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Medizin

COVID-19: Neuer Proteaseinhibitor verhindert Hospitalisierung oder Tod in Phase-2/3-Studie

Freitag, 5. November 2021

/Eric Hood, stock.adobe.com

New York – Ein oraler Wirkstoff, der die 3C-Protease von SARS-CoV-2 blockiert, hat in einer Phase-2/3-Studie bei den meisten ambulanten Risikopatienten mit kurzer Symptomdauer einen schweren Verlauf mit Hospitalisierung oder Tod verhindert. Die Studie wurde nach einer Zwischenauswertung vorzeitig beendet. Der Hersteller Pfizer will in Kürze die Zulassung von Paxlovid beantragen.

Die klinische Entwicklung von Wirkstoffen, die die Replikation von SARS-CoV-2 hemmen, schreitet offen­bar gut voran. Im letzten Monat hatte der US-Hersteller Merck (MSD) günstige Ergebnisse zu dem Virustatikum Molnupiravir vorgestellt, das die virale RNA-Polymerase zu Kopierfehlern veranlasst. Molnupiravir hatte in einer Phase-3-Studie bei Patienten mit leichter oder mittelschwerer COVID-19 das Risiko auf eine Hospitalisierung oder Tod um etwa 50 % gesenkt.

Jetzt stellt der Hersteller Pfizer Ergebnisse zu dem 3C-Protease-Inhibitor PF-07321332 vor, der in Kombination mit Ritonavir (einem aus der HIV-Therapie bekannten „Wirkstoffverstärker“) in einer Phase-2/3-Studie ebenfalls ein gutes Ergebnis erzielt hat.

An der Studie EPIC-HR („Evaluation of Protease Inhibition for COVID-19 in High-Risk Patients“) hatten in Nord- und Südamerika, Europa (ohne deutsche Beteiligung), Afrika und Asien Patienten teilgenommen, deren SARS-CoV-2-Nachweis weniger als 5 Tage zurücklag und die an mindestens 1 COVID-19-Symptom litten.

Die Teilnehmer mussten mindestens 1 Risikofaktor für einen schweren Verlauf haben. Die Patienten nahmen über 5 Tage 2mal täglich 1 Tablette ein, die entweder PF-07321332 plus Ritonavir oder Placebo enthielt. Primärer Endpunkt war ein COVID-19-bedingter Krankenhausaufenthalt oder ein Tod aus jeglicher Ursache.

Die Studie war ursprünglich auf 3.000 Teilnehmer angelegt. Bei einer Zwischenauswertung zeichnete sich kürzlich jedoch ein deutlicher Vorteil der Behandlung ab. Bei den Patienten, die innerhalb von 3 Tagen nach Symptombeginn mit PF-07321332 plus Ritonavir behandelt wurden, kam es nur bei 3 von 389 Patienten (0,8 %) zum primären Endpunkt (Hospitalisierung oder Tod) gegenüber 27 von 385 Patienten (7,0 %) in der Placebogruppe. Die Studienleitung ermittelt eine Reduktion um 87 %, die nach Angaben des Herstellers statistisch signifikant war. In der PF-07321332 plus Ritonavirgruppe gab es keinen einzigen Todesfall gegenüber 7 in der Placebogruppe.

Auch bei Patienten, die innerhalb der ersten 5 Tage nach Symptombeginn behandelt wurden, war ein klarer Vorteil erkennbar: Der primäre Endpunkt trat bei 6 von 607 Patienten (1 %) auf gegenüber 41 von 612 Patienten (6,7 %) in der Placebogruppe. In der PF-07321332 plus Ritonavirgruppe gab es auch hier keinen Todesfall gegenüber 10 in der Placebogruppe.

Angesichts der günstigen Ergebnisse hat der Hersteller auf Anraten der Studienleitung („Data Monitoring Committee“) die Studie vorzeitig abgebrochen. Er kündigt an, bei der FDA eine Notfallzulassung für Paxlovid zu beantragen.

Derzeit laufen noch 2 weitere Phase-2/3-Studien: In der Studie EPIC-SR werden Patienten ohne Risikofaktoren behandelt. Die Studie EPIC-PEP untersucht den Nutzen in der Postexpositionsprophylaxe bei Familienmitgliedern von Infizierten.

PF-07321332 gehört zu den Wirkstoffen, die Pfizer 2003 zur Behandlung von SARS entwickelt hatte, die wegen des Endes der Epidemie aber niemals klinisch getestet wurden. Ein weiterer Wirkstoff aus diesem Reservoir, PF-07304814, wird derzeit in der Studie ACTIV-3 des US-National Institute of Allergy and Infectious Diseases auf seine Wirksamkeit bei Patienten geprüft, die wegen einer schweren Erkrankung bereits im Krankenhaus behandelt werden. © rme/aerzteblatt.de

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