Medizin
Auch Geimpfte können SARS-CoV-2 im Haushalt weitergeben
Freitag, 29. Oktober 2021
London – Vollständig geimpfte Personen können sich zu Hause mit der Delta-Variante von SARS-CoV-2 infizieren und das Virus an ungeimpfte, aber auch an geimpfte Personen weitergeben, die dann aber weniger schwer erkranken.
Die in Lancet Infectious Diseases (2021; DOI: 10.1016/S1473-3099(21)00648-4) vorgestellten Ergebnisse erklären, warum es für Ungeimpfte im Winter schwierig werden wird, der derzeit dominierenden Variante zu entgehen.
Die oberste britische Gesundheitsbehörde UKHSA („UK Health Security Agency“) hat die Übertragung von SARS-CoV-2 in Familien überprüft, in denen wenigstens 1 Person Kontakt zu einem Infizierten gehabt hatte. Bei allen Familienmitgliedern wurden über bis zu 20 Tage Abstriche auf SARS-CoV-2 untersucht. Auf diese Weise konnte das Team um Ajit Lalvani vom Imperial College London ermitteln, wie sich das Virus in den Familien ausgebreitet hat.
Von insgesamt 621 Teilnehmern wurden 163 positiv auf COVID-19 getestet. Die Genomsequenzierung ergab, dass von den 163 Personen 71 mit der Delta-Variante infiziert waren. Diese 71 Personen lebten in den einzelnen Haushalten mit 205 anderen Personen zusammen. Von diesen 205 Personen waren 126 vollständig geimpft. Dennoch infizierten sich 31 (25 %) mit der Delta-Variante. Unter den nicht geimpften Personen gab es 15 Infektionen (38 %).
Dies zeigt, dass auch vollständig geimpfte Personen sich leicht anstecken können, wenn es in ihrer Familie eine SARS-CoV-2-Infektion gibt. Das Risiko steigt mit dem zeitlichen Abstand zur Impfung: Bei den Infizierten lag die Impfung median 101 Tage zurück, bei den nicht Infizierten waren es nur 64 Tage. Lalvani schließt daraus, dass das Infektionsrisiko innerhalb von 3 Monaten nach der 2. Impfdosis aufgrund einer nachlassenden Immunität ansteigt. Er rät allen Personen, den Impfschutz auffrischen zu lassen, sobald es ihnen angeboten wird.
zum Thema
aerzteblatt.de
Bei insgesamt 133 Personen konnten die Forscher den Verlauf der täglichen Viruslast darstellen: Die Geimpften hatten zu Beginn ihrer Infektion die gleiche Virusmenge im Abstrich wie die Ungeimpften. Dies könnte laut Lalvani erklären, warum sich das Virus auch in Ländern mit einer hohen Impfquote derzeit weiter ausbreitet. Die Viruslast nahm jedoch bei den Geimpften schneller ab. Sie könnten über eine kürzere Zeit ansteckend sein.
Die Studie zeigt, dass eine Impfung nicht vor einer Infektion schützt (wohl aber vor einem schweren Verlauf). Auch Geimpfte sollten deshalb weiter vorsichtig sein und die Hygieneregeln einhalten, wenn sie sich und andere schützen wollen. © rme/aerzteblatt.de

Nachrichten zum Thema

