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Fettleber breitet sich rasant aus: Gastroenterologen sehen Politik gefragt

Freitag, 10. September 2021

/Kateryna_Kon, stock.adobe.com

Leipzig – Um der rasanten Zunahme der nicht-alkoholischen Fettleber (NAFLD) in der Bevölkerung ent­ge­genzuwirken, sind verstärkte gesundheitspolitische Anstrengungen erforderlich. Das unterstreichen die Deutsche Gesellschaft für Gastroenterologie, Verdauungs- und Stoffwechselkrankheiten (DGVS) und weitere Organisationen und Fachgesellschaften in einem gemeinsamen Positionspapier.

Die Leber sei zentral im Bereich der metabolischen Erkrankungen. „Wir glauben dass die NAFLD der An­fang allen Übels ist“, sagte Christian Trautwein, Direktor der Klinik für Gastroenterologie, Stoffwechsel­erkran­kungen und Internistische Intensivmedizin in Aachen, im Vorfeld der Viszeralmedizin 2021.

Deshalb müsse das Problem der NAFLD auch in der Politik entsprechend Gehör finden. „Wir halten es für unabdingbar, die NAFLD in das bestehende Disease-Management-Programm Diabetes und das geplante DMP Adipositas aufzunehmen“, zitierte der diesjährige Kongresspräsident der DGVS eine der Forderun­gen des Positionspapiers.

In Deutschland leidet fast jeder Dritte an einer NAFLD. Schätzungen gehen davon aus, dass die Anzahl der Patienten mit nicht-alkoholischen Fettleberentzündung beziehungsweise Steatohepatitis (NASH) in Deutschland bis zum Jahr 2030 auf 4,7 Millionen Fälle ansteigen wird.

Kostenübernahme für gewichtsreduzierende Maßnahmen ermöglichen

Die NAFLD sollte dem Positionspapier zufolge außerdem in das Präventionsgesetz integriert werden. Zudem müsse eine Kostenübernahme für gewichtsreduzierende Maßnahmen ermöglicht werden. Diese sind bislang über den sogenannten Lifestyle-Paragrafen 34 Sozialgesetzbuch V ausgeschlossen.

„Diese gesundheitspolitischen und gesetzlichen Rahmenbedingungen sind der erste notwendige Schritt hin zu einer breiten Prävention und Früherkennung der NAFLD“, betonte der diesjährige Kongresspräsi­dent der DGVS.

Darüber hinaus müsse, so Trautwein weiter, aber sowohl in der Gesellschaft als auch bei Ärzten das Bewusstsein für die Erkrankung geschärft werden: Die NAFLD entwickelt sich lange unbemerkt, weshalb sie oft erst in einem späten Stadium erkannt wird. In vielen Fällen sind dann bereits irreversible Schäden eingetreten.

Diagnosepfad soll Früherkennung verbessern

Um eine effektive Früherkennung zu gewährleisten sieht das Positionspapier die Einführung eines Diag­nosepfades vor, mit dessen Hilfe Risikopatienten für eine NAFLD bereits in der hausärztlichen Praxis identifiziert werden können.

In die Risikobewertung fließen dabei Vor- oder Begleiterkrankungen wie ein Typ-2-Diabetes, Adipositas oder Herz-Kreislauf-Erkrankungen ein, ebenso ein wie bestimmte Standard-Leberblutwerte. „Damit steigen die Chancen, eine Fettlebererkrankung so frühzeitig zu erkennen, dass Schäden sich vermeiden oder sogar wieder rückgängig machen lassen“, betonte Trautwein.

Unabdingbarer Bestandteil der Therapie bleibt dabei auf absehbare Zeit die deutliche und nachhaltige Lebensstiländerung. Ansätze für eine medikamentöse Behandlung der NAFLD gibt es zwar – in zahlrei­chen Studien werden sowohl diabetologische als auch hepatologische Therapien untersucht – doch zugelassene Wirkstoffe fehlen bislang noch.

Trautwein geht auch davon aus, dass es „eine bequeme, rein pharmakologische Lösung“ nicht geben wird. „Lebensstilerkrankungen können letztlich nur durch eine Änderung des Lebensstils therapiert werden.“ Diese Anstrengung müssten sowohl die Betroffenen als auch die Gesellschaft auf sich nehmen. © nec/aerzteblatt.de

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