Medizin
Kein Beleg für Nutzen von Parasitenmedikament Ivermectin bei COVID-19
Donnerstag, 12. August 2021
Würzburg/Freiburg – Der Wirkstoff Ivermectin wird seit Jahrzehnten erfolgreich gegen Parasiten bei Mensch und Tier eingesetzt. Es steht seit langem auf der Liste der unentbehrlichen Arzneimittel der Weltgesundheitsorganisation (WHO) und brachte seinen Entwicklern 2015 den Medizin-Nobelpreis ein.
Eine Evidenz dafür, dass er auch bei COVID-19 helfen könnte, gibt es aber nicht. Das berichten Würzburger Wissenschaftler nach einer systematischen Literaturrecherche in einem neuen Cochrane-Report (DOI: 10.1002/14651858.CD015017.pub2).
Die Autoren um Maria Popp und Stephanie Weibel von der Klinik für Anästhesiologie am Universitätsklinikum Würzburg suchten systematisch nach randomisierten kontrollierten Studien, die den Einfluss einer Ivermectin-Behandlung auf Sterblichkeit und Schwere der Erkrankung oder die Länge des Krankenhausaufenthaltes oder eine eventuelle vorbeugende Wirkung von Ivermectin untersuchen.
Zudem werteten sie Studiendaten zu unerwünschten Nebenwirkungen aus. Studien mit hohem Verzerrungspotential gingen nicht in die Auswertung ein. Die Arbeitsgruppe konnte so 14 Studien, die den vorher festgelegten Kriterien entsprachen, in den Review einschließen. Sie umfassten 1.678 Teilnehmer. Stand der Studiensuche war der 26. Mai 2021.
Verglichen mit Placebo oder einer Standardbehandlung zeigte Ivermectin weder bezüglich des Sterberisikos noch des klinischen Zustands von COVID-19 Patienten einen Vorteil. Auch zu einer vorbeugenden Wirkung von Ivermectin nach einem möglichen Kontakt mit dem Virus lassen sich laut der Studienanalyse keine Aussagen machen.
Allerdings ist die Vertrauenswürdigkeit der vorhandenen Evidenz niedrig bis sehr niedrig. „Grund für den Mangel an hochwertiger Evidenz zur Wirksamkeit und Sicherheit von Ivermectin ist ein Studienpool, der hauptsächlich aus kleinen, unzureichend gepowerten randomisierten kontrollierten Studien mit Mängeln in Bezug auf Studiendesign, Durchführung und Berichterstattung besteht“, hieß es aus der Arbeitsgruppe.
Eine sicherere Einschätzung der Wirksamkeit oder Unwirksamkeit von Ivermectin gegen COVID-19 sei daher erst möglich, wenn derzeit noch laufende größere Studien abgeschlossen seien, so die Autorinnen und Autoren. Sie betonen aber zugleich: „Die aktuelle Evidenz rechtfertigt keine Verwendung von Ivermectin zur Behandlung oder Prävention von COVID-19.“ © hil/aerzteblatt.de

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