Medizin
Afrikaner leiden in nördlichen Breiten häufiger unter Vitamin D-Mangel
Montag, 4. Oktober 2021
Guildford/England – Afrikaner und andere dunkelhäutige Menschen haben in den USA und in Großbritannien laut einer Übersicht im European Journal of Clinical Nutrition (2021; DOI: 10.1038/s41430-021-00980-9) häufig einen ausgeprägten Vitamin D-Mangel, der in einer randomisierten Studie im Journal of Nutrition (2021; DOI: 10.1093/jn/nxab209) durch eine niedrigdosierte Substitution in den Wintermonaten behoben werden konnte.
Die USA haben aus der Zeit der Versklavung einen hohen Bevölkerungsanteil von dunkelhäutigen Menschen. In Großbritannien gibt es eine große Gemeinschaft von Einwanderern aus der Karibik, deren Vorfahren ebenfalls aus Afrika stammen, wo der hohe Stand der Sonne für eine ausreichende Versorgung mit Vitamin D gesorgt hatte. In ihrer jetzigen Heimat ist dies weder in den USA noch in Großbritannien der Fall. Da die dunkle Haut das UV-B-Licht absorbiert, ist die Produktion von Vitamin D in der Haut eingeschränkt. Da mehr als 80 % des Vitamin D in der Haut produziert wird, sind Mangelzustände bei dunkelhäutigen Menschen häufiger.
Bei Menschen afrikanischer Herkunft fällt die Serumkonzentration von Vitamin D mit zunehmendem Breitengrad ab. In Jamaika (17° nördlicher Breite) lag die durchschnittliche 25-Hydroxy-Vitamin-D-Konzentration im Blut in einer Studie bei etwa 72 nmol/l und damit über der Grenze von 50 mmol/l, die als ausreichend eingestuft wird. Im US-Staat New York (41° nördlicher Breite) hätte derselbe Mensch eine Vitamin D-Konzentration von etwa 43 nmol/l, in Birmingham/England (52° nördlicher Breite) waren es in einer Studie 40 mmol/l. Dort hatte mehr als die Hälfte einen Vitamin D-Mangel. Ausreichend mit Vitamin D versorgt sind nur 15 % der aus der Karibik eingewanderten Briten.
Vergleichende Studien zeigen, dass Briten europäischer Herkunft in der Regel deutlich höhere 25-Hydroxy-Vitamin-D-Konzentrationen im Blut haben als Menschen karibischer Herkunft, da die Produktion in ihrer Haut effizienter ist. Ein Vitaminmangel ist dort übrigens auch bei Menschen aus Südasien häufig.
Mit der Nahrung können die Defizite in der Regel nicht ausgeglichen werden. Die Zufuhr liegt bei Menschen afrikanischer oder karibischer Herkunft in England nur bei etwa 3 µg/Tag, deutlich weniger als die in Großbritannien empfohlenen 10 µg/Tag. In der Karibik müssen dunkelhäutige Menschen deutlich weniger Vitamin D mit der Nahrung aufnehmen, um ihren Bedarf zu decken.
Ernährungswissenschaftler der Universität von Surrey in Guildford/England haben in einer randomisierten, Placebo-kontrollierten Studie untersucht, ob eine Vitamin D-Gabe den Mangel bei dunkelhäutigen Menschen beseitigen kann.
An der D-SOL-Studie nahmen 120 dunkelhäutige Frauen teil, von denen die Hälfte in Brasilien (16° südlicher Breite) und die andere Hälfte in England lebte (51° nördlicher Breite). Beide Gruppen nahmen über 12 Wochen täglich 600 IU Vitamin D ein. Bei den Frauen aus Brasilien, die vor der Studie eigentlich keinen Vitamin D-Mangel hatten, stieg die 25-Hydroxy-Vitamin-D-Konzentration im Blut von 75,1 auf 84,8 nmol/l an. Bei den Frauen, die in England lebten, erholte sich der Serumwert von 38,1 auf 55,1 nmol/l. Bei den meisten Frauen wurde der Mangel damit behoben.
Studienleiterin Marcela Mendes stuft die moderate Dosis einer Vitamin-D-Supplementierung als bemerkenswert wirksame Strategie für dunkelhäutige Menschen ein, um in den Wintermonaten in England für einen ausreichenden Vitamin-D-Spiegel zu sorgen. © rme/aerzteblatt.de
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