Medizin
Renale Anämie: EMA gibt grünes Licht für Roxadustat
Freitag, 2. Juli 2021
Amsterdam – Die renale Anämie, die eine häufige Begleiterscheinung der chronischen Niereninsuffizienz ist, kann künftig ohne regelmäßige Injektionen von Erythropoetin oder seinen Analoga behandelt werden. Der Ausschuss für Humanarzneimittel (CHMP) der europäischen Arzneimittelagentur (EMA) hat dieser Tage grünes Licht für die Zulassung von Roxadustat gegeben, einem oral verfügbaren HIF-PH-Inhibitor.
Zellen reagieren auf einen Sauerstoffmangel mit der vermehrten Produktion des Hypoxie-induzierenden Faktors (HIF), der die Produktion verschiedener Proteine fördert, darunter auch die von Erythropoetin in den Nieren. Bei einer ausreichenden Sauerstoffversorgung wird HIF durch eine Prolylhydroxylase (PH) inaktiviert. Der HIF-PH-Inhibitor Roxadustat verhindert dies. Er steigert dadurch die Produktion von Erythropoetin, was eine vermehrte Bildung von Erythrozyten zur Folge hat.
Der in China entwickelte Wirkstoff wurde mehreren klinischen Studien geprüft. Er hat dort den Hämoglobinwert von nicht dialysepflichtigen Patienten im Vergleich zu Placebo gesteigert und bei dialysepflichtigen Patienten eine vergleichbare Wirkung wie Epoetin alfa erzielt. Die Ergebnisse der beiden maßgeblichen Studien waren vor 2 Jahren im New England Journal of Medicine (2019; DOI: 10.1056/NEJMoa1813599 und DOI: 10.1056/NEJMoa190171) publiziert worden.
Der Wirkstoff hat sich in den Studien als gut verträglich erwiesen. Die häufigsten Nebenwirkungen waren Bluthochdruck, eine Gefäßzugangsthrombose, Durchfälle, periphere Ödeme, eine Hyperkaliämie und Übelkeit.
Es gibt jedoch prinzipielle Sicherheitsbedenken, da Roxadustat in Zellkulturen die Bildung des vaskulären endothelialen Wachstumsfaktors (VEGF) gesteigert hat. Dies könnte langfristig das Tumorwachstum fördern. Befürchtet wird auch die Entwicklung einer pulmonalen Hypertonie oder ein rascheres Fortschreiten der Niereninsuffizienz.
Roxadustat ist bereits in Japan und China zugelassen, ebenso wie eine Reihe anderer HIF-PH-Inhibitoren wie Daprodustat und Vadadustat. Da sich die Europäische Kommission in der Regel an das Votum der CHMP hält, dürfte Roxadustat demnächst in der EU zugelassen werden. © rme/aerzteblatt.de

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