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Ärzteschaft

Hartmannbund: Prävention mehr Raum im Gesundheitswesen geben

Freitag, 5. November 2021

Klaus Reinhardt ist Präsident des Hartmannbundes und auch Präsident der Bundesärztekammer /Hartmannbund, Florian Schuh

Berlin – Der Präsident des Hartmannbundes, Klaus Reinhardt, hat die Ärzteschaft dazu aufgerufen, die Prävention von Erkrankungen durch einen nachhaltigen Lebensstil stärker in den Blick zu nehmen. „Heute ist unser Gesundheitswesen im Wesentlichen ein Reparaturbetrieb“, sagte Reinhardt auf der Hauptversammlung des Hartmannbundes in Berlin.

Zum Teil würden dabei sensationelle Ergebnisse erzählt. Dennoch sei dies nur ein Aspekt eines vernünf­tigen Systems. „Zu einem guten Gesundheitswesen gehört ebenso der Aspekt, wie gesunde Menschen in einer gesunden Umwelt mit einem gesunden Lebensstil leben sollen“, sagte Reinhardt. Und das betreffe nicht nur, nicht zu rauchen und sich mehr zu bewegen.

„Wir als Ärzteschaft sollten mehr über dieses Thema diskutieren“, meinte der Präsident der Bundesärztekammer. „Das haben wir in den letzten Jahrzehnten zu wenig getan.“ Denn das Thema sei wichtig: nicht nur für das Wohlergehen des einzelnen, sondern für das Wohlergehen der ganzen Gesellschaft.

Es habe viel damit zu tun, welche Vorbilder es in einer Gesellschaft gebe und welche Werte und Wertig­keiten bestimmten Lebensstilen zugemessen würden. „Im Idealfall führt eine gute Prävention dazu, dass manche Behandlungen nicht mehr notwendig werden“, sagte Reinhardt und forderte: „Wir sollten uns in unserem Lebensstil langfristig so entwickeln, dass wir sagen können: Wir stehen im Einklang mit unse­ren natürlichen Ressourcen. Es lohnt sich, darüber nachzudenken.“

Digitalisierung nicht mit Strafen durchsetzen

Neben der Dekarbonisierung nannte Reinhardt die Digitalisierung und die Demografie als große Heraus­forderungen für die neue Bundesregierung. „Bei der Digitalisierung bestehen große Chancen“, meinte er.

„Und wir kommen nicht darum herum, unsere Kommunikationswege und die digitalen Techniken weiter­zuentwickeln. Was wir allerdings aktuell im Bereich der Telematikinfrastruktur erleben, ist ein Trauer­spiel.“ Denn viele Ärztinnen und Ärzte erlebten derzeit in ihren Praxen, dass das elektronische Rezept und die elektronische Arbeitsunfähigkeitsbescheinigung nicht funktionierten.

„Wir wollen eine Digitalisierung, die uns Arbeit abnimmt, damit wir mehr Patienten betreuen können“, sagte Reinhardt. „Das wird derzeit aber nicht erreicht.“ Die Digitalisierung könne sich nur durch Sinnhaf­tigkeit und nicht mit Sanktionen durchsetzen. Wenn man ein System mit Strafen zur Anwendung bringen müsse, dann könne etwas mit dem System nicht stimmen.

Der demografische Wandel sei zudem die wesentliche Ursache dafür, dass Deutschland weiter auf einen Fachkräftemangel zusteuere. „Wenn wir uns nicht auf den Weg machen, dieses Thema anzugehen, werden die Zeiten irgendwann ungemütlich werden“, mahnte der Präsident des Hartmannbundes. „Der demogra­fi­sche Wandel muss uns als Gesellschaft beschäftigen. In der politischen und in der öffentlichen Debatte wurde dieses Problem allerdings noch nicht ausreichend angesprochen.“

Vor dem Hintergrund der derzeit ansteigenden COVID-19-Zahlen befürwortete Reinhardt eine Booster­im­pfung, die sechs Monate nach der zweiten Impfung vorgenommen wird. „Das ist eine pragmatische He­rangehensweise an das Problem“, meinte er. Denn dadurch werde auch die Priorisierung der jewei­ligen Patientengruppen nachvollzogen, die es zum Jahresbeginn gegeben habe.

„Auf diese Weise entfällt auch der Beratungsbedarf in den Praxen“, so Reinhardt. Denn jeder brauche nur auf seinen Impfausweis zu schauen, um zu wissen, wann er eine Boosterimpfung erhalten könne.
„Auch bei der Frage, wo die Impfungen durchgeführt werden, sollten wir pragmatisch vorgehen“, schlug Reinhardt vor.

„Dort, wo Impfzentren mit wenig Aufwand wieder hochgefahren werden können, sollte dies geschehen. Je mehr Zentren wieder geöffnet haben, desto einfacher ist es für die Menschen, sich ein drittes Mal impfen zu lassen.“ © fos/aerzteblatt.de

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