Politik
STIKO-Vorsitzender verteidigt vorsichtige Haltung zu Coronaimpfungen bei Kindern
Mittwoch, 2. Juni 2021
Frankfurt/Hamburg – Der Vorsitzende der Ständigen Impfkommission (STIKO), Thomas Mertens, hat um Verständnis für die zögerliche Haltung bei Kinderimpfungen gegen Corona geworben. Zugleich sprach er mahnende Worte in Richtung Politik.
„Den Kindern bietet man ja kein Lakritzbonbon an, das ist ein medizinischer Eingriff, und der muss eben entsprechend indiziert sein“, sagte Mertens gestern als Gast des NDR-Podcasts „Das Coronavirus-Update“.
Die Entscheidung, ob die STIKO empfehle, alle Kinder zwischen zwölf und 16 Jahren gegen das Coronavirus zu impfen, müsse „auf der besten verfügbaren Evidenzbasis getroffen werden“, betonte Mertens. Die Daten aus der Zulassungsstudie des Herstellers reichten dafür nicht aus: „Die Zahl der in der Studie geimpften Kinder ist einfach zu gering, um eine belastbare Aussage über die Sicherheit in dieser Altersgruppe zu machen.“ Immerhin 1,3 Prozent der 1.100 in der Studie geimpften Kinder hätten schwere Reaktionen gezeigt.
Bei der Entscheidung für oder gegen eine Empfehlung müssten aber auch andere Faktoren berücksichtigt werden, etwa das Krankheitsrisiko oder die Frage der Herdenimmunität. Dass Kinder schwer an COVID-19 erkranken, sei „wirklich eine ausgesprochene Rarität“, sagte Mertens.
Strittig sei nur die Frage, ob es eine generelle Empfehlung gebe. Dass die STIKO empfehlen werde, Kinder mit Vorerkrankungen zu impfen, „daran kann eigentlich kein vernünftiger Zweifel bestehen“.
In der Debatte um die Kinderimpfungen würden viele Argumente „leichthin“ ins Feld geführt, kritisierte Mertens. So sei es „nicht besonders sinnvoll“, das Thema Schule mit der Impfdebatte zu verknüpfen. „Die STIKO – und ich glaube auch viele andere vernünftige Leute – halten diese sprachliche Verbindung von Impfung als Voraussetzung für das normale Leben der Kinder für einen Irrweg.“
Auch der Nutzen für die Herdenimmunität sei gering: „Man sollte die Hoffnung auf den epidemiologischen Effekt nicht übertreiben.“ So lange der Impfstoff knapp sei, müsse man sich entscheiden, ob man lieber Jugendliche oder Erwachsene impfe. Die Idee einer großen Schulimpfkampagne nannte Mertens „wirklich von der Logik her meines Erachtens grenzwertig“.
Nach einer entsprechenden Empfehlung der Arzneimittelbehörde EMA erteilte die EU-Kommission vorgestern offiziell die Zulassung für die Impfung von Kindern ab zwölf Jahren mit dem Impfstoff von Biontech/Pfizer. Die STIKO hat aber bereits mehrfach angedeutet, dass sie möglicherweise keine allgemeine Impfempfehlung für alle Kinder geben will, sondern nur für vorerkrankte Kinder. © dpa/aerzteblatt.de

Danke!
die Erwachsenen sidn die die besonders gefährdet sind und daher stehen Kinder und Jugendliche hinten an.
Dass der Bundesärztetag eine Impfempfehlung mit Verknüpfung der Beschulung abgegeben hatte ist für mich auch unverständlich, da sieht man aber leider wieder das unsere System von Absicherungseffekten und massiv von der Spitze des Eisbergs (die extreme Negativselektion auf Intensivstationen) beeinflusst ist und weniger von dem realen Risiko für Kinde und Jugendliche. Vlt. leigt es auchdarana das viele Entscheidungsträger im Gesundheitssystem selber Risikogruppe sind.

Endlich einmal wieder eine besonnenen Stimme der Vernunft
Ich hoffe, sehr, dass solch ein Geist eine hohe Infektiosität hat, ohne Herdenimmunität zu bewirken. Das könnte das Ruder noch einmal rumreissen. Hoffe auch sehr, dass somit die STIKO entsprechend keine pauschale Empfehlung fürs Impfen abgibt, erst recht nicht mit den im Moment nur zugelassenen Vektor- oder mRNA-Impfstoffen.

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