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Politik

CovPass: Noch viele Unklarheiten bei Ausstellung des Corona-Impf­zertifikats

Donnerstag, 10. Juni 2021

Jens Spahn (CDU), Bundesminister für Gesundheit./picture alliance, Michael Kappeler

Berlin – Seit heute ist die neue App CovPass verfügbar, mit der Geimpfte, Getestete und Genesene künftig ihren jeweiligen Status nachweisen können. Apotheken, Impfzentren und auch Arztpraxen sollen die Zertifikate ausstellen.

Ab sofort solle das Schritt für Schritt möglich sein, erklärte Bundesgesundheitsminister Jens Spahn (CDU) heute im Rahmen einer Pressekonferenz. Doch die Mehrheit der Praxen hat dazu noch gar keine Möglichkeit. Verlässliche technische Möglichkeiten stehen flächendeckend voraussichtlich erst Anfang Juli bereit.

Ab Montag sollen die Zertifikate für vollständig Geimpfte bereits in einigen Apotheken ausgestellt werden können, wie die Bundesvereinigung Deutscher Apothekerverbände (ABDA) vorgestern bekannt gab. Auch die Impfzentren in einigen Bundesländern sind einsatzbereit.

In den Arztpraxen sollen die Zertifikate jedoch aus dem Praxisverwaltungssystem (PVS) erstellt werden, um den Verwaltungsaufwand möglichst gering zu halten und händische Eintragungen zu vermeiden. Das entsprechende Update, das von der Bundesregierung finanziert wird, steht jedoch voraussichtlich erst Ende Juni flächendeckend zur Verfügung.

Hausärzte und Fachärzte können noch keine Zertifikate ausstellen

Niedergelassene Hausärzte und Fachärzte könnten digitale Impfzertifikate noch nicht ausstellen, außer, wenn sie in Modellvorhaben eingebunden seien, betonte Andreas Gassen, Vorstandsvorsitzender der Kassenärztlichen Bundesvereinigung (KBV).

„Noch sind die technischen Voraussetzungen und Klarheit über genaue technische Abläufe in den Praxen nicht gegeben. Für eine flächendeckende Anwendung wird das die Voraussetzung sein“, erklärte auch der stellvertretende KBV-Vorstandsvorsitzende Stephan Hofmeister.

Auch in der Konferenz des Bundesgesundheitsministers hatte es geheißen, dass die Arztpraxen spätestens Anfang Juli angebunden sein sollen. Der sogenannte Rollout in den Praxen beginne aber schon heute. Zudem gebe es Übergangslösungen, mit denen Ärztinnen und Ärzte schon jetzt Zertifikate ausstellen könnten.

Gemeint ist der sogenannte Impfzertifikatsservice des Robert Koch-Instituts (RKI). Über den Log-In ihrer jeweiligen Kassenärztlichen Vereinigung (KV) gelangen Ärztinnen und Ärzte über eine Weiterleitung auf die vom RKI bereitgestellt Serviceseite.

Übergangslösung funktioniert nicht einwandfrei

In eine Eingabemaske können dann händisch die erforderlichen Daten der Impflinge – Name, Geburtsdatum und Impfstoffinformationen – eingetragen werden. Über den Server des RKI wird dann das digital signierte Impfzertifikat generiert. Der entsprechende QR-Code kann dann für die Patienten ausgedruckt werden.

Allerdings funktioniert diese Lösung offenbar bislang nicht einwandfrei. „Die Übergangslösung wurde in Brandenburg im Feldtest geprüft und wir empfehlen unseren Ärzten eher abzuwarten, bis die Funktion zum Monatswechsel über das PVS zur Verfügung steht“, erklärte Holger Rostek, Vorstand der KV Brandenburg (KVBB) auf Anfrage des Deutschen Ärzteblatts.

Wer die Brückenlösung verwenden wollte, müsse die Weiterleitung von der KV-Seite zum RKI-Server händisch manuell einrichten. „Wenn man da etwas Falsches verstellt, kann es passieren, dass das ganze System nicht mehr funktioniert. Dafür übernimmt keiner die Gewähr“, so Rostek. Wer Computer-affin sei und schnell selbst Zertifikate ausstellen wollte, könne die Möglichkeit schon nutzen.

„Den meisten Praxen wäre es aber wichtiger, jetzt impfen zu können und sich nicht mit Bürokratie zu beschäftigen“, sagt Rostek. Die technischen Infrastruktur der Impfzentren ist in Brandenburg hingegen ab heute bereits zur Zertifikatserstellung im Einsatz. Dort könnten Impflinge, die nun ihre zweite Impfung, erhalten ab sofort einen digitalen Nachweis erhalten. Wer bereits vollständig geimpft sei, erhalte den nötigen QR-Code per Post vom Impfzentrum.

Impfzentren nur in einigen Bundesländern einsatzbereit

Doch auch das funktioniert noch nicht überall. Im Moment könnten in den Vertragsarztpraxen sowie auch in den Impfzentren noch keine elektronischen Impfzertifikate ausgestellt werden, sagte Thomas Müller, Vorstand der Kassenärztlichen Vereinigung Westfalen-Lippe (KVWL). Viele Softwarehersteller befänden sich derzeit noch in der technischen Entwicklung und Erprobung der Verfahren. Auch müssten noch verschiedene Datenschutzaspekte geklärt werden.

Wenn der Rollout des Software-Updates innerhalb der kommenden zwei Wochen abgeschlossen ist, erhalten Ärztinnen und Ärzte zwei Euro pro ausgestelltem Impfzertifikat für in der eigenen Praxis Geimpfte über das PVS. Wer ein Impfzertifikat über die Brückenlösung mit händischer Eingabe ausstellen lässt, erhält sechs Euro pro Zertifikat.

Die nachträgliche Ausstellung von Zertifikaten für Impflinge, die nicht in der eigenen Praxis geimpft wurden wird mit 18 Euro vergütet. Wird für den gleichen Impfling noch eine zweite Impfung dokumentiert, wird das zweite zertifikat mit sechs Euro vergütet. Ärztinnen und Ärzte sind zur Ausstellung von nachträglichen Zertifikaten jedoch nicht verpflichtet.

Dennoch fürchten Praxen bereits jetzt großen Andrang von bereits vollständig Geimpften, die sich das Zertifikat beispielsweise noch vor einer geplanten Urlaubsreise sichern wollen. Eine rein digitale Lösung hätte für viele Beteiligten eine Entlastung sein können, erklärt etwa der Digitalverband Bitkom.

„Etwa mit einem Online-Portal, auf dem anhand von Chargennummer, Name, Geburtsdatum und Impfdatum das Zertifikat beantragt werden kann“, so Bitkom-Präsident Achim Berg, „eine solche Variante sollte künftig noch zur Verfügung gestellt werden“.

Eine Umfrage des Verbandes hätte ergeben, dass unter denjenigen, die ein Smartphone besitzen und sich grundsätzlich impfen lassen wollen, 75 Prozent das digitale Impfzertifikat nutzen wollten. Berg: „Ihnen muss der Download des digitalen Impfzertifikats in die CovPass-App nun schnell und unbürokratisch ermöglicht werden“. © alir/aerzteblatt.de

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