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Medizin

Warum bei Nierenerkrankungen die Muskelmasse abnimmt

Dienstag, 3. August 2021

/peterschreiber.media, stock.adobe.com

Hamburg – Patienten mit einer fortgeschrittenen chronischen Nierenerkrankung leiden neben anderen Begleiterkrankungen häufig auch an einem Rückgang der Muskulatur. Dies macht die Patienten gebrech­licher und trägt zu Morbidität und Mortalität bei.

Offenbar reagieren die Muskeln dabei auf Botenstoffe, die von den Nieren selbst ausgeschüttet werden. Das berichten Wissenschaftler um Tobias Huber, Direktor der III. Medizinische Klinik und Poliklinik des Universitätsklinikums Hamburg-Eppendorf (UKE) im Journal of Clinical Investigation (DOI: 10.1172/JCI135821).

Patienten mit chronischen Nierenerkrankungen leiden meistens an verschiedenen Begleiterscheinungen, die durch den Nierenfunktionsverlust direkt entstehen wie Erythropoetinmangel mit Anämie, Vitamin-D-Mangel und Störungen im Calciumphosphathaushalt mit Knochenveränderungen und kardiovaskulären Erkrankungen.

Bei zwei von drei Patienten mit chronischen Nierenerkrankungen kommt es laut den Forschern außerdem zu einem Abbau der Skelettmuskulatur.

Die Hamburger Wissenschaftler konnten nun zeigen, dass die Nieren selbst muskelhemmende Faktoren in erhöhter Menge produzieren, die auch im Blut nachweisbar sind. Dabei handelt es sich vor allem um Activin A, ein Protein der TGF-β-Gruppe („transforming growth factor”), das Wachstum und Zellspeziali­sierung vermittelt, aber auch den Abbau von Muskelzellen reguliert.

Laut der Arbeit sind es genau die Zellen, welche bei chronischen Nierenerkrankungen durch den Vernar­bungsprozess zunehmen, die vermehrt muskelhemmende Faktoren bilden. „Somit entsteht also ein Teu­fels­kreis mit nachlassender Nierenfunktion, zunehmender Vernarbung und vermehrter Bildung von mus­kel­hemmenden Faktoren mit letztlich fortschreitendem Muskelschwund“, berichten die Forscher.

Sie hoffen, diese Achse bei chronisch Nierenkranken und Dialysepatientintinnen und -patienten künftig medikamentös zu durchbrechen. © hil/aerzteblatt.de

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Kommentare

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Avatar #722910
Dr. Brail
am Samstag, 7. August 2021, 15:27

Ursachen?

Am schnellstens sinkt die GFR, in jedem Alter, wenn man die Patienten, sich nach dem TSH alleine richtend, (nicht)behandelt.
Avatar #578653
Dr. Hartwig Raeder
am Samstag, 7. August 2021, 11:13

Anmerkung

Könnte es nicht anders herum sein? Im Alter schwinden die Muskeln, auch die Herzmuskulatur. Das Herzzeitvolumen und damit die renale Perfusion sowie die glomeruläre Filtration sinken.
Avatar #621880
Puls123
am Donnerstag, 5. August 2021, 16:07

Teufelskreis?

Interessanter Mechanismus, ein Teufelskreis liegt hier allerdings nicht vor, sondern eine an sich sinnvolle Gegenregulation des Körpers zur Reduktion von nierengängigen Stoffwechselprodukten.
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