Hochschulen
Pathologen erproben künstliche Intelligenz in der Krebsdiagnostik
Mittwoch, 11. August 2021
Dresden – Pathologen des Universitätsklinikums Carl Gustav Carus Dresden (UKDD) erproben ein auf künstlicher Intelligenz (KI) basierendes Softwaresystem in der Krebsdiagnostik. Das Institut für Pathologie arbeitet dabei mit dem Dresdener Start-Up „asgen“ zusammen. Dieses hat eine Software für die Diagnostik von Brust- und Magenkarzinomen erstellt.
Die Bildanalyse soll innerhalb weniger Minuten mikroskopische Aufnahmen ganzer Tumorareale automatisch analysieren. Bei diesem als HER2-FISH-Analyse bezeichneten Verfahren wird die Ausprägung von für Brust- und Magentumore relevanten Tumormarkern untersucht, um so Aufschlüsse über geeignete Therapieformen zu gewinnen.
Aktuell läuft diese Untersuchung noch manuell ab. Pathologen oder entsprechend geschultes medizinisches Personal zählen dafür sichtbar gemachte Tumormarkersignale in circa 20 Zellkernen von mikroskopiertem Gewebe stichprobenartig aus, um Rückschlüsse auf das Tumorwachstum zu ziehen.
Bei Unklarheiten wird zusätzliches Fachpersonal konsultiert und die Analyse gegebenenfalls wiederholt, teilweise auch mit einer höheren Anzahl an Zellkernen. Eine KI-basierte Auswertung soll das Prozedere beschleunigen und verlässlicher gestalten.
„Als Institut sind wir offen für entsprechende Anwendungen und freuen uns über die Zusammenarbeit mit asgen und das weltweite Interesse an solchen Lösungen“, sagte Gustavo Baretton, Direktor des Institutes für Pathologie am Universitätsklinikum Carl Gustav Carus.
Laut den Dresdener Experten erhöht die Ausweitung des Tumorscreenings seit Jahren die Fallzahlen in pathologischen Instituten, zusätzlich steigerten die Innovationen in der Krebstherapie die Komplexität der Diagnostik. Gleichzeitig seien in der Pathologie Fachkräfte besonders rar. KI-Systeme insbesondere in der Bildanalyse könnten diesen Herausforderungen begegnen.
„Schließlich haben sie das Potenzial, automatisiert Gewebemerkmale schnell analysieren, Strukturen quantifizieren und daraus diagnostische Parameter berechnen zu können und so die Auswahl zielgerichteter Therapien zu optimieren“, hieß es aus Dresden.
Das Projekt ist Teil des Vorhabens „EMPAIA“ („EcosysteM for Pathology Diagnostics with AI Assistance“) des Bundesministeriums für Wirtschaft und Energie (BMWi). Neben Partnern aus Industrie und Verbänden besteht das Konsortium aus klinischen Referenzzentren, in denen innovative KI-Produkte getestet werden – wie gerade in Dresden. © hil/aerzteblatt.de

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