Ärzteschaft
Fachgesellschaften fordern Aufnahme der Fettleber-Hepatitis in Chroniker-Programme
Mittwoch, 9. Juni 2021
Berlin – Die Deutsche Gesellschaft für Gastroenterologie, Verdauungs- und Stoffwechselkrankheiten (DGVS) fordert zusammen mit anderen Fachgesellschaften und Verbänden die Aufnahme der nicht-alkoholischen Steatohepatitis (NASH), auch als Fettleber-Hepatitis bezeichnet, in das Disease-Management-Programme (DMP) für Diabetes Typ 2 und das kommende DMP Adipositas. Zum weltweiten sogenannten NASH-Tag am 10. Juni fordern sie außerdem, dass die Bekämpfung der Volkskrankheit Fettleber als Gesundheitsziel im Sozialgesetzbuch verankert wird.
In Deutschland sind laut den Gesellschaften rund 23 Prozent der Allgemeinbevölkerung von einer nicht-alkoholischen Fettlebererkrankung (NAFLD) betroffen. „Die NAFLD ist somit die häufigste Lebererkrankung deutschlandweit und die NAFL die erste Stufe einer krankhaften Veränderung, die sich zu einer NASH, einer entzündeten Fettleber, entwickeln kann“, erläutert Heiner Wedemeyer, Direktor der Klinik für Gastroenterologie, Hepatologie und Endokrinologie an der Medizinischen Hochschule Hannover und Mediensprecher der DGVS. Eine NAFLD entstehe vor allem durch eine unausgewogene Ernährung und zu wenig Bewegung.
Bei einer NAFLD verfetten die Leberzellen. Die Fetteinlagerungen können in der Leber zu Entzündungen führen. Diese hinterlassen Gewebeschäden und Narben, wodurch ihre Funktionsfähigkeit sinkt und das Risiko einer Leberzirrhose oder von Leberkrebs steigt. „Entscheidend für die Prognose der Erkrankung ist das vorliegende Fibrosestadium der Leber, also wie weit der Umbau von Leber- zu Narbengewebe fortgeschritten ist. Steht dieser noch am Anfang, haben Betroffene den Verlauf der Erkrankung selbst in der Hand“, erklärt Wedemeyer.
Die Verbände fordern jetzt ein Früherkennungsprogramm für die Fettleberhepatitis. „Mit dem bestehenden DMP für Diabetes mellitus Typ-2 stehen uns bereits belastbare Strukturen zur Verfügung, um Betroffene von Lebererkrankungen zu identifizieren und in eine Therapie zu überführen. Das bestehende DMP muss allerdings zu einem DMPplus weiterentwickelt und um ein DMP Adipositas ergänzt werden, weil die Fettleber häufig mit Erkrankungen wie Adipositas, Bluthochdruck, Diabetes mellitus Typ-2 und einer Fettstoffwechselstörung einhergeht. So können wir eine vollumfängliche und patientenorientierte Versorgung auch künftig sicherstellen“, erläuterte Andreas Neu, Präsident der Deutschen Diabetes Gesellschaft (DDG).
An der Initiative beteiligen sich neben der DGVS und der DGG auch die Deutsche Adipositas Gesellschaft, die Deutsche Gesellschaft für Ernährungsmedizin, die Deutsche Gesellschaft für Kardiologie (DGK), der Berufsverband Niedergelassener Gastroenterologen und die Deutsche Leberstiftung. © hil/aerzteblatt.de

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