Medizin
Rauchstopp: E-Zigaretten in Studie häufiger erfolgreich als konventionelle Nikotinersatzpräparate
Donnerstag, 1. Juli 2021
London – E-Zigaretten haben Rauchern nach vergeblichen früheren Abstinenzversuchen in einer randomisierten Studie häufiger als konventionelle Nikotinersatzpräparate geholfen, die Zahl der täglichen Zigaretten zu halbieren oder ganz auf das Rauchen zu verzichten. Die Ergebnisse wurden in Addiction (2021; DOI: 10.1111/add.15628) veröffentlicht.
E-Zigaretten sind ein umstrittenes Mittel zur Raucherentwöhnung. Zum einen wird die Nikotinabhängigkeit fortgesetzt, zum anderen geht die Inhalation der Liquids vermutlich mit einer Schädigung der Lungen einher, deren Langzeitfolgen sich derzeit noch nicht abschätzen lassen. Fest steht allerdings auch, dass E-Zigaretten weniger schädlich sind als konventionelle Zigaretten, deren negative Auswirkungen auf die Gesundheit gut dokumentiert sind.
Bei einer erfolgreichen Tabakabstinenz könnte die Bilanz für die Gesundheit positiv ausfallen, wenn auch nicht ganz so positiv wie bei der Verwendung anderer Nikotinersatzpräparate, die nicht über die tiefen Atemwege aufgenommen werden.
Vor 2 Jahren konnte ein Team um Dunja Przulj von der Queen Mary University of London in einer größeren randomisierten Studie zeigen, dass E-Zigaretten häufiger zu einer Abstinenz führen als konventionelle Nikotinersatzpräparate. Damals waren 886 Raucher, die sich an eine der in England kostenlosen Beratungsstellen gewandt hatten, auf einen Abstinenzversuch mit einer bestimmten E-Zigarette oder auf ein Nikotinersatzpräparat ihrer Wahl randomisiert worden. Beide Gruppen waren zudem zu 4 persönlichen Raucher-Stop-Beratungen eingeladen worden.
Nach den im New England Journal of Medicine (NEJM 2019; DOI: 10.1056/NEJMoa1808779) publizierten Ergebnissen schafften es immerhin 18,0 % der Teilnehmer, mithilfe der E-Zigaretten auf das Tabakrauchen zu verzichten gegenüber 9,9 % der Anwender von Nikotinersatzpräparaten. Die Abstinenz war nach 1 Jahr durch die Bestimmung des CO-Werts in der Atemluft überprüft worden. Przulj ermittelte ein relatives Risiko von 1,83, das mit einem 95-%-Konfidenzintervall von 1,30 bis 2,58 signifikant war.
Jetzt stellt ein Team um Anna Phillips-Waller von der Queen Mary University of London die Ergebnisse einer kleineren Nachfolgestudie vor. Das Design war ähnlich. Den Teilnehmern der E-Zigarettengruppe wurden dieses Mal jedoch 3 verschiedene E-Zigaretten vorgestellt. Sie wurden gebeten, eine der E-Zigaretten oder eine andere ihrer Wahl in einem Laden zu kaufen (Der Kauf wurde mit 40 Pfund unterstützt).
Die Teilnehmer der Nikotinersatzgruppe hatten wie in der 1. Gruppe die Wahl zwischen Nikotinpflaster, Kaugummi, Nasenspray, Mikrotabletten, Inhalator oder Mundspray, die sie nach der Verordnung für eine Rezeptgebühr von 8 Pfund 60 (oder kostenlos, wenn sie von der Rezeptgebühr befreit waren) in der Apotheke erhielten. Der Eigenanteil war laut Phillips-Waller in beiden Gruppen in etwa gleich.
Beiden Gruppen wurde erneut eine Beratung angeboten, die dieses Mal jedoch nur aus 2 persönlichen Beratungen bestand. Die Eigenschaften der Teilnehmer unterschieden sich nicht von der 1. Studie. Sie waren im Mittel 40 Jahre alt und rauchten im Durchschnitt 15 Zigaretten am Tag. Etwa 70 % hatten einen höheren Schulabschluss und alle hatten mindestens einmal erfolglos versucht, sich mit Nikotinersatzpräparaten und/oder Vareniclin das Rauchen abzugewöhnen. Sie waren also motiviert.
Die Ergebnisse, die Phillips-Waller jetzt vorstellt, waren insgesamt besser als in der 1. Studie, auch wenn diese Aussage wegen der geringeren Teilnehmerzahl von 135 Rauchern und der nach 6 Monaten (statt 12 Monaten in der ersten Studie) überprüften Abstinenz sicherlich mit Fragezeichen zu versehen ist.
Den primären Endpunkt, eine durch CO-Messung in der Atemluft validierte Reduktion der Rauchaufnahme um mindestens 50 % nach 6 Monaten, erreichten in der E-Zigarettengruppe 26,5 % der Teilnehmer gegenüber nur 6,0 % der Anwender von Nikotinersatzpräparaten. Phillips-Waller ermittelt ein relatives Risiko (RR) von 4,4, das mit einem 95-%-Konfidenzintervall von 1,6 bis 12,4 signifikant war. Den zentralen sekundären Endpunkt einer validierten Abstinenz nach 6 Monaten erreichten in der E-Zigarettengruppe 19,1 % der Teilnehmer gegenüber 3,0 % der Anwender von Nikotinersatzpräparaten (RR 6,4; 1,5 bis 27,3).
Wie in der früheren Studie war der höhere Erfolg der Behandlung vermutlich auf die häufigere Nikotinsubstitution zurückzuführen. Nach 6 Monaten verwendeten noch 47 % ihre E-Zigaretten, während nur 10 % noch den konventionellen Nikotinersatz anwendeten.
Dass die höhere Erfolgsrate gegenüber der früheren Studie auf die freie Wahl der E-Zigaretten zurückzuführen ist, lässt sich nur vermuten. Es bleibt zudem abzuwarten, ob die hohe Abstinenzrate auf Dauer bestand hat und ob (wie erhofft) einzelne Teilnehmer auf Dauer auf Nikotin verzichten werden. © rme/aerzteblatt.de

Im Westen nichts Neues –
Vorhersehbar und daher wenig erstaunlich, mit welcher Verve präzise zur anstehenden Tabaksteuerreform mal wieder aus genau einer bekannten Richtung alle Register an Unwahrheiten, Fake-Behauptungen und Verunglimpfungen gezogen und dutzende Presseaussendungen konzertiert über eine dazu beauftragte PR-Agentur ausgerollt wurden.
Was bleibt?
Ein hocheffizientes Mittel zur Raucherentwöhnung jedenfalls nicht – das wird dank dieser Lobbyarbeit verschwinden. Denn die besiegelte exorbitante steuerliche Belastung darauf werden weder der Handel abfedern, noch die Konsumenten aufbringen können.
Also munter weiterrauchen. Etwa wie geplant?
Kennen wir das nicht schon? Ja, man fühlt sich an die finsteren Zeiten eines Schmähl, Adlkofer, v. Troschke, Magnussen et al. erinnert. Als diese gegen Geld der Tabakindustrie via VdC die Risiken des Rauchens systematisch verharmlosten.
Heute im Gegensatz dazu mal andersherum. Risiken gegen alle Evidenz künstlich hochschreiben und dabei nicht weniger plump den Aufbau einer totalen Aversionskulisse gegen E-Zigaretten betreiben. Kaschiert mit der vorgeblich exorbitanten Gefährlichkeit, für die bisher aber jeder Beweis schuldig bleibt.
Die Agitation scheint sich auszuzahlen. Schon allein durch die Kostenübernahmepflicht der GKVen für medikamentöse Behandlung, die tags drauf vom dt. BT beschlossen wurde. Präzises Lobbying vom Feinsten - wobei einige Spuren leider auf dieselben Quellen wie dazumal zeigen. Nur dass deren Geberbranche gewechselt hat.
p.S.: Vareniclin fällt vorerst aus.
Wegen Nitrosamin-Kontamination in fast allen Märkten gestoppt.

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