Vermischtes
Modellversuch zu Grippeimpfungen in Apotheken startet, Kritik aus KV-System
Freitag, 24. September 2021
Dortmund – Die Krankenkasse AOK Nordwest startet heute in Dortmund ihren Modellversuch in Westfalen-Lippe für Grippeschutzimpfungen in Apotheken. Die AOK-Modellregion umfasst rund 700 Apotheken in Dortmund und mehreren Kreisen der Region. Ziel sei, die Impfquote gegen Influenza zu steigern, sagte ein AOK-Sprecher. Es gehe nicht darum, den Hausärzten Konkurrenz zu machen.
Der Vorstand der Kassenärztlichen Bundesvereinigung (KBV) erneuerte seine Kritik an der Durchführung von Impfungen in Apotheken. Die Durchführung einer Impfung sei und bleibe eine originär ärztliche Aufgabe, betonten Andreas Gassen, Vorstandsvorsitzender der KBV, und seine Vorstandskollegen Stephan Hofmeister und Thomas Kriedel.
Damit erteilte der KBV-Vorstand Aussagen der Bundesvereinigung Deutscher Apothekerverbände (ABDA) eine Absage, mit dem Impfen in Apotheken die Impfquote verbessern zu wollen. „Die Apotheken haben die Aufgabe, die Versorgung mit Medikamenten und Impfstoffen flächendeckend sieben Tage die Woche sicher zu stellen – und das jeden Tag 24 Stunden lang“, sagte der stellvertretende Vorstandsvorsitzende Stephan Hofmeister.
„Außerdem beinhaltet das Impfen ja nicht nur die Injektion an sich“, so Hofmeister, stellvertretender KBV-Vorstandsvorsitzender. Der Vorgang umfasse ebenso die Impfanamnese, die Aufklärung zur Impfung, den Ausschluss von akuten Erkrankungen und Kontraindikationen sowie bei bestehenden Erkrankungen die Bewertung, ob eine Impfung durchgeführt werden kann. „All dies setzt eine entsprechende ärztliche Aus- und Weiterbildung voraus, über die Apotheker jedoch nicht verfügen“, betonte Gassen.
Die Kassenärztliche Vereinigung Westfalen-Lippe (KVWL) übte ähnliche Kritik. Impfen sei Alltagsgeschäft der Hausärzte; diese hätten darin die größte Erfahrung, sagte eine Sprecherin.
Ein Gesetz vom Frühjahr 2020 erlaubt Grippeschutzimpfungen auch in Apotheken. Der AOK-Sprecher betonte, dass die Apotheker gut geschult seien. Der dreijährige Modellversuch werde ausgewertet. Wenn die Ergebnisse positiv ausfielen, könne man sich eine Ausweitung vorstellen oder womöglich träten andere Kassen bei. Bisher gilt das Angebot nur für AOK-Mitglieder in der Modellregion.
Laut der Sprecherin der KV Westfalen-Lippe sollen teilnehmende Apotheker 12,71 Euro pro Grippeimpfung bekommen. Hausärzte erhielten für Grippeimpfungen kassenübergreifend 8,05 Euro.
Nach früheren Angaben der Ständigen Impfkommission am Robert-Koch-Institut (RKI) sind nur rund 35 Prozent der Risikogruppe der über 60-Jährigen gegen Influenza geimpft. Einen ähnlichen Modellversuch wie jetzt in Westfalen-Lippe hatte es im Vorjahr bereits im Rheinland gegeben. © EB/dpa/aerzteblatt.de

Nachrichten zum Thema




Kommentare
Die Kommentarfunktion steht zur Zeit nicht zur Verfügung.