Vermischtes
Coronapandemie rückt Digitalisierung in den Fokus
Mittwoch, 28. Juli 2021
Berlin – Durch die Coronapandemie rückte die Digitalisierung des Gesundheitswesens verstärkt ins Bewusstsein der Menschen in Deutschland. Im Rahmen einer heute vorgestellten repräsentativen Umfrage im Auftrag des Digitalverbands Bitkom sagten 78 Prozent der Befragten, durch die Ereignisse der vergangenen 18 Monate sei ihnen die Bedeutung der Digitalisierung des Gesundheitswesens klar geworden.
Zugleich sagten 75 Prozent, mit digitalen Technologien ließen sich solche Krisen besser bewältigen. Das ist eine Steigerung um mehr als 20 Prozentpunkte verglichen mit 2020, als 53 Prozent dieser Aussage zustimmten.
Zugleich äußerten 70 Prozent die Meinung, Deutschland hänge bei der Digitalisierung des Gesundheitssystems hinter anderen Ländern zurück – folgerichtig forderten 71 Prozent der Befragten mehr Tempo beim Ausbau digitaler Angebote in der Medizin.
„Die Probleme der Gesundheitsämter beim Durchbrechen von Infektionsketten, die verbreiteten Schwierigkeiten bei der Organisation von Impfterminen oder das Hickhack um die Corona-Warn-App haben bei vielen Menschen zu Ernüchterung und Frustration geführt“, bilanzierte Bitkom-Hauptgeschäftsführer Bernhard Rohleder.
Der Kampf gegen Corona gehe weiter, und Deutschland müsse die Potenziale der Digitalisierung viel besser nutzen. So sei der digitale Datenaustausch der Gesundheitsämter auch im zweiten Jahr der Pandemie noch immer nicht gesichert.
Großes Interesse gibt es laut Umfrage am digitalen Impfnachweis. 42 Prozent der Nutzern eines Smartphones haben ihn bereits auf dem eigenen Smartphone gespeichert – und 2 Prozent auf dem Smartphone einer anderen Person. Weitere 41 Prozent wollen sich den digitalen Impfnachweis künftig besorgen – 26 Prozent „in jedem Fall“ und 15 Prozent „wahrscheinlich“.
Lediglich zwölf Prozent geben an, kein Interesse am digitalen Impfnachweis zu haben, obwohl sie ein Smartphone haben. In Deutschland besitzen 21 Prozent kein Smartphone. Fast die Hälfte davon (42 Prozent) sagt jedoch, sie würden den digitalen Impfpass nutzen, wenn sie denn ein Smartphone hätte.
Die meisten Nutzer des digitalen Impfnachweises haben ihn in der Apotheke ausstellen lassen (31 Prozent), 26 Prozent im Impfzentrum und rund ein Fünftel (22 Prozent) in der Arztpraxis. Weitere Zustellwege: Per Brief (acht Prozent) oder per E-Mail (sechs Prozent).
Elektronische Patientenakte bislang kaum in Nutzung
Seit dem 1. Januar 2021 bieten die Krankenkassen ihren Versicherten die elektronische Patientenakte (ePA) an. Zwei Drittel (66 Prozent) der Befragten wollen sie künftig nutzen, aktuell haben sie allerdings erst 0,2 Prozent der Befragten in Gebrauch (Stand: Mai 2021).
Dies sei aufgrund der noch geringen Laufzeit und noch nicht erfolgten flächendeckenden Implementierung „nicht verwunderlich“, so Rohleder. Das Interesse der Bürger sei jedoch klar erkennbar – deshalb sei bei Ärztinnen und Ärzte neben der technischen Ausstattung auch ein entsprechendens „digitales Mindset“ gefragt.
Ebenfalls eher langsam etablieren sich die digitalen Gesundheitsanwendungen (DiGA). In der Bitkom-Studie geben 51 Prozent der Befragten an, sie könnten sich künftig vorstellen, eine solche App zu nutzen. Für 45 Prozent sind Gesundheits-Apps auf Rezept nach eigenem Empfinden nicht geeignet. Zudem hat erst eine sehr geringe Anzahl von Menschen hat eine solche App schon einmal genutzt.
Künftig müssten, so der Digitalverband, Politik und Krankenkassen noch besser und umfassender über Nutzen, Anwendung und Verordnungsmöglichkeiten informieren – nicht nur gegenüber den Versicherten, sondern auch gegenüber den Arztpraxen.
Gefordert wird von Bitkom zudem eine vollumfassende Gleichstellung von Videosprechstunden mit dem Arztbesuch vor Ort. Die Deckelung auf 30 Prozent der Sprechstunden passe nicht in eine Zeit, in der sich Menschen durch Kontaktbeschränkungen vor Ansteckungen schützen müssten und die medizinische Infrastruktur in ländlichen Regionen immer schwächer werde.
Mit Blick auf die Bundestagswahl und den anstehenden Regierungswechsel plädiert Bitkom grundsätzlich dafür, die Digitalisierung des Gesundheitswesens weiter mit hohem Tempo voranzutreiben.
„Die Große Koalition hat die jahrelange Stagnation der Digitalisierung im Gesundheitswesen überwunden. Jetzt muss es weitergehen: Wichtig ist, die Akzeptanz bei den Versicherten und den Ärztinnen und Ärzten zu verbessern und die Potenziale für die Patientenversorgung ebenso wie für die Forschung tatsächlich zu realisieren“, so Rohleder.
So brauche es unter anderem verstärkte Anreize für Arztpraxen, ihre Systeme technisch auf den neuesten Stand zu bringen, um alle Bausteine der digitalen Versorgung anbieten zu können. © aha/aerzteblatt.de

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