Ärzteschaft
Fachärzteverband initiiert Kampagne zur Hygienekostenfinanzierung
Montag, 16. August 2021
Berlin – Die aus seiner Sicht fehlende Bereitschaft der Krankenkassen, Hygienekosten zu vergüten, thematisiert der Spitzenverband Fachärzte Deutschlands (SpiFa) gemeinsam mit seinen Mitgliedsverbänden in einer an Patienten gerichteten Kampagne.
„Hygiene wird nicht nur in einer Pandemie gebraucht, sie ist essenzieller Bestandteil der medizinischen Versorgung der Menschen in Deutschland“, sagte Axel Schroeder, Vorstandsmitglied im SpiFa und Präsident des Berufsverbandes der deutschen Urologen (BvDU) zum Start der Hygienekampagne.
Die Fachärzte seien seit mehreren Jahren mit immer höheren Hygieneaufwendungen in der Versorgung konfrontiert, die nicht mehr adäquat in der Leistungsvergütung abgebildet werde.
Die Kosten für eine qualitätsgesicherte und validierte Aufbereitung von medizinischen Geräten seien in den vergangenen Jahren erheblich angestiegen und können aus den von den Krankenkassen für die damit zu erbringenden Leistungen am Patienten gezahlten Beträge nicht mehr gedeckt werden – so die grundsätzliche Kritik des SpiFa.
Zuletzt hätten die Krankenkassen für alle Praxen rund 98 Millionen Euro mehr an Vergütung zur Verfügung gestellt. Bei rund 102.000 Praxen in Deutschland ergebe dies eine jährlich zusätzliche Vergütung in Höhe von rund 960 Euro pro Jahr.
Man könne dies so nicht mehr hinnehmen und leiste, so Schroeder. Die Krankenkassen seien aufgefordert, mit sachlich fundierten Vorschlägen an den Verhandlungstisch zurückzukehren.
Mit Beginn dieser Woche wollen der SpiFa und die Mitgliedsverbände des SpiFa, so die Ankündigung, in abgestimmten und konzertierten Aktionen in den nächsten acht Wochen bundesweit auf die Versicherten der gesetzlichen Krankenversicherung (GKV) zugehen und in den Dialog über gestiegene Hygieneaufwendungen und die Nicht-Übernahme durch die Krankenkassen thematisieren.
„Wir werden den Menschen erklären, dass sich die Krankenkassen seit Jahren weigern, die steigenden Hygieneausgaben der Praxen zu erstatten“, kündigte der Präsident des Deutschen Berufsverbands der Hals-Nasen-Ohrenärzte, Dirk Heinrich, an. Es sei nicht länger hinnehmbar, die Hygieneanforderungen ohne Gegenfinanzierung immer weiter hochzuschrauben.
Der von den Kassen gewährte Pauschalbetrag für den pandemiebedingten Hygienemehraufwand stelle „nicht mehr als ein Tropfen auf dem heißen Stein“ dar, kritisierte Heinrich. Statt Einmalzahlungen brauche man eine nachhaltige Finanzierung der Ausgaben.
Wenn auch künftig in den Praxen qualifiziert, wohnortnah und flächendeckend endoskopische Eingriffe und ambulantes Operieren möglich sein sollen, dann müsse der Hygieneaufwand entsprechend vergütet werden, betonte BvDU-Präsident Schroeder. © aha/aerzteblatt.de

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