deutlich gestiegene Testaufkommen“ angeführt.
Bereits im Juni 2020 war die Vergütung für Juli 2020 deutlich gesenkt worden. Damals von 52 Euro auf 39,40 Euro. Der Beschluss war damals gegen die Stimmen der Kassenärztlichen Bundesvereinigung (KBV) gefallen und hatte für erhebliche Kritik seitens der KBV gesorgt.
Auch diesmal hat die KBV gegen die Absenkung der Honorierung gestimmt. Die Krankenkassen konnten sich im EBA aber offenbar erneut mit ihrer Position durchsetzen. Der GKV-Spitzenverband bestätigte heute auf Nachfrage lediglich den Beschluss, äußerte sich aber nicht weiter zu den Gründen. Das Bestreben der Krankenkassen, die Testkosten zu reduzieren, ist aber nicht neu.
Bereits im vergangenen Jahr hatte der GKV-Spitzenverband betont, die Kosten für die PCR-Tests weiter drücken zu wollen. Als Ziel waren damals acht Euro je Test ausgegeben worden, wie Stefanie Stoff-Ahnis, Vorstandsmitglied des GKV-Spitzenverbands, damals dem Verwaltungsrat des Verbandes gesagt hatte. Zur Begründung hieß es, dass die Preise weiter sinken müssten, da Labore seit Anfang des Jahres neue Testverfahren und ihre Abläufe anpassen könnten.
Labore üben Kritik
Evangelos Kotsopoulos, Vorstand im ALM, sprach heute von einer „Geringschätzung der Leistungen“ der Labore bei der Eindämmung der Pandemie. ALM-Vorständin Nina Beikert betonte, die Krankenkassen trügen den Streit um die Kosten der Versorgung in der Pandemie ein weiteres Mal auf dem Rücken derjenigen aus, die alles täten, um die Pandemie in den Griff zu bekommen.
Beikert bemängelte, die Krankenkassen ließen dabei „völlig offen, auf welcher betriebswirtschaftlichen Kalkulationsgrundlage entschieden worden“ sei. Die Begründung zum Beschluss sei „in keinem Fall akzeptabel oder ausreichend“.
Es sei „ärgerlich“, dass seitens des GKV-Spitzenverbandes keine transparente Kostenkalkulation vorgelegt worden sei, erläuterte auch der stellvertretende ALM-Vorsitzende Jan Kramer. „Hier wurde erneut eine rein willkürliche Entscheidung ohne Beteiligung der Berufsverbände getroffen.“ Ohne die notwendige Planbarkeit für die medizinischen Labore sei damit innerhalb eines Jahres der Goldstandard der Labordiagnostik in der Coronapandemie um insgesamt mehr als 40 Prozent abgewertet worden.
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Der Laborverband ALM will die Entscheidung des Erweiterten Bewertungsausschusses nicht einfach hinnehmen. „Wir erwarten von den Kostenträgern, dass uns die betriebswirtschaftliche Kalkulation, die zu dieser Entscheidung geführt hat, transparent zur Verfügung gestellt wird“, sagte ALM-Vorstandschef Michael Müller. Es könne nicht sein, dass im sonst so auf Evidenz fokussierten Gesundheitswesen Beschlüsse mit großer Tragweite gefasst werden, ohne irgendwelche Nachweise vorzulegen.
Die aktuellen Zahlen der ALM bestätigen unterdessen, dass die dritte Welle der SARS-CoV-2-Infektionen in Deutschland wohl gebrochen ist. Die Zahl der positiven SARS-CoV-2-PCR-Befunde fiel von 8,8 Prozent in der KW 19 auf 6 Prozent in der vergangenen Woche (KW 20).
Insgesamt wurden laut Analyse des ALM, an der 178 Labore aus dem ambulanten und stationären Versorgung teilnehmen, 64.583 (Vorwoche: 82.176) positive SARS-CoV-2-PCR-Befunde erhoben – und dies bei gleichzeitig wieder steigender Zahl der insgesamt durchgeführten SARS-CoV-2-PCR-Tests um 15 Prozent (1.074.246 Tests in der KW 20 zu 933.064 in der KW 19). Der starke Anstieg an Testungen ist laut ALM wahrscheinlich auch auf das Screening von Schülern in manchen Bundesländern zurückzuführen. © may/aerzteblatt.de

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