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Genomanalyse: Lepra offenbar schon länger bei Schimpansen verbreitet

Dienstag, 16. November 2021

/picture alliance, PA Media, Tai Chimpanzee Project, Universit

Berlin – Ein internationales Forscherteam hat in zwei Regionen Afrikas den Erreger der Lepra bei wild lebenden Schimpansen nachgewiesen. Die in Nature (2021; DOI 10.1038/s41586-021-03968-4) vorge­stellten Genomanalysen deuten darauf hin, dass der Erreger schon seit längerer Zeit im Tierreich existiert haben könnte.

Der Erreger der Lepra, das Mycobacterium leprae, schien lange Zeit nur beim Menschen aufzutreten. Erst vor wenigen Jahren wurde der Erreger auch im Tierreich beim Neunbinden-Gürteltier (Dasypus novem­cinctus) und zuletzt auch beim eurasischen Eichhörnchen (Sciurus vulgaris) nachgewiesen.

Bei wild lebenden Affen war M. leprae bisher nicht isoliert worden. Dass auch die Schimpansen, die nächsten Verwandten des Menschen im Tierreich, an Lepra erkranken können, zeigten zunächst die Aufnahmen mit Wildkameras, die Forscher im „Parque Nacional de Cantanhez“ (PNC) in Guinea-Bissau und im Nationalpark Taï (TNP) in der Elfenbeinküste gemacht hatten.

Die Tiere wiesen im Gesicht und anderen sichtbaren (weil nicht von Fell verdeckten) Körperregionen die für die Lepra typischen großen hypopigmentierten Knötchen auf. Teilweise waren auch ulzerierte Läsionen und Schwellungen erkennbar, die eine klinische Verdachtsdiagnose erlaubten.

Im PNC wiesen nicht weniger als 5,6 Prozent der Tiere sichtbare Läsionen auf. Das Team um Fabian Leendertz vom Robert-Koch-Institut (RKI) in Berlin hält es für möglich, dass die Prävalenz weitaus größer sein könnte, wenn es wie beim Menschen paucibazilläre Formen geben sollte, die nicht äußerlich erkennbar sind.

Die Forscher konnten die Diagnose einer Lepra im PNC an Stuhlproben der Schimpansen bestätigen. Im TNP wurden die Erregergene auch in der Milz von verstorbenen Tieren nachgewiesen.

Da M. leprae nach derzeitigem Kenntnisstand weitgehend auf den Menschen angepasst ist, käme als Übertragungsweg in erster Linie ein Kontakt mit Menschen infrage. Die Lepra wird allerdings nur bei einem engen und längeren Kontakt übertragen. Dies wäre im TNP noch denkbar, weil die Tiere sich in der Nähe von Menschen aufhalten, im PNC leben die Tiere fern der Menschen.

Die Genomanalysen ergaben, dass sich die Gene stark von anderen bisher bekannten M. leprae unter­scheiden. Der gemeinsame Vorfahre eines Isolats aus Guinea-Bissau wurde in einer Stammbaumanalyse auf die Zeit zwischen 352 bis 946 nach Christus datiert.

Ein Isolat aus der Elfenbeinküste könnte sogar zischen 184 vor Christus und 456 nach Christus entstan­den sein. Dass die Erreger in der Antike oder im Mittelalter in einer abgelegenen Region, die damals noch dünner besiedelt war als heute, von Menschen auf Schimpansen übertragen wurde, erscheint un­wahrscheinlich. Die Forscher vermuten, dass es Zwischenwirte gibt und die Leprabakterien im Tierreich weiter verbreiteter sein könnten, als bisher angenommen wird.

© rme/aerzteblatt.de

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