Medizin
Studie: Schnelltests zeigen Schwächen bei niedriger Viruslast
Montag, 9. August 2021
Mannheim – Antigentests können eine Infektion mit SARS-CoV-2 bei einer hohen Viruslast sicher erkennen. Ihre Zuverlässigkeit nimmt jedoch mit sinkender Viruslast rasch ab, wie die Erfahrungen in einem Testzentrum in Stuttgart zeigen, die jetzt in medRxiv (2021: DOI: 10.1101/2021.08.04.21261609) vorveröffentlicht wurden.
Das Testzentrum Cannstatter Wasen hat im Februar und März bei 17.000 Personen einen PCR-Test durchgeführt, der durch den Nachweis von Virusgenen eine aktive Infektion nachweisen kann. Insgesamt 2.215 Personen waren bereit, an der Studie teilzunehmen, die auch eine Blutentnahme für spätere Untersuchungen vorsah.
Bei den Teilnehmern wurden auch 2 in Deutschland häufig eingesetzte Antigentests der Hersteller Abbott und Roche eingesetzt. Anders als ein PCR-Test liefern sie nach kurzer Zeit ein Ergebnis, dessen Zuverlässigkeit jedoch umstritten ist.
Wie das Team um Winfried März von der Synlab-Akademie für Ärztliche Fortbildung in Mannheim (vom Herstelleranbieter Synlab des PCR-Tests gesponsert) berichtet, fiel der PCR-Test bei 338 Personen positiv aus.
Von diesen 338 Teilnehmern wurden durch die 2 Antigenschnelltests jedoch lediglich 204 Teilnehmer vom Roche-Test beziehungsweise 192 Teilnehmer vom Abbott-Test als Virusträger identifiziert. Die Sensitivität betrug 60,4 % beziehungsweise 56,8 %. Damit wurden 4 von 10 mit dem PCR-Test positiv getesteten Personen nicht mit Antigenschnelltests erkannt.
Wichtigster Indikator für die Erkennung von Virusträgern war die Viruslast. Nur Personen mit einer hohen Viruslast (Ct-Wert von 20 oder weniger) wurden zuverlässig als Virusträger erkannt. Die Sensitivität der beiden Antigentests betrug 100 %. Da von Menschen mit einer hohen Viruslast vermutlich die größte Ansteckungsgefahr ausgeht, könnten die Schnelltests die Personen erkennen, die am ehesten andere Menschen anstecken. Mit zunehmendem Ct-Wert und damit nachlassender Viruslast fällt die Sensitivität.
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Da Menschen mit Symptomen in der Regel eine höhere Virusausscheidung haben (zumindest zu Beginn der Erkrankung), fiel der Test bei Personen mit mindestens einem klinischen Symptom in beiden Antigentests höher aus: Der Roche-Test erreichte eine Sensitivität von 75,2 % und der Abbott-RDT eine Sensitivität von 74,3 %. Bei Personen ohne klinische Symptome betrug die Sensitivität 31,9 % für den Abbott-Test und 23,8 % für den Roche Test.
Die Tests wurden in einer Zeit durchgeführt, in der sich die Alpha-Variante in Deutschland durchsetzte. Die Zuverlässigkeit der Tests war etwas geringer als gegen den früheren Wildtyp. Die Sensitivität nahm beim Roche-Test von 87,7 % auf 77,1 % und beim Abbott-Test von 84,0 % auf 72,3 % ab. Den Einfluss der derzeit vorherrschenden Delta-Variante konnte die Studie nicht untersuchen, weil sie noch nicht aufgetreten war. © rme/aerzteblatt.de

diese Daten sind bereits seit langem bekannt.
Diese Daten sind nicht neu, im Gegenteil, Sie sind seit vielen Monaten längst bekannt. Ich verweise auf folgende Publikationen:
https://link.springer.com/article/10.1007/s00430-020-00698-8: "For FIA, overall clinical sensitivity and specificity were 45.4% (n = 381) and 97.8% (n = 360), respectively, and for RAT, 50.3% (n = 445) and 97.7% (n = 386), respectively."
Noch weit davor wurde bereits im Januar 2021 im "Epidemiologischen Bulletin" veröffentlicht, daß die Sensitivität der Antigenteste bei asymtomatisch infizierten Personen bei ca. 39% liegt (https://www.rki.de/DE/Content/Infekt/EpidBull/Archiv/2021/Ausgaben/03_21.pdf?__blob=publicationFile).
Wo ist der Erkenntnisgewinn?
Univ.-Prof. Dr. med. Volkhard A. J. Kempf
Direktor des Instituts für Medizinische Mikrobiologie und Krankenhaushygiene
Facharzt für Mikrobiologie, Virologie und Infektionsepidemiologie
Universitätsklinikum Frankfurt
Paul-Ehrlich-Str. 40
D-60596 Frankfurt am Main

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