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Politik

Politiker beklagen Radikalisierung von Maskengegnern

Dienstag, 21. September 2021

Ein Polizist sichert eine Tankstelle. Ein Angestellter der Tankstelle war in Idar-Oberstein in Rheinland-Pfalz von einem mit einer Pistole bewaffneten Mann erschossen worden. /picture alliance, Foto Hosser, Christian Schulz

Berlin/Idar-Oberstein – Führende Politiker reagierten erschüttert auf den töd­lichen Angriff, der durch einen Streit um die Maskenpflicht ausgelöst wurde. „Die Radikalisierung des Querdenkermilieus bereitet mir große Sorgen“, schrieb Grünen-Kanzlerkandidatin Annalena Baerbock heute im Kurznachrichtendienst Twitter. „Wir sind alle gefordert, uns gegen den zunehmenden Hass zu stellen.“

Ähnlich wie Baerbock reagierte CDU-Generalsekretär Paul Ziemiak. „Ein junger Mensch wird nahezu hingerichtet, weil er auf die Maskenpflicht hinweist“, schrieb Ziemiak auf Twitter und sprach von einem „unfassbaren Maß an Radikalisierung“.

Auch Vizekanzler Olaf Scholz hat sich erschüttert über den tödlichen Angriff gezeigt. Seine Gedanken seien bei den Angehörigen des Mordopfers, teilte der SPD-Kanzlerkandidat heute auf Twitter mit. „Es erschüttert mich sehr, dass jemand getötet wird, weil er sich und andere schützen wollte“, betonte Scholz. „Wir müssen uns als Gesellschaft dem Hass entschlossen entgegenstellen.“ Der Täter müsse hart bestraft werden.

Im rheinland-pfälzischen Idar-Oberstein war am Wochenende ein Tankstellenkassierer nach einem Streit mit einem Kunden um die Maskenpflicht erschossen worden. Der Kunde habe sich geärgert, weil der Mitarbeiter ihm kein Bier verkaufen wollte, da er keinen Mund-Nasen-Schutz getragen habe, sagte Ober­staatsanwalt Kai Fuhrmann gestern in Idar-Oberstein.

Gegen den deutschen Tatverdächtigen aus dem Kreis Birkenfeld erging Haftbefehl wegen Mordes vor dem Amtsgericht Bad Kreuznach. Der mutmaßliche Täter habe gestanden, den 20 Jahre alten Studenten mit einem gezielten Schuss in den Kopf getötet zu haben, sagte Fuhrmann.

Zum Motiv habe er angegeben, dass ihn die Situation der Coronapandemie stark belaste. Er habe sich in die Ecke gedrängt gefühlt und „keinen anderen Ausweg gesehen“, als ein Zeichen zu setzen. Das Opfer schien ihm dabei „verantwortlich für die Gesamtsituation, da es die Regeln durchgesetzt habe“, sagte Fuhrmann.

Nach den bisherigen Ermittlungen hatte der 49-Jährige am Samstagabend den Verkaufsraum der Tank­stelle ohne Maske betreten und zwei Sechserpack Bier auf den Tresen an der Kasse gestellt. Der Kassie­rer wies den Mann auf die Maskenpflicht hin – woraufhin der Mann den Raum verließ und dabei drohend die Hand hob.

Eine gute Stunde später sei er erneut in der Tankstelle erschienen – diesmal habe er eine Mund-Nasen-Bedeckung getragen, wieder ein Sechserpack Bier genommen, und sei zur Kasse gegangen. „Dort setzte er die Mund-Nasen-Bedeckung ab“, sagte Fuhrmann. Der Kassierer habe den Mann erneut auf die Einhal­tung der Maskenpflicht hingewiesen: Daraufhin zog der Täter einen Revolver und erschoss den 20-Jährigen. © dpa/aerzteblatt.de

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Kommentare

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Avatar #892062
Malkovich
am Mittwoch, 22. September 2021, 04:56

Unfassbar, diese Kommentare - aber plausibel

@wolf-2

Ihre Empörung ist berechtigt. Aber das DÄ-Forum scheint komplett unmoderiert zu sein und wird wie viele andere z.T. halbautomatisch zugetrollt.

Dahinter stehen wirtschaftliche Interessen z.B. der Eso- und Homöo-Szene (siehe "FDP Heilpraktikerberuf erhalten" DÄ-16APR2019) als auch polit-strategische z.B. durch die St.Petersburger Trollfabrik. Dazu kommen noch die Ego-Probleme von im Sektenauftrag schreibenden echten Individuen, i.S. von "Qualifikationsnachweis". Hier sind etwa dieBasis, III.Weg, Neuheiden, QAnon, Evangelikale usw. zu nennen, aber auch die AfD, die offen einen antidemokratischen und rassistischen Diskurs betreiben, zusammen mit den einschlägig bekannten Verlagen und Instituten mit Gegenaufklärungs-Agenda, die es nicht erst seit Corona gibt. Eine besondere Rolle spielen Ärzte als Scharfmacher und Professoren, die ihren intellektuellen Zenit lang überschritten haben, sowie Pseudo-Journals (DÄ-01AUG2019).

Insgesamt haben wir es mit einem korrupten Desinformationsgewerbe zu tun, dessen Agressivität und Boshaftigkeit jedes noch so verlogene Marketing der Pharmaindustrie weit in den Schatten stellt. Und anders als man dieser unterstellt, geht jenes Gewerbe auch über Leichen, eine klassische Projektion.

Das Fremdschämen der liberalen Öffentlichkeit hält sich regelmäßig in Grenzen: man analysiert wie ein 4XL-Blatt die Fälle quasi mit aufgebaut hat, wie der Blog einer ebenfalls 4XL-Zeitung von Weltformat die Opfer verhöhnt und wie die rechte untere Ecke einer C-Partei dem ermordeten Parteifreund eine Eigenschuld zuschreibt. Denn wir sind in der neuen Mitte der Gesellschaft, beim Kollegen Pommer.

Seine Agenda besteht darin, wissenschaftliche Zweifel in mangelnde Wahrhaftigkeit umzuinterpretieren und Nachrichtenmüll mit Fundiertem gleichzusetzen ("False Balance"). Er will nichts im Sinne wissenschaftlicher Evidenz überprüfen, sondern ein Narrativ unterbringen. Ein starker unverrrückbarer Glaube ist Wissenschaft genug: Opus Deiliban.

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